Leise rieselt der Schnee, kräftig rutschen die Autos und vereist glänzen die Windschutzscheiben: Es ist eindeutig Winter in der F1-Welt. Da ist es kein Wunder, dass sich die F1-Rennställe für ihren letzten Test in südliche und vor allem wärmere Gefilde wie Jerez de la Frontera verzogen haben.

Während sich unser motorsport-magazin.com-Kolumnist Sven Heidfeld für das Formel BMW Weltfinale in Bahrain ebenfalls ins sonnige Bahrain verzog, musste sein Bruder Nick aus der spanischen Testsonne in die kalte Heimat zurückkehren. Dort bescherte er seinen Fans bei der traditionellen Weihnachtsfeier seines Fanclubs ein paar schöne Momente.

Die Weihnachtszeit soll dabei die Zeit der Besinnung und der Geschenke sein. Dieses Klischee nahm sich ein gewisser Mister Bond zu Herzen und veröffentlichte eine alte, ihm von angeblich seriösen Quellen zugespielte Version des sagenumwobenen Concorde Agreements.

Dieser Mister Bond ist jedoch kein Brite im Geheimdienst ihrer Majestät. Stattdessen ist er 'nur' ein Amerikaner mit einer von Mr. E. unlizenzierten Version des Concorde Agreements.

Ob der Veröffentlichungszeitpunkt wenige Tage nach der Bekanntgabe des F1-Ausstiegs von Michelin Ende 2006 sowie vor der großen Entscheidung im Streit zwischen der FIA/FOM und den Automobilherstellern ganz ohne Einflussnahme auf diverse Fäden im Hintergrund geschehen ist, bleibt trotz aller Besinnung zumindest zu bezweifeln.

Sonderlich viel Neues erfahren wir aus dem im wahrsten Sinne des Wortes vielseitigen Schriftstück jedenfalls nicht. Unser Redakteur Michael Noir Trawniczek fasste dies treffend zusammen: "Im Grunde ist die Veröffentlichung des Abkommens keine große Sensation, denn schon davor war bekannt, dass ein Verteilerschlüssel besteht, der nur an zehn Teams den TV-Kuchen auszahlt. Und es ist auch nichts Neues, dass die nun verbliebenen Teams wenig begeistert sind, wenn Neueinsteiger hinzukommen. Vor allem die Ställe auf den hinteren Rängen bangen um ihre Anteile."

Gerade diese beiden Punkte standen zuletzt häufiger in den Schlagzeilen: Schließlich soll MF1 Racing aufgrund der aufkommenden Konkurrenz von Super Aguri F1 angeblich um seine Anteile am TV-Kuchen bangen. Was allerdings nicht unbedingt sofort der Wahrheit entspräche, da die Japaner in ihren ersten Jahren ohnehin keinen Anspruch darauf hätten.

MidlandF1-Geschäftsführer Colin Kolles wollte später ohnehin nichts mehr davon wissen, dass sein Team als einziges die Teilnahme des Honda-Zweitteams blockieren würde. Im Gegenteil: Im Laufe der Woche wurde so ziemlich jeder Rennstall mindestens einmal als Gegner der Japaner durch den Blätterwald gereicht. In den meisten Fällen folgte wenig später ein passendes - oder auch nichts sagendes - Dementi.

Noch weniger sagen dieser Tage die Testzeiten aus. Da werden V8-Motoren, V10-Motoren, V10-Motoren mit nur 8 aktiven Zylindern, V10-Motoren mit Drehzahlbegrenzung und V10-Motoren mit begrenzter Luftzufuhr getestet und alte Autos, neue Autos, Interimsautos sowie absolut nicht einschätzbare Autos auf die Strecken geschickt.

Galt früher noch die Regel, dass man Testzeiten nicht überbewerten sollte, diese aber durchaus einen gewissen Fingerzeig geben können, sollte man in diesem Winter keiner Testergebnisliste über die Strecke trauen.

Michael Schumacher, Ferrari und Bridgestone dürfte es egal sein: Die Donnerstagsbestzeit mit einem V8-Triebwerk und dem modifizierten Vorjahreswagen sowie die Bestätigung dieser Leistung am Freitag dürfte Balsam auf das schwer gebeutelte rote Herz des Jahres 2005 gewesen sein.

Warum ausgerechnet jetzt die deutsche Boulevardpresse den entgegen gesetzten Weg geht und den endgültigen roten Untergang prophezeit, wissen die werten Kollegen wohl genauso wenig, wie damals als sie die fast schon legendäre Schumacher-McLaren-Räikkönen-Ferrari-Wechselwoche einleiteten.

Vielleicht ist es nicht nur Zeit für ein bisschen Besinnung, sondern auch dafür, dass die Saison 2006 bald beginnt.