Sie waren stets wie Tag und Nacht, man könnte auch sagen: Wie Hund und Katz. Es geht um David Richards, den früheren Benetton- und British American Racing-Teamchef und Jacques Villeneuve, den Weltmeister des Jahres 1997.

Der Kanadier fuhr bei dem gemeinsam von seinem Manager Craig Pollock und ihm gegründeten B·A·R-Team, als vor dem Beginn der Saison 2002 Pollock von dem damaligen Teameigner BAT als Teamchef abgelöst und durch David Richards ersetzt wurde. Villeneuve hatte plötzlich nicht mehr seinen früheren Internatsbetreuer und Manager zum Chef, musste sich mit Richards abfinden. Der wiederum machte keinen Hehl daraus, dass er von Villeneuve und dessen seiner Meinung nach viel zu hohen Gage wenig hielt. Und so verpflichtete er Jenson Button für das Jahr 2003 als neuen Kollegen von JV und ließ keine Gelegenheit aus, seine Vorliebe für den Briten auszusprechen - mit Erfolg. Am Ende des Jahres zog sich Villeneuve gekränkt zurück, verzichtete sogar auf das Saisonfinale...

In der Zwischenzeit wurde bekanntlich auch David Richards von dem zum Mehrheitseigner mutierten Honda-Konzern abgezogen, er arbeitet mit seiner Firma Prodrive und wurde in den letzten Monaten mit verschiedenen Formel 1-Teams in Zusammenhang gebracht. Doch bislang kehrte David Richards noch nicht in das F1-Fahrerlager zurück.

Dennoch hat sich der Zigarrenraucher zu Wort gemeldet - in der Zeitschrift F1Racing blickte Richards auf die Saison 2005 zurück und nahm zur endgültigen Verpflichtung seines "Freundes" Jacques Villeneuve bei BMW-Sauber Stellung. Richards: "Die Menschen müssen sich ihr eigenes Urteil über Jacques machen - ich habe das schon vor Jahren getan."

Dass Sauber Villeneuve verpflichtet hat, versteht Richards nicht., Foto: Sutton
Dass Sauber Villeneuve verpflichtet hat, versteht Richards nicht., Foto: Sutton

Und dieses Richards-Urteil ist klarerweise vernichtend: "Ganz offen gesagt: Villeneuve hat sein Ablaufdatum längst überschritten. Ich weiß, dass Mario Theissen weiter auf Villeneuve setzt - ich an seiner Stelle wäre nicht einmal auf die Idee gekommen, das zu tun. In einem schwierigen Jahr, denn 2006 wird für BMW definitiv kein leichtes Jahr, ist jemand wie Jacques Villeneuve der Letzte, den man gebrauchen kann." Schon als Peter Sauber den Ex-Weltmeister am Beginn des ablaufenden Jahres unter Vertrag genommen hat, habe er sich "gewundert", sagte Richards.

"Das war eine seltsame Entscheidung, und es war von Beginn an klar, dass es nicht funktionieren wird", fuhr Richards fort. Und: "Ich beobachtete, dass es in der Mitte der Saison und auch schon davor Perioden gab, wo man anhand des Schweigens von Peter Sauber erkennen konnte, wie stark seine Frustration über die Situation mit Jacques inzwischen geworden ist."

Bislang hat der Kanadier nicht auf die Worte seines früheren Teamchefs reagiert. Im Gegensatz zu David Richards hat Jacques Villeneuve aber einen Vorteil: Er kann 2006 seine Antwort auf der Strecke geben und so all die zynischen und mitunter kränkenden Äußerungen verschiedener Experten aus dem Weg räumen. Dass seine Leistungen im abgelaufenen Jahr, vor allem in der ersten Saisonhälfte, nicht besonders beeindruckend waren, ist Villeneuve durchaus bewusst. JV musste lange Zeit auf die Bestätigung seines für 2006 gültigen Vertrags warten. BMW überlegte sogar, den Ex-Weltmeister mit viel Geld abzufinden, was für den sensiblen Kanadier sicherlich demütigend war. Mit Nick Heidfeld erhält JV nun einen anerkannt schnellen und zudem auf menschlicher Ebene äußerst umgänglich und fair agierenden Teamkollegen - jetzt liegt es an Villeneuve, die Karriere zu retten. 2006 wird - so oder so - sein Schicksalsjahr...