Nicht nur das Jahr neigt sich langsam seinem Ende entgegen. Auch die gerade erst begonnenen Wintertestfahrten steuern bereits auf ihre Halbzeitpause zu. Nur noch bis Sonntag heulen die V10- und V8-Motoren im südspanischen Jerez de la Frontera auf. Danach geht es in die geruhsamen Weihnachtsfeiertage. Im neuen Jahr erwarten uns dann die nächsten Testfahrten und die nächsten neuen Boliden der 2006er Generation. Bis dahin heißt es aber noch einmal: Testen, testen, testen - und an die Kilometer denken.

Renault: Die Rückkehr des Königs

Nachdem Giancarlo Fisichella bereits in Barcelona erste Gehversuche mit einem beschnittenen V10-Motor machen durfte, soll der amtierende Weltmeister Fernando Alonso dies bei seiner Cockpit-Rückkehr in dieser Woche nachholen. In der Vorwoche hatten die Testfahrer Heikki Kovalainen und Franck Montagny für die Franzosen Daten gesammelt. Von Mittwoch bis einschließlich Samstag geben die Gelb-Blauen nun noch einmal auf trockener sowie künstlich bewässerter Piste Gas. Wie Bridgestone am vergangenen Wochenende, wird Michelin am nächsten Samstag und Sonntag Regenreifentests bestreiten.

McLaren: Die Rückkehr der Gelangweilten

Gary Paffet war mit seinem F1-Ausflug zufrieden., Foto: Sutton
Gary Paffet war mit seinem F1-Ausflug zufrieden., Foto: Sutton

Es ist der Job von Pedro de la Rosa und Alexander Wurz so viele Testkilometer wie möglich abzuspulen. Dabei fragt sie niemand, ob ihnen die Runden in den neuen V8-Boliden Spaß machen. Dennoch meckerte der Spanier de la Rosa: "Die V8 lassen sich so einfach fahren, dass es einfach keinen Spaß macht." Ganz anders verlief die letzte Woche für DTM-Champion Gary Paffett. Der Brite war nach seinem zweiten ernsthaften F1-Test immer noch vollauf begeistert. In der zweiten Jerez-Testwoche wird neben de la Rosa auch Juan Pablo Montoya ins Cockpit zurückkehren. Kimi Räikkönen kuriert hingegen noch von seiner Meniskusoperation aus.

Ferrari: Die Rückkehr des Ex-Champions

Der Urlaub ist vorbei: Mit diesen Worten kündigte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo die Testrückkehr des roten Meisters an. An zwei Tagen wird Michael Schumacher in Jerez in sein rotes Arbeitsgerät steigen und damit früher als in den vergangenen (Weltmeister-)Jahren ins Cockpit zurückkehren. Die Vorarbeit seiner beiden Testkollegen Marc Gené und Luca Badoer fiel dabei geteilt aus: Während Gené mit dem V8-Boliden gute Fortschritte und einige Bestzeiten (darunter eine Regenbestzeit) erzielen konnte, erlebte der Italiener gleich zwei Schrecksekunden. An zwei aufeinander folgenden Tagen krachte Badoer in Folge eines Aufhängungsschadens in die Leitplanken. Eine Wiederholung dieser Vorfälle soll Michael Schumacher in dieser Testwoche erspart bleiben.

Toyota: Die Rückkehr des Bruders?

Toyota testete bis in die späten Abendstunden., Foto: Sutton
Toyota testete bis in die späten Abendstunden., Foto: Sutton

Ohne einen Unfall handelte sich Ralf Schumacher am ersten Testtag in Jerez Rückenschmerzen ein, welche ihm eine unerwartete Absage der weiteren Testtage und Jarno Trulli etwas mehr Arbeit bescherten. Da auch Testfahrer Olivier Panis aus Krankheitsgründen passen musste, reaktivierte Toyota kurzerhand den Australier Ryan Briscoe, der bei seiner F1-Rückkehr nach über einem Jahr einen starken Eindruck hinterließ. Ebenfalls aktiv war der zweite Tester Ricardo Zonta. Ob Ralf in dieser Woche einen zweiten Testanlauf wagen wird, ist noch nicht bekannt.

Williams: Die Rückkehr des Inders

In der vergangenen Woche durfte Narain Karthikeyan sein Testdebüt für das Williams Team geben. An einem Testtag wollte sich das Team davon überzeugen, wie hilfreich das Feedback des Inders ist. Der Ex-Jordan-Pilot muss die Mitternachtsblauen überzeugt haben: Er darf in dieser Woche zwei Tage testen und kommt somit seinem Ziel des Freitagscockpits einen Schritt näher. Neben Karthikeyan werden die beiden Stammpiloten Mark Webber und Nico Rosberg Gas geben. Letzterer konnte in der Vorwoche einige gute Rundenzeiten mit dem V8-Cosworth-Bridgestone-Paket erzielen. Allerdings hatte der junge Deutsche auch mit einigen technischen Problemchen zu kämpfen.

Honda: Die Rückkehr an die Spitze

Jenson Button nutzt die Wintertests zur Vorbereitung auf 2006., Foto: Sutton
Jenson Button nutzt die Wintertests zur Vorbereitung auf 2006., Foto: Sutton

Wenn man die gedrosselten oder beschnittenen V10-Triebwerke aus den Zeitenlisten der vergangenen Testwochen ausblendet, dann stand meistens einer der beiden Honda Konzeptwagen ganz oben. Und genau dort möchten Jenson Button & Co im nächsten Jahr auch an den Rennwochenenden geführt werden: An der Spitze der Ergebnislisten. In Jerez geben Button, Davidson & Co nun noch einmal alles: Ab Mittwoch testet Honda seinen V8-Motor samt Konzeptchassis auf Kohlefaser und Nieren. Auch den Michelin-Regenreifentest nehmen die Beigefarbenen aus Brackley natürlich mit.

Red Bull Racing: Die Rückkehr auf die Insel

Red Bull Racing hat den offiziellen Part seines Testprogramms bereits abgeschlossen: Weder David Coulthard noch Christian Klien oder Robert Doornbos werden in Jerez unterwegs sein. Dafür darf DC in dieser Woche den neuen RB2 einem ersten Shakedown unterziehen. Hierzu werden sich die roten Bullen auf der Vorzeigerennstrecke der grünen Insel in Silverstone einfinden. Die Präsentation des neuen Autos ist aber nicht vor dem Saisonstart in Bahrain geplant.

BMW Sauber: Die Rückkehr nach Jerez

Wie beinahe alle Teams wird auch BMW Sauber nach Jerez zurückkehren. Vom 13. bis 15. Dezember werden die noch in Sauber-Farben antretenden Schweizer ihren C24B und dessen BMW-V8-Aggregat unter die Lupe nehmen. Am 17. Januar wird dann in Valencia der neue BMW Sauber Bolide des Jahrgangs 2006 enthüllt. Für den endgültig bestätigten zweiten Stammfahrer Jacques Villeneuve verlief sein erster Test seit dem Saisonende positiv: Der Kanadier hofft sogar, dass die langsameren V8 für mehr Überholmanöver sorgen werden.

MF1 Racing: Die Rückkehr auf die Teststrecke

Markus Winkelhock war einer von vielen Debütanten., Foto: Sutton
Markus Winkelhock war einer von vielen Debütanten., Foto: Sutton

In ihrem letzten Jahr unter dem Namen Jordan GP gehörten die Gelben eher zu den seltenen Gästen bei Testfahrten. So richtig hat sich dies zwar auch unter dem Namen MF1 Racing noch nicht geändert, aber bei ihrem einzigen Testauftritt nach dem Saisonende trumpften sie mit fünf Testtagen und ganzen sieben verschiedenen Fahrern groß auf. Neben dem bereits bestätigten Stammfahrer Christijan Albers und dem noch nicht bestätigten Stammfahrer Tiago Monteiro, durften auch die Nachwuchstalente Roman Rusinov, Thomas Biagi Fabrizio del Monte, Markus Winkelhock und Jeffrey van Hooydonk ran. Angesichts der finanziellen Probleme beim wackelnden Freitagstester Nicky Pastorelli, macht sich Winkelhock sogar Hoffnungen auf das Freitagscockpit des ersten F1-Teams unter russischer Lizenz.

Scuderia Toro Rosso: Rückkehr im neuen Jahr

Wie Midland absolvierte auch die Scuderia Toro Rosso bereits ihre letzte Testwoche in diesem Jahr. Tonio Liuzzi, Scott Speed und Neel Jani werden erst im neuen Kalenderjahr auf die Teststrecken dieser F1-Welt zurückkehren. Das Auto mit dem sie dann unterwegs sein werden, wird weder ein Vorjahres-Minardi noch ein Vorjahres-Red Bull sein. Stattdessen wird in Faenza derzeit auf Basis des RB1 ein neuer Wagen für 2006 entwickelt.

Super Aguri: Rückkehr zur Anmeldung

Testst Super Aguri 2006 auch in der Dämmerung von Jerez?, Foto: Sutton
Testst Super Aguri 2006 auch in der Dämmerung von Jerez?, Foto: Sutton

Das Super Aguri F1 Team hat noch kein Rennen bestritten, aber Teamboss Aguri Suzuki möchte sein Team schon zum zweiten Mal bei der FIA anmelden. Beim ersten Versuch wurde den Japanern die Teilnahme noch verweigert, weshalb sie sich nun die Unterstützung aller zehn Konkurrenten sichern müssen. Bislang sollen alle bis auf Midland einer Teilnahme zugestimmt haben. Aber selbst wenn Suzuki und Bernie Ecclestone die MF1-Truppe umstimmen können: Das Chassis-Problem wurde noch immer nicht gelöst. Nichtsdestotrotz wird in der alten Arrows-Fabrik in Leafield weiter fleißig gearbeitet. Woran ist aber nicht bekannt: Die Notlösung wären die vier Jahre alten, ausgedienten Arrows-Chassis, die Paul Stoddart zum Kauf anbietet. Das wäre dann wohl schon jetzt die Rückkehr des Jahres 2006.