In Monza steigt Nelson Piquet jun. am kommenden Wochenende zum letzten Mal in ein GP2-Auto. Der neu ernannte Renault-Testfahrer liegt in der Meisterschaft zwar zehn Punkte zurück, ist aber selbstbewusst genug um den Kampf noch nicht aufgegeben zu haben. "Ich bin 100 Prozent sicher, dass ich es schaffen kann," erklärte der Sohn des Ex-Formel 1-Weltmeisters Nelson Piquet im Interview mit Autosport.

Arrogant, verwöhntes Kind eines reichen Vaters, hat mehr Glück als Talent, hast nur einen großen Namen und so weiter. Die Attribute, die Nelson Piquet jun. zugeschrieben werden, sind alles andere als schmeichelhaft für den jungen Brasilianer. Andererseits ist der 21-jährige auch der Mädchenschwarm unter den GP2-Piloten und hat seine eigene Meinung, warum viele ihn wohl nicht mögen. "Ich denke, es ist vielleicht Neid. Im Motorsport hassen mich viele. Bei den Fans wüsste ich nicht, wieso sie mich hassen sollten, vielleicht wegen meines Vaters," sinniert er. "Aber das ist normal. Jeder hat Menschen, die ihn hassen und welche, die es nicht tun."

Neslon Piquet jun., der Mädchenschwarm der GP2, Foto: Sutton
Neslon Piquet jun., der Mädchenschwarm der GP2, Foto: Sutton

Aussagen wie diese bestätigen in den Augen vieler die Meinung, Piquet sei arrogant und hätte sein Vater ein solches Statement abgegeben, hätte man nur gelacht und es eben als "typisch Piquet" abgetan. Der Fluch des großen Namens und der Vergleich mit seinem Vater bereiten Piquet jun. offenbar mehr Probleme, als nach außen zu erkennen ist. "Ich bin ein sehr ruhiger und auch sehr scheuer Mensch," erklärt Nelsinho. "Ich brauche lange, bevor ich mich Leuten gegenüber öffne. Wenn ich nicht Nelson Piquet wäre, würden auch alle sagen, dass ich scheu sei."

"Einige denken, ich sei arrogant weil ich eben den Namen trage: Sie sehen mich an und erinnern sich an meinen Vater und ich weiß nicht, was in ihren Köpfen vor sich geht. Leute, die mich kennen, wissen es auch: ich kann ab und zu überreagieren, wenn etwas schief läuft, aber das machen alle Fahrer." Als neuer Testfahrer bei Renault wird sich der Südamerikaner etwas umstellen müssen und sein Temperament besser im Zaum halten, sagt er. "Ich denke in der Formel 1 muss ich noch liebenswürdiger sein, alleine schon wegen meines Namens: Wenn ich den Namen nicht hätte, könnte ich sein, wie ich will, weil ich aber Nelson Piquet heiße muss ich netter sein und auch etwas übertreiben, damit die Leute denken, "oh, er ist okay, er ist nicht arrogant."

Nelson Piquets Selbstbewusstsein hat unter den Anfeindungen nicht gelitten und, will er auf der Strecke in die Fußstapfen seines berühmten Vaters treten, darf es das auch nicht. "Ich habe allen bewiesen, dass ich schnell bin, vielleicht schneller als alle anderen da draußen, immerhin habe ich dieses Jahr schon sechs Pole Positions, ich hatte nur etwas Pech," betont er. "Die Meisterschaft ist aber noch offen und ich bin sicher, dass ich gewinnen und so allen beweisen kann, dass ich nicht nur einen großen Namen trage, sondern auch Talent habe."

Der Sieg in der GP2 wäre für Piquet mehr als nur der Gewinn einer Meisterschaft, er wäre eine Möglichkeit, etwas weiter aus dem Schatten seines berühmten Vaters zu treten. "Ich könnte allen beweisen, dass ich eine Meisterschaft gewinnen kann, mit einem neuen Team, meinem eigenen Team, einem Team, das ich im Prinzip selbst führe und aufgebaut habe. Ich verliere nicht gegen das beste Auto und gegen den angeblich besten Fahrer. Ich werde gewinnen: Ich werde beweisen, dass ich der beste Fahrer bin, mit einem guten Team, nicht dem besten Team, aber einem Team, das sehr hart gearbeitet hat und ich werde es schaffen."

Mit dem eigenen Team an die Spitze, Foto: Sutton
Mit dem eigenen Team an die Spitze, Foto: Sutton

Ob Nelson Piquet es in Monza wirklich schafft, die Meisterschaft für sich zu entscheiden, steht noch in den Sternen, seinen Platz in der Formel 1 hat er auf jeden Fall sicher. Und er ist bereit. "Ich sollte wohl ein Jahr als Testfahrer arbeiten und dann ein Cockpit bekommen. Es wird am Anfang sicher schwer sein, aber so ist das immer. Man muss erst einmal lernen und man muss Fehler machen um zu lernen." Fehler hat Nelson Piquet schon einige gemacht, sei es auf oder abseits der Strecke und das alles im harten Licht der Öffentlichkeit, das mit dem berühmten Namen verbunden ist. Vielleicht bekommt er jetzt endlich die Möglichkeit zu zeigen, wer Nelson Piquet jun. wirklich ist.