Vor drei Tagen feierte Nico Rosberg seinen 21. Geburtstag - nicht viele Menschen können in dem Alter bereits auf ihre erste halbe Formel 1-Saison zurückblicken. Neun Rennen wurden bereits absolviert - Nico zieht eine erste Bilanz: "Mein Highlight war bislang mein erstes Rennen mit der schnellsten Rennrunde. Allerdings finde ich es doof, nach einem halben Jahr immer noch zu sagen, dass mein Highlight das erste Rennen war. Genauso doof ist: In Silverstone bin ich mein bestes Rennen überhaupt gefahren, nur da hat es kein Mensch bemerkt." In England nämlich belegte Rosberg den undankbarsten aller Plätze - Rang neun.

Prinzipiell hatte Nico Rosberg einen formidablen Formel 1-Einstieg - und wer mit seiner Leistung zufrieden ist, hat auch kein Problem, über weniger gute Auftritte zu sprechen - und so erzählt Rosberg in einer sympathischen Offenheit: "Die größte Enttäuschung war ganz sicher Imola. Das war das einzige Rennen, bei dem ich saulangsam war. Ich kam mit dem Auto im Rennen überhaupt nicht zurecht; das Auto ist gehoppelt und ist gerutscht wie es wollte. Da saß ich echt drin und dachte mir: Da geht ja gar nichts. Das war mein absoluter Tiefpunkt in diesem Jahr. Gott sei dank ist das nur einmal passiert."

Entwaffnende Offenheit

Diese offene Art scheint Nico, neben dem Talent, von seinem Vater Keke Rosberg geerbt zu haben. Auch der Weltmeister des Jahres 1982 nimmt sich kein Blatt vor den Mund - was ihm erst unlängst den Unmut einer deutschen Tageszeitung einbrachte, die ihn, nachdem er Michael Schumacher nach dessen "Rascasse"-Aktion im ersten Ärger als "Drecksack" bezeichnete, mit dem Titel "Rotzberg" bedachte. Wie schlug sich eigentlich Herr Keke in seinem ersten Formel 1-Jahr?

Keke Rosberg in seinem Debütjahr 1978 - auf Theodore., Foto: Sutton
Keke Rosberg in seinem Debütjahr 1978 - auf Theodore., Foto: Sutton

Eigentlich ist das kein wirklich fairer Vergleich - denn Keke Rosberg hatte ein recht eigenartiges Debütjahr in der Formel 1 - fuhr für drei verschiedene Teams: Theodore, ATS und Wolf. Wobei er nach vier Rennen für Wolf am Saisonende wieder zu ATS zurückkehrte, also dreimal in einem Jahr das Team wechselte. Mit diesen allesamt weniger als mittelprächtigen Autos konnte Rosberg keinen einzigen WM-Punkt an Land ziehen.

Zwei Punkte im ersten Rennen

Sohnemannn Nico hingegen eroberte gleich in seinem ersten Formel 1-Rennen zwei WM-Punkte - wobei auch hier der Vergleich nicht stimmt, da in den Zeiten von Keke nur die ersten sechs Fahrer mit Punkten bedacht wurden. Dennoch schneidet Nico besser ab: Keke erzielte in seinem Debütjahr mit Platz 10 beim Grand Prix von Deutschland sein bestes Resultat.

Zwar nimmt Nico gerne Tipps seines Vaters entgegen - scheut sich aber auch nicht, Feststellungen seines alten Herren als "Quatsch" zu bezeichnen, wenn er diese als solchen empfindet. Zugleich scheint auch Keke mit einer dicken Haut gesegnet zu sein - im Hause Rosberg wird offensichtlich Ehrlichkeit vor (Pseudo-) Höflichkeit gestellt. Und so hat Keke bereits vor einigen Monaten erklärt: "Es macht wenig Sinn, Nico Ratschläge zu erteilen, weil er ohnehin macht, was er will."

Nico eroberte gleich im ersten GP zwei WM-Punkte., Foto: Sutton
Nico eroberte gleich im ersten GP zwei WM-Punkte., Foto: Sutton

Und: Er macht es ja auch ziemlich gut. Sein F1-Einstand kann sich wirklich sehen lassen - Nico Rosberg, der im Vorjahr scheinbar locker den GP2-Titel erobern konnte, braucht sich um seine Zukunft in der Königsklasse sicher keine Sorgen zu machen. Im Gegenteil: Er gilt als eine der heißesten Aktien auf dem Fahrermarkt. Nico Rosberg ist jetzt in der Formel 1 und wird dort auch sicher noch recht lange bleiben.

Wie geht es weiter? Kann Nico die Leistungen seines Vaters überbieten? Keke Rosberg errang erst in seiner dritten Saison die ersten WM-Punkte und konnte erst in seiner fünften Formel 1-Saison den ersten Sieg erringen - dafür jedoch konnte er im selben Jahr mit diesem einen Sieg auch den WM-Titel erobern. In den vier Jahren nach seinem Titel holte Keke noch vier weitere Siege. Nico kann sich also noch ein bisschen Zeit lassen mit dem ersten Sieg. Zumal dieser mit dem Williams-Cosworth nur schwer oder nur mit Hilfe eines Wunders möglich sein dürfte. Aber wie gesagt: Nico Rosberg ist heiß begehrt und blickt einer rosigen Formel 1-Zukunft entgegen.