Etwas Neues ist im ersten Moment immer ungewohnt, aber es ist auch aufregend und spannend. Genau so wird die F1-Saison 2007 - ohne jenen Fahrer, der das vergangene Jahrzehnt beinahe nach Belieben dominierte, müssen andere in den Vordergrund treten; und wiederum andere werden die Plätze jener einnehmen, die bislang neben dem Mann mit dem Siegabonnement für zwischenzeitliche Schlagzeilen sorgten.

Seinen Anfang nahm diese frische, neue Zukunft der Königsklasse in der vergangenen Woche. Während Michael Schumacher einen seiner womöglich letzten F1-Tests in der Abgeschiedenheit von Mugello absolvierte und Fernando Alonso weiter an seiner Knieverletzung laborierte und deshalb die Tests ausließ, traten in Silverstone andere, neue Namen in den Mittelpunkt.

Einer dieser Namen war in der F1-Welt schon vorher geläufig: Nelson Piquet stand gleich an zwei von drei Testtagen auf der grünen Insel ganz oben in den Ergebnislisten. Nur ein kleiner Namenszusatz am Ende der Zeile ließ uns bemerken, dass die Zeit nicht zurückgedreht wurde: Denn es war nicht der dreifache Weltmeister, der den Renault zweimal auf Platz 1 stellte, sondern dessen Sohn Nelson Piquet jr. Dank einer raschen Eingewöhnung und eines "Performance-orientierten Setup-Programms", wie es so schön in der Renault-Sprache hieß, schaffte Nelsinho auf Anhieb schnelle Rundenzeiten.

Aber Piquet Junior war nicht der einzige Neuling, der vor den Augen seines Vaters und der versammelten Formel 1-Welt debütierte. Nach einem kleinen Shakedown am Dienstag war am Mittwoch so eine Art englischer Nationalfeiertag: Mit Lewis Hamilton debütierte endlich die neue, große Hoffnung des britischen Motorsports. Und auch der GP2-Champion wusste auf Anhieb zu überzeugen: Platz 3 am dritten und letzten Testtag. Schneller waren nur Piquet und dessen Vorgänger als GP2-Vizemeister; der Renault-Nachfolger von Weltmeister Fernando Alonso, Heikki Kovalainen.

Willkommen in der Formel 1: Nelson Piquet jr., Foto: Sutton
Willkommen in der Formel 1: Nelson Piquet jr., Foto: Sutton

Der Spanier wird im nächsten Jahr nicht nur der einzige aktive Weltmeister sein, sondern zusammen mit Kimi Räikkönen und Jenson Button auch in den Kreis der Etablierten, der "Alten" aufsteigen und damit in der jungen Generation Platz für Kovalainen, Rosberg und Hamilton machen. Aus deutscher Sicht gibt es sogar noch mehr Grund zum Optimismus: In dieser Woche wurden die Freitagseinsätze von Adrian Sutil in Suzuka sowie Sebastian Vettel bei allen drei ausstehenden Rennen bestätigt. Beide besitzen zudem gute Chancen auch im nächsten Jahr zumindest als Freitagsfahrer weiter in der Formel 1 dabei zu sein - Sutil spekuliert sogar auf ein Stammcockpit bei Spyker MF1. Sein härtester Gegner im Kampf um den zweiten Platz neben Christijan Albers dürfte aus Österreich kommen - dort schwärmte Christian Klien nach einem Besuch im MF1-Werk von der Truppe. In diesem Jahr wird der Ex-Red-Bull-Pilot jedoch nicht mehr an einem GP-Wochenende im Auto sitzen.

Dass dies in den letzten beiden Testwochen auch auf den neuen Anführer der Eliteliga zutraf, rief erwartungsgemäß sofort Spekulationen hervor, wonach Renault seinen Champion ein Testverbot auferlegt habe, um einen Technologietransfer zu McLaren Mercedes zu verhindern. Das gelb-blaue Dementi ließ nicht lange auf sich warten, aber selbst wenn Alonso nicht nur von seiner Knieverletzung und einem PR-Termin vom Testen abgehalten wurde, wäre das nicht sonderlich verwerflich. Immerhin ist das in der Formel 1 gang und gebe - nicht umsonst sitzen Fahrer in 99% der Fälle erst nach dem Ablaufen ihres Vertrages in den Autos ihrer neuen Arbeitgeber und müssen Techniker und Ingenieure den berüchtigten Gardening Leave über sich ergehen lassen, bevor sie ihre neuen Schreibtische einräumen dürfen. Daran wird auch das frische, junge Blut so schnell nichts ändern.

Aber auch angesichts der jungen Wilden sollte man die alte Generation noch nicht ganz abschreiben, davon ist zumindest einer der alten Garde überzeugt - einer, der immerhin Doppelweltmeister ist: "Ich bin sicher", verriet uns Mika Häkkinen, "dass Michael irgendwann auf die ein oder andere Art zurückkommen wird. Das Rennfahren liegt uns allen im Blut, wir lieben die Rennen, wir lieben es, Auto zu fahren. Selbst mit einem normalen Straßenauto macht mir das einfach Spaß."