Der zugespitzte Titelkampf zwischen Fernando Alonso und Michael Schumacher - es ist auch wieder einmal ein Duell der Politik, der kleinen Tricks und versteckten Manöver, der verschlungenen Wege im Hintergrund. Dass Renault seit Indianapolis einiges von seiner Vormachtsstellung eingebüßt hat, ist offensichtlich. Dass ein großer Teil davon daran liegt, dass Bridgestone gegenüber Michelin einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat, auch. Dass es dafür nicht ganz unbedeutend ist, dass zwei ehemalige führende Michelin-Mitarbeiter heute in zwei Bridgestone-Teams arbeiten, liegt auf der Hand.

Pascal Vasselon bei Toyota und Gerard Brusson bei Ferrari haben sicherlich viele Details der im letzten Jahr so erfolgreichen Michelin-Konstruktionen an die Japaner weitergegeben. So grummelt man bei den Franzosen ja intern schon ein bisschen, dass "Bridgestone ja vieles nur kopiert hat..." Wobei man sich die Schuld aber auch ein bisschen selbst zuzuschreiben hat: So versäumten es die Michelin-Oberen, Brusson bei der Trennung eine Sperrklausel in der Vertrag zu schreiben - man hatte darauf gesetzt, dass der sich ganz aus der Formel-1-Welt verabschieden würde und war dann viel zu spät aufgewacht.

Dazu kommt, dass Ferrari natürlich wieder einmal alle politische Macht in die Wagschale wirft, die den Italienern zur Verfügung steht. Das relativ plötzliche Verbot der Schwingungsdämpfer, die Reifenvibrationen verhindern, das vor allem die Michelin-Teams, an der Spitze Renault traf - ob es so ganz aus heiterem Himmel kam, nachdem Ferrari ja bei sich das System nie richtig zum Funktionieren brachte, wie ein Bridgestone-Insider ausplauderte?

Bei BMW sagt es zwar keiner offiziell, aber dass den Bayern nacheinander zwei aerodynamische Neuentwicklungen verboten wurden, während von den flexiblen Ferrari-Flügeln vom Saisonbeginn, die nie wirklich viel steifer wurden, keiner mehr redet, sorgt auch dort für hochgezogene Brauen. Und auch wenn das Renault nicht direkt betrifft - es zeichnet ein Gesamtbild, das die Franzosen im Moment insgesamt ein bisschen zu verunsichern scheint. Intime Renault-Kenner glauben, dass das Team in einem harten WM-Endkampf dem gesamten Ferrari-Komplex mit all seiner Macht und seinen Möglichkeiten nicht gewachsen sein könnte.

Und auch wenn Fernando Alonso versucht, nach außen so cool wie immer zu bleiben - Reaktionen wie die am Samstag, als ihn Michael Schumacher im letzten Qualifying beim Herausfahren aus der Box schnitt und Alonso heftig mit der Faust drohte, zeigen, dass auch seine Nerven angespannt sind. "Wenn man zu emotional wird, dann ist das immer ein schlechtes Zeichen", befand Niki Lauda kritisch. Schumacher blieb ganz cool: "Wenn er ein Problem hat, tut's mir leid - ich habe ihn einfach zu spät gesehen." Die Sportkommissare sahen in der Aktion übrigens keinen Grund für eine Untersuchung - während Toyota für eine ähnliche Situation 5.000 Dollar Strafe aufgebrummt bekam: Ralf Schumacher war zu früh in die Boxengasse geschoben worden - in den Weg von Jenson Button...