Sonntag Abend in Monza, kurz nach halb fünf, in der Red Bull Energy Station: Bruno Senna, das ganze Wochenende schon im Fahrerlager unterwegs, um mit verschiedenen GP2-Teams Verhandlungen über seine Zukunft zu führen, ist gerade im Gespräch mit motorsport-magazin.com - da fällt sein Blick auf einen der vielen Bildschirme. Dort flimmern in einem Rückblick auf die Michael Schumacher-Karriere die Szenen von Magny Cours 1992, als der junge Michael Schumacher sich in der Startaufstellung zum Neustart einen energischen Vortrag von Ayrton Senna anhören musste, über Fairness im Auto und im Umgang miteinander im allgemeinen - nachdem Schumi dem dreimaligen Weltmeister in der Startrunde ins Auto gekracht war.

Bruno muss ehrlich lachen, als er die alten Bilder sieht - und sieht den jetzigen Schumacher-Rücktritt unter zwei Aspekten: "Einerseits ist es so, dass das einen Umbruch einleitet, der jetzt erst recht den Weg frei macht für eine neue Fahrergeneration in de Formel 1. Auf der anderen Seite ist es schade, dass ich, wenn ich in die Formel 1 komme, jetzt nicht mehr gegen ihn fahren darf. Aber ich glaube, er hat für sich den richtigen Moment gefunden. Er tritt ab, so lange er noch oben ist und riskiert nicht, vorher abzustürzen."

Der Brasilianer macht allerdings keinen Hehl daraus, dass er im WM-Kampf eher Fernando Alonso die Daumen drückt - allein schon deshalb weil auch er die ganzen Entscheidungen der FIA vom Schwingungsdämpfer bis Strafversetzungen nicht nachvollziehen kann. "Hier hat ihn wohl auch noch ein bisschen die italienische Seuche erwischt, erst der Reifen, dann der Motor - ein Motor ist doch bei Renault schon ewig nicht mehr hochgegangen. Aber er hat die WM noch lange nicht verloren, er hat noch alle Chancen!"