Juan Pablo Montoya setzt sich an den Tisch, lächelt keck und legt los. Das Großmaul der Formel 1 schont keinen. Weder seinen Rennstall, noch seinen Teamkollegen noch sein Auto.

"Es ist schon schön, wenn die Saison endlich losgeht, aber schöner, wenn wir ein konkurrenzfähiges Auto hätten", sagt er. "Wir haben schon gedacht, dass wir schnell sind, als Kimi Räikkönen in Valencia den Streckenrekord knackte. Aber dann kam Honda am nächsten Tag und war fast eine Sekunde schneller. Mit unserem Auto hätten wir nie im Leben so eine Zeit geschafft."

Montoya kündigt an, dass er diese Saison seinen Teamkol-legen Räikkönen angreifen will. "Schon gegen Ende der vergangenen Saison war ich gut unterwegs", sagt er. "Ich musste Kimi im WM-Kampf unterstützen, aber ich wusste, dass ich schneller war als er. Das hat mich richtig glücklich gemacht."

Der 30-jährige Kolumbianer glaubt fest daran, dass seine zweite Saison bei McLaren-Mercedes viel besser wird als die erste. "Ich kenne die Leute, das Auto und auch mich selber besser", sagt er. "Ich habe auch schon viel am Auto gearbeitet. Es ist noch nicht ganz so, wie ich es haben möchte, da es noch ziemlich stark untersteuert. Ich denke, wir werden Rennen sehen, wo Kimi eine bessere Abstimmung findet, und andere, wo ich ein besseres Auto habe."

Es sei aber kein Selbstzweck für ihn, den Finnen zu schlagen. "Wenn ich am Saisonende nur Fünfter bin, ist es mir egal, ob ich Kimi schlage", sagt er. "Jetzt müssen wir beide zusammenarbeiten, um das Auto schneller zu machen."

Für Montoya ist die Rankingliste der Autos nach den Win-tertests ziemlich klar: "Renault, Honda, wir, Ferrari ja BMW - in dieser Reihenfolge", nennt er seine Favoriten. "Es kann sein, dass Honda im Qualifying sogar noch schneller ist als Renault, aber Renault sollte das im Rennen wieder drehen. Unser Rennspeed ist auch ganz ordentlich. Ich erwarte uns drei bis vier Zehntel hinter Renault."

Montoyas McLaren-Vertrag, wie auch der von Räikkönen, endet nach dieser Saison. Mindestens einer der beiden muss gehen, wenn Alonso 2007 einsteigt. Das beunruhige den Ko-lumbianer aber nicht. "Ich habe so viele Optionen, dass ich mir keine Sorgen mache", sagt er. "Renault, McLaren und BMW haben Cockpits zu vergeben, vielleicht auch Ferrari und Honda. Mir geht es darum, zu sehen, welches Team das Beste in den nächsten drei Jahren sein könnte, und entscheide mich dann. Ich rede schon mit Renault und ein paar anderen Teams."

Dass er bei McLaren bleibt, scheint nach seinem Urteil nicht sehr wahrscheinlich. "Natürlich hätte es gewisse Vorteile, wenn ich bei McLaren bleiben würde: Ich kenne die Leute und alles hätte seine Kontinuität", sagt er. "Aber andererseits haben viele Menschen das Team verlassen, nicht nur Adrian Newey. Das zeigt sich dieses Jahr aber möglicherweise aber nur darin, wie viele neue aerodynamische Teile wir während der Saison ins Auto bringen."