Istanbul war schlicht und einfach traumhaft - besser kann man das Debüt von Sebastian Vettel nicht beschreiben. Aber schon eine Woche danach wurde er von der Formel 3-Realität eingeholt: die Speeds waren zwei Etagen niedriger angesiedelt, die Reifen nicht vorgewärmt und somit noch nicht sofort für schnelle Runden zu gebrauchen, die Räder drehten durch, der Grip fehlte und die Bremsen waren nicht so kraftvoll.

Überhaupt spielte die Formel 1 in Zandvoort keine Rolle: "Das Thema Formel 1 war in Zandvoort uninteressant, da es mir dort nicht weitergeholfen hat", sagte er überzeugend. "Dort ging es um die F3 und die ist noch immer meine Priorität in dieser Saison."

Größer können die Unterschiede aber kaum sein, denn aus den Niederlanden ging es direkt weiter nach Monza, wo er letzte Woche bereits getestet hat. "Die Tests waren sehr wichtig, da ich die Strecke noch nicht kannte. Sie ist sehr schnell und daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Es hat aber Spaß gemacht."

Wie geht also ein Jungspund mit dem Mythos Monza um? "Ich war das erste Mal hier und kannte somit alles nur aus dem Fernsehen", erinnerte er sich. "Ich bin nur am Dienstag und Donnerstag gefahren, deshalb hatte ich am Mittwoch frei und konnte mir die alte Strecke einmal anschauen." Dabei hat es ihm besonders die alte Steilwandkurve angetan. "Ich kam zu Fuß kaum hoch, man kann sich nicht vorstellen da zu fahren. Das sieht absolut brutal aus."

Aber: "Früher sind die Fahrer dort nicht nur schnell gefahren, sondern haben sich auch noch gegenseitig überholt. Andererseits hätte man sich damals wohl kaum vorstellen können, das zu machen, was wir heute machen." Trotz der Änderungen hat Monza noch viel vom früheren Charakter und ist laut Sebastian "verdammt" schnell. "Im F1-Auto sowieso und für mich erst Recht." Angst hatte er keine, jedoch Respekt. "Man kommt schon verdammt schnell an. Bei 340 km/h mal ist es nicht möglich mal schnell aus dem Cockpit zur Seite zu schauen und jeden Grashalm zu erkennen; da muss man schon wissen, wo man bremsen und einlenken muss. Wenn da einer seinen Bremspunkt an einem Grashalm ausmacht: Respekt!"

Natürlich sind die Geschwindigkeiten im High-Speed-Tempel durch die V8-Motoren langsamer geworden, "aber für mich ist es noch schnell genug", lachte Sebastian. "Nach dem Mittagessen habe ich schon gemerkt, dass es im Magen etwas rumort, aber mir war nicht übel. Ich habe aber auch nicht viel gegessen." Neben seinem Magen spürte er am Ende seiner beiden langen Testtage vor allem den Hals. "Der Speed zieht schon ordentlich am Helm - das ist nicht ohne." Nach zwei, drei Stunden hatte er sich aber daran gewöhnt. "Die Querbeschleunigung ist nicht so dramatisch, aber beim Bremsen wird der Hals schon ein bisschen länger."