Die Saison 2005 verlief für Jacques Villeneuve bei weitem nicht so erfolgreich, wie der Kanadier gehofft hatte. Nach der Übernahme von Sauber durch BMW stand angeblich sogar sein bestehender Vertrag für 2006 auf der Kippe. Der Weltmeister von 1997 strafte jedoch alle seine Kritiker Lügen und tritt auch in diesem Jahr für BMW-Sauber an. In einem Interview mit Autosport sprach Villeneuve über seine Erwartungen für die neue Saison.

"Ich verstehe nicht, woher diese ganz Kritik kommt," war einer der Standardsätze letztes Jahr, "aber in dieser Beziehung habe ich ja schon in den vergangenen Jahren bei B·A·R einige Übung bekommen."

Jacques Villeneuve ist mit seinen Leistungen in der vergangenen Saison durchaus zufrieden. Abgesehen von den beiden Rennen in Barcelona und am Nürburgring ist er überzeugt, einen guten Job gemacht zu haben. 2004 bereits Formel 1-Rentner, konnte er gegen Ende der Saison 2005 immer weiter zu seinem Teamkollegen Felipe Massa aufschließen.

2006 soll es wieder nach oben gehen., Foto: Sutton
2006 soll es wieder nach oben gehen., Foto: Sutton

"Es gibt noch keine Entscheidung, weil gar keine Entscheidung getroffen werden muss," bekräftigte Jacques Ende letzten Jahres immer wieder. "Es ist lediglich so, dass sie entweder froh darüber sind, mit mir zu arbeiten oder nicht. Ich glaube, dass es das ist, worauf sie warten, ob sie froh darüber sein werden oder nicht. Im Moment denke ich, sie sind froh darüber und ich hoffe, dass das auch so bleiben wird. Das macht das Leben und die Arbeit viel einfacher."

"Mit BMW wird alles besser werden. Warum hätte ich wohl dieses Jahr fahren sollen und nächstes Jahr nicht dabei sein wollen?"

Entgegen aller Spekulationen, Probleme und Kritik wurde Jacques Villeneuve dann auch als BMW-Sauber Pilot bestätigt.

"Was für Probleme? Was für Kritik?", antwortet er jetzt auf Fragen dieser Art - mit einem breiten Grinsen. Jacques Villeneuve scheint vorsichtiger mit seinen Aussagen geworden zu sein, auch wenn er bestimmt sagt: "Ich darf über alles reden, was ich will..."

Angeblich hat er selbst sich niemals Sorgen um seine Zukunft gemacht. "Ich denke, ich war der einzige, der nicht frustriert oder gestresst war. Ich habe mir einfach keine großen Gedanken darüber gemacht. Das ist alles."

Der Kanadier geht hochmotiviert in die neue Saison und alles, was für ihn jetzt zählt, ist eine gute Zusammenarbeit mit dem Team und Resultate. Als er seinen Zweijahresvertrag Ende 2004 unterschrieben hat, ahnte noch niemand, dass das Team innerhalb dieser Zeitspanne seinen Besitzer wechseln würde.

"Nein, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ein Jahr später BMW der neue Teambesitzer sein würde. Das war nicht geplant, es ist aber ein großer Pluspunkt."

Alleine die Möglichkeiten, die ein großer Hersteller dank größerer finanzieller Ressourcen einem Team bieten kann, beugen Frustrationen wie im vergangenen Jahr vor.

"Wir haben nicht viel getestet und das Auto wurde auch nicht wirklich weiterentwickelt. Daher war es schwer, in die Richtung zu gehen, in die ich wollte. Nicht, weil das Team nicht wollte, sondern weil einfach nicht genügend Geld da war."

Mit BMW stieg das Budget und damit die Chancen., Foto: Sutton
Mit BMW stieg das Budget und damit die Chancen., Foto: Sutton

"Man kann nicht einfach alles versuchen. Ich war in Teams, wo man einfach alles ausprobiert hat und wenn es nicht funktioniert hat, hat man es eben weggeworfen. Bei Sauber bedeutet das, dass das Geld, das da verschwendet wird, nicht in etwas Besseres investiert werden kann."

"Man muss überzeugen bevor man beweisen kann, dass etwas gut ist. Wenn man dann etwas langsamer ist, ist es noch schwerer zu überzeugen. Es ist aber schwer, schneller zu sein bevor man bekommt, was man will. Das ist ein Teufelskreis. Ich glaube, ich habe dafür bezahlt."

Mangelnde Tests werden in Zukunft kein Problem mehr sein und es wird auch keine Entschuldigungen mehr geben.

"Ich bin sehr glücklich. Es gibt hier alles, damit wir Fortschritte machen können. Jetzt müssen wir nur richtig einsetzen. Es ist dieselbe Fabrik, nur eben ein größeres Budget. Letztendlich sind da noch sehr viele Leute, die auch letztes Jahr schon da waren, und Gewohnheiten ändert man nicht. Das, was letztes Jahr da war, ist immer noch da, nur eben größer und effizienter. Das ist alles."

Was ist nun also die größte Herausforderung, vor der das Team steht? "Die größte Herausforderung für das Team wird sein, nicht nur Motorenlieferant zu sein, sondern ein ganzes Team zu leiten. Das ist viel mehr Arbeit und auch mehr Druck. Ich sehe da aber kein Problem."

Jacques Villeneuve war bereits bei B·A·R von der ersten Stunde an mit dabei und er weiß, was es bedeutet, ein neues Team auf die Beine zu stellen - und wie schwer das sein kann. Einen direkten Vergleich lehnt er aber ab.

"Sicher, für ein neues Team ist es immer schwer, aber das ist kein neues Team. Es ist eine Weiterentwicklung, also ist es etwas weniger kompliziert."

Trotzdem wird sich der ehemalige Weltmeister mit seinem Teamkollegen Nick Heidfeld messen müssen und seine Möglichkeiten, für ein anderes Team fahren zu können, scheinen doch sehr begrenzt zu sein. Das macht dem Kanadier aber offenbar keine Sorgen. "Ich bin mein ganzen Leben lang unter Druck gefahren. Das ist also kein Problem."

Angst davor, dass er sich wieder in einer Situation befinden könnte, wie damals bei B·A·R hat Jacques jedenfalls nicht. "Es wäre eine Schande, wenn das passieren würde, aber dagegen könnte ich auch nichts tun. Alles was ich tun kann, ist so hart zu arbeiten wie ich kann und mein bestes geben. Dann werden wir sehen."

Jacques Villeneuve freut sich auf die kommende Saison und vertraut darauf, dass 2006 auch ein erfolgreiches Jahr werden wird und, dass sein Team eine große Zukunft vor sich hat.

"Ich bin zuversichtlich, dass es besser wird als letztes Jahr, aber ich will mir da keine genauen Vorstellungen machen. Die Chance, dass man enttäuscht wird, ist groß, wenn man sich zuviel vornimmt. Das Team wird in den nächsten Jahren zu einem Siegerteam werden. Wie lange das allerdings dauern wird - keine Ahnung."