Für viele war es schlicht und ergreifend der Deal der letzten Jahre - und nicht wenige sprachen davon, dass die Formel 1-Welt jetzt quasi komplett versilbert sei. Nachdem Ron Dennis binnen kurzer Zeit sowohl den Vodafone- als auch den sensationellen Alonso-Deal bekannt gab, wurde in punkto McLaren-Mercedes nur noch in Superlativen gesprochen. Der Medienwald sah nur noch Sieger: Fernando Alonso, der einer kolportierten unsicheren Zukunft bei Renault entfloh und bei den Silbernen so viel Geld abkassiert, wie es bei den Franzosen niemals möglich gewesen wäre. Und McLaren-Mercedes respektive Ron Dennis und Norbert Haug, die nun gleich drei Spitzenpiloten im Stall stehen haben und 2007 mit einem aus zwei Weltmeistern bestehenden Wahnsinnsteam antreten wollen...

Nun gibt es aber auch erste Kritik - sie kommt von Ex-McLaren-Pilot und TV-Experte Niki Lauda. Der dreifache Formel 1-Weltmeister erkennt in der frühen Bekanntgabe des Alonso-Transfers eine "Katastrophe", wie er in einem Bild-Interview erklärte. McLaren habe "alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte", sagte Lauda. Dass nun Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya in der kommenden Saison einfach so, und völlig unbeschwert ihren von Ron Dennis bestimmten Gladiatorenkampf abhalten und jener der beiden, der Weltmeister wird, im Team bleiben darf - so schlicht, wie das Ron Dennis sehen mag, kann es Niki Lauda nicht betrachten. Er erinnerte daran, dass auch ein "Iceman" und ein "JPM" Menschen mit Gefühlen sind: "Ron Dennis, der den Deal im Alleingang eingefädelt hat, hat vergessen, dass Menschen Emotionen haben und keine Maschinen sind."

Lauda konkretisierte: "Was meinen Sie, wie Räikkönen findet, dass ihm plötzlich Alonso vor die Nase gesetzt wird? Räikkönen hatte den Hals eh schon voll nach der Saison, jetzt wird er mit dem Thema komplett durch sein. Der verlängert garantiert nicht mehr." Ein verärgerter Kimi Räikkönen, der sich geistig bereits woanders umsieht, könnte auch im Kampf um den Titel gehandicapt sein - Lauda sieht ohnehin keine Chance für das "Dreamteam" Räikkönen/Alonso: "Wird nix. Aber zwei solche Stars bringen eh nur Ärger. Das hat die Formel 1 oft genug gezeigt. Als ich mit Prost bei McLaren war, hat´s auch gescheppert." Räikkönen würden die Türen offen stehen - bei Ferrari, bei Toyota, sagt Lauda.

Niki Lauda sieht für 2006 also nur Verlierer - Alonso werde in der kommenden Saison "sein Team nicht wieder erkennen", sagte der Österreicher. Und: "Wenn´s nicht läuft, geht das Gerede unter den Mechanikern los. Und er selbst wird dann auch nur noch auf den Silberpfeil gucken. Zumal Briatore Renault nächstes Jahr sicher auch verlässt."

Und auch Juan Pablo Montoya gehöre zu den großen Verlierern - er sei ein "emotionaler Bursche", er würde im nächsten Jahr mit dem Wissen antreten, jetzt "nur noch dritte Wahl" zu sein - und das wiederum würde sich auf seine Leistungen schlagen, glaubt Lauda.

Und so kann Niki Lauda nur einen möglichen Gewinner ausmachen: Michael Schumacher. Denn: "Der bleibt eh bei Ferrari. Und wer weiß, vielleicht ist Schumacher ja der große Nutznießer des ganzen Durcheinanders?"