Alles, was die Journalistenschar am Sonntagabend von Jean Todt wissen wollte, war schon "eine Weile" her. So zum Beispiel die Entscheidung von Michael Schumacher zurückzutreten. Und auch die Verpflichtung von Kimi Räikkönen, mit dem es laut Todt "niemals einen Vorvertrag" gegeben habe. "Wir hatten einen unterschriebenen Vertrag und das war alles. Deshalb musste ich immer lachen, wenn ich etwas über diese ganzen Spekulationen und angeblichen geheimen Meetings mit Kimi gelesen habe."

Wichtig sei nur eines: Mit Kimi habe man einen "sehr starken und sehr talentierten" Fahrer unter Vertrag nehmen können. "Ich mag ihn als Menschen und er hat sich für die nächsten Jahre an Ferrari gebunden." Das ist für Todt das Wichtigste. Aber warum wollte er ausgerechnet den Finnen als Schumacher-Nachfolger nach Maranello holen? "Es gibt momentan viele junge Fahrer, die sich sehr gut schlagen. Felipe und auch Kubica hat ein sehr starkes Rennen gezeigt. Deshalb ist es vielleicht etwas unfair, aber als wir wählen durften, waren die drei Schnellsten auf dem Markt: Einer war bei uns unter Vertrag, einer war unser Favorit und den haben wir bekommen." Nur Fernando Alonso ging von Renault zu McLaren. Den Ice Man dort loszueisen sei einfacher gewesen als viele denken. "Denn er wollte zu Ferrari."

Die große Frage ist nun, ob Kimi in die großen Fußstapfen seines weltmeisterlichen Vorgängers treten kann. "Genauso viel Erfolg zu haben wird schwierig", gab Todt zu. "Es liegt an uns, ihm das beste Auto zur Verfügung zu stellen." Dann könne Kimi schon in seinem ersten Jahr Weltmeister werden. Eines verweist Todt aber gänzlich ins Reich der Fabeln: "Alle die glauben, dass Michael sich für einen Rücktritt entschieden hat, weil er nicht gegen Kimi fahren wollte, sind einfach nur dumm."

Eine so enge Beziehung wie zwischen Todt und Schumacher wird der kleine Franzose mit seinem neuen Starfahrer nicht mehr aufbauen können - vielleicht sogar, weil er ebenfalls am Ende des Jahres zurücktritt. "Meine Zukunft ist in meinem Kopf bereits seit einer Weile klar", sagte er. "Michael und ich sind sehr gute Freunde und wir werden zukünftig viel Zeit miteinander verbringen - aber nicht zwangsläufig bei der Arbeit."

Die Arbeit überlassen die beiden ab 2007 Felipe Massa und Kimi Räikkönen. "Das ist das Gute an Menschen", sagte Todt. "Sie sind nicht wie Autos, wo es immer die gleichen Spezifikationen gibt. Jeder Mensch hat seine individuellen 'Spezifikationen' - das mag ich sehr."