Bis Hockenheim war die 17 die entscheidende Zahl in der Formel 1. Nach Michael Schumachers 5. Saisonsieg, dem dritten in Serie, sieht die WM-Rechnung anders aus: 17 minus 6 ergibt nur noch 11 Zähler Rückstand. Die WM-Tabelle beweist: Alonso 100 Punkte, M. Schumacher 89 Punkte. Sechs Rennen vor dem Saisonende ist also alles wieder offen.

Ein Start nach Maß

Schon beim Vorstart zeigte Michael Schumacher was Sache ist: Der Deutsche zog in der ersten Kurve am Pole-Mann Kimi Räikkönen vorbei, ließ diesen danach aber regelkonform wieder passieren. Geschichtskenner erinnern sich sofort an Silverstone 1994. Damals überholte Schumacher seinen Titelrivalen Damon Hill auf dem Weg in die Startaufstellung. Nachdem er im späteren Rennverlauf eine schwarze Flagge ignorierte, wurde Schumacher für zwei Rennen gesperrt. Beim Folgerennen trat er wegen eines Einspruchs dennoch an - jenes Rennen war ausgerechnet sein Heimrennen in Hockenheim. Das Ergebnis war jedoch wenig zufrieden stellend: Schumacher schied mit einem Motorschaden aus.

Zurück in die Gegenwart: Beim eigentlichen Start wiederholte sich dieses Bild nicht. Der Finne blieb bis zu seinem extrem frühen Boxenstopp in Runde 10 in Führung. Danach endete allerdings sein Glück: Statt 7 bis 8 Sekunden stand er wegen eines Problems über 10 Sekunden an der Box. Damit schwanden seine Chancen mit einer Dreistoppstrategie zu triumphieren.

Auch sonst waren die ersten paar Runden richtig Spannungsgeladen: Nico Rosberg flog in den Reifenstapel, Pedro de la Rosa rollte mit einem vermutlichen Elektronikproblem aus, beide BMW Sauber mussten verfrühte Zusatzboxenstopps einlegen und Ralf Schumacher kollidierte mit David Coulthard in der Haarnadel. Trotz seiner unfreiwilligen Flugeinlage konnte Coulthard das Rennen weiter bestreiten.

"Ich habe einen Schlag hinten rechts bekommen", beschrieb Nick Heidfeld seinen Ausfallgrund. "Die Reifen und Bremsen waren beschädigt, da wäre es zu gefährlich gewesen, weiter zu fahren." Sein Teamkollege Jacques Villeneuve kam nur unwesentlich weiter: Er flog nach 33 Runden in die Reifenstapel ab.

Ein paar Kurven weiter vorne hatte sich Nico Rosberg eingangs des Motodroms in die Mauer verabschiedet. "Das Auto lief im Rennen gut. Ich bekam ein ruckartiges Übersteuern - aber letztlich habe ich es wohl übertrieben. Wenn man weiter hinten steht, muss man mehr Risiko eingehen, um nach vorne zu kommen und dann passieren einfach Fehler."

Ein Rennen nach rotem Maß

Für die drei Deutschen Ralf Schumacher, Nick Heidfeld und Nico Rosberg sowie die beiden deutschen Motorenhersteller BMW und Mercedes verlief das Heimspiel alles andere als nach Maß. Ganz anders für den Vierten im Bunde: Michael Schumacher fuhr einen niemals gefährdeten Sieg ein, den Felipe Massa als Zweiter komplettierte.

Nachdem Räikkönen aus dem Weg war, konnte niemand die beiden Roten an der Spitze fordern. Die bislang so überlegenen Renault kämpften ihrerseits mit McLaren, Honda, Williams und Toyota um die hinteren Punkteränge - und zogen in Person von Alonso gegen Button und Räikkönen den Kürzeren. Jean Todt & Co dürften das ebenso mit einem breiten Grinsen verfolgt haben wie Alonsos Beinahe-Abflug sechs Runden vor dem Ende.

Nicht so gern dürften die Roten den Ausfall von Mark Webber gesehen haben. Der Australier fuhr einen tollen Grand Prix, lag lange Zeit auf einem Podestplatz und hätte zumindest Rang 5 nach Hause bringen können. Doch am Ende streikte wieder einmal die Technik des FW28.

Somit waren Kimi Räikkönen und Jenson Button die besten "Verfolger" des Ferrari-Duos. Für Alonso und Fisichella war nicht mehr als die Plätze 5 und 6 zu holen. Die letzten Punkteränge krallten sich Jarno Trulli und Christian Klien.

Ohne die Ausfälle der beiden Williams, die Kollision und Durchfahrtsstrafe von Ralf Schumacher und den Motorwechsel von Jarno Trulli hätte sich die klare Bridgestone-Dominanz noch deutlicher in den Ergebnislisten niederschlagen können. So konnten Alonso, Renault und Michelin zumindest eine gewisse Schadensbegrenzung betreiben.