Wenn man einen siebenfachen Weltmeister in Diensten der Scuderia Ferrari mit dem Namen Michael Schumacher von der Pole Position ans Ende des Feldes versetzt, sollte man dafür hieb und stichfeste Beweise haben. Die drei FIA-Stewards von Monaco waren sich dessen sicher - nicht aber ohne sich lange zu beraten. Der lange Weg zu diesem Urteil.

15:00 Uhr Michael Schumacher parkt seinen 248 F1 im Halteverbot in der Rascasse.

15:04 Uhr Das Qualifying ist beendet. Michael Schumacher gelangte quasi im Stand zur Pole Position. Die Stewards kündigen eine Untersuchung an.

15:08 Uhr Michael Schumacher kann auf der Pole-Pressekonferenz kein Fehlverhalten seinerseits feststellen. Dennoch - da war es wieder: Das Gemurmel vom "Schummel Schumi" und die Erinnerungen an Adelaide 1994 und Jerez 1997 oder an die diversen technischen Auseinandersetzungen des Jahres 1994 respektive in Malaysia 1999.

15:45 Uhr Michael Schumacher lässt sich bei den TV-Interviews entschuldigen. Er wolle erst die Entscheidung abwarten, bevor er vor die Presse trete.

16:00 Uhr Michael Schumacher spricht zusammen mit seinem Team bei den Rennstewards vor.

18:10 Uhr Giancarlo Fisichella wird für Blockieren im Qualifying bestraft. Seine drei schnellsten Qualifying-Runden aus Session 3 werden gestrichen. Noch kein Wort über den Schumacher-Zwischenfall.

20:45 Uhr Es gibt noch immer keine Entscheidung im Fall Michael Schumacher. Angeblich soll es in einer Stunde ein Urteil geben.

21:15 Uhr Englische Kollegen wollen in Erfahrung gebracht haben, dass die Entscheidung bereits gefallen ist.

21:30 Uhr Eine Gruppe Alonso-Fans versammelt sich vor dem Zaun vor dem Ferrari-Motorhome und feuert lautstark ihr Idol an: "Alonso! Alonso!" Die Stewards scheint dies nicht aufzuwecken...

21:37 Uhr Das Media Centre ist noch gefüllt - die Stimmung reicht von gespannt bis gelangweilt. Es kommen erste Zweifel daran auf, warum ausgerechnet die Formel 1-Journalisten immer die 'Deppen' sind, die bis tief in die Nacht auf Ergebnisse warten müssen? Und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Man erinnere sich nur an das Startaufstellungs-Chaos von Sepang oder dem Nürburgring... Andererseits: Wer interessiert sich schon für pflegeleichte Sportarten wie Curling?

21:41 Uhr Michael Schumacher tritt vor dem Ferrari-Motorhome vor die Presse. Er kann jedoch keine Neuigkeiten mitteilen und kündigt deswegen an, die Strecke zu verlassen. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde, kann er nicht mehr mit dem Hubschrauber in das Haus seines Managers Willi Weber fliegen und muss anderthalb Stunden Autofahrt in Kauf nehmen. Seine Einstellung hat sich aber nicht geändert: Er sei sich keiner Schuld bewusst und wisse nicht, warum die Entscheidungsfindung so lange dauere.

21:43 Uhr Angst macht sich breit: Hoffentlich war das Warten nicht umsonst und die Entscheidung wird auf die Bekanntgabe der Startaufstellung am nächsten Morgen vertagt.

21:45 Uhr FIA-Pressechef Richard Woods gibt Entwarnung: Das Urteil werde gerade schriftlich ausformuliert. In 15 Minuten solle es eine Auflösung geben.

22:00 Uhr Die 15 Minuten sind um - ebenso sind schlappe sieben Stunden seit dem Ende des Qualifyings vergangen. Von einem Urteil fehlt jedoch jede Spur.

22:41 Uhr 15 FIA-Minuten scheinen in einer anderen Zeitrechnung als der unseren abzulaufen. Einige Kollegen fragen deshalb noch einmal nach, wann sich denn etwas tun werde - mehr als eine patzige Antwort kommt nicht dabei heraus. Die FIA hat ja auch jeden Grund genervt zu sein - schließlich wartet sie ja schon seit über siebeneinhalb Stunden auf ein Urteil...

22:42 Uhr Das Drama nimmt seinen Lauf: Der Kaffee-Automat im Media Centre gibt seinen Geist auf. Ausgerechnet jetzt, da niemand weiß, wie lange die Nacht noch dauern wird. Die Pläne demonstrativ geschlossen abzuwandern werden wieder aus der Schublade geholt.

22:52 Uhr Die lange FIA-Viertelstunde ist endlich abgelaufen - das Urteil ist amtlich: Michael Schumacher wird in Folge der Steward-Entscheidung auf den letzten Startplatz versetzt. Dieses Urteil segneten Tony Scott Andrews, Joaquin Verdegay und Christian Calmes um genau 22:22 Uhr ab. Ferrari-Teammanager Stefano Domenicali signierte das Dokument um 22:42. Exakt zehn Minuten danach war es offiziell: In der F1 laufen die Uhren einfach anders...