Gestern klappte es noch nicht ganz, da verpasste er den sieg noch ganz knapp durch Feindberührung in der letzten Runde - aber am Freitag schaffte es Bruno Senna: Im Formel-3-Rennen von Melbourne feierte er den allerersten Sieg in seiner noch kurzen Rennsport-Karriere überhaupt. "Ein unglaubliches Gefühl, ich habe mich immer gefragt, wie es wohl sein würde, ein Rennen zu gewinnen. Und jetzt muss ich sagen, es ist einfach unbeschreiblich."

Der Neffe des unvergessenen Ayrton Senna war aus der zweiten Reihe gestartet, aber gleich in der ersten Runde übernahm er die Führung und lieferte bei zeitweise schon leicht feuchter Strecke eine absolute Demonstration ab: bis auf weit über 20 Sekunden baute er seinen Vorsprung vor dem Rest des Feldes aus, "nur in den letzten Runden, als es dann immer stärker anfing zu regnen, habe ich es langsamer angehen lassen. Warum hätte ich noch etwas riskieren sollen", meinte der 22-jährige, der ja erst Mitte 2004 ernsthaft mit dem Rennsport begann, sehr abgeklärt.

"Eine gewisse Last ist mir schon von den Schultern gefallen durch diesen ersten Sieg. Ich war ja schon letztes Jahr in der englischen Formel-3-Meisterschaft nahe dran - und nie hat es geklappt. Ich habe hart gearbeitet, musste ja in sehr kurzer Zeit sehr viel lernen und aufholen - und jetzt hat es sich ausgezahlt. Natürlich ist es schön, den ersten Sieg hier im Rahmen eines Formel-1-Wochenendes zu feiern, wo doch viel mehr Leute zuschauen. Gerade die Leute von McLaren und Toro Rosso haben besonders mit mir mitgefiebert."

In beide Teams hat er besondere Beziehungen: Toro-Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger, immer ein guter Freund von Ayrton Senna, kümmert sich besonders um ihn: "Er gibt mir immer wieder Tipps, macht Kontakte..." Und im Team von Kimi Räikkönens Manager Steve Robertson fährt er dieses Jahr seine zweite Saison in der englischen Formel-3-Meisterschaft.

Die startet am Osterwochenende in Oulton Park - und ist in diesem Jahr sein eigentliches Ziel. So blieb er auch trotz des Erfolges auf dem Boden: "In gewisser Weise ist das nur ein Aufwärmen. Die Konkurrenz hier ist zwar gut, aber in England ist es doch noch wesentlich härter. Dort muss ich mich durchsetzen. So richtig erleichtert werde ich erst sein, wenn ich dort Meister bin." Dann soll es weitergehen in Richtung GP2 und Formel 1 - Endziel WM-Titel. Denn eines macht er ja heute schon klar: "Ich will nicht nur in die Formel 1, um einfach dabei zu sein. Ich will dort dann auch gewinnen. Und am Ende den Titel holen."

Aber gewinnen will er sowieso immer - bei allem was er macht. "Und nachdem ich jetzt einmal gemerkt habe, wie sich das Siegen anfühlt, werde ich mich erst Recht nicht mehr mit weniger zufrieden geben." Die nächsten zwei Siege sollen schon am Samstag und Sonntag folgen - die australische Formel 3 fährt hier noch zweimal. "Das einzige Problem ist, wie ich meinen Overall bis morgen wieder sauber und trocken kriege - vor lauter Champagner bei der Siegerehrung- Ich habe nämlich nur einen einzigen dabei!"