Die Winkelhocks sind eine der bekanntesten deutschen Rennfahrerfamilien der Geschichte. In die Formel 1 schafften es bisher aber nur Manfred Winkelhock und sein 9 Jahre jüngerer Bruder Joachim.

Letzterer kehrte dem GP-Sport allerdings schon nach sieben aufeinander folgenden Nicht(vor)qualifikationen in der Saison 1989 enttäuscht den Rücken. Stattdessen machte "Jockel" in der DTM Karriere.

Obwohl auch Bruder Thomas und Cousin Jens Winkelhock in den Motorsport einstiegen, ist heutzutage nur noch ein Name in der Motorsportwelt bekannt: Markus Winkelhock. Nach seinem ersten Formel 1-Test für das MF1 Racing Team in Jerez, schickt sich der Sohn von Manfred Winkelhock nun an, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Der Weg in die Formel 1

Vater Manfred blieb der große F1-Durchbruch verwährt., Foto: Sutton
Vater Manfred blieb der große F1-Durchbruch verwährt., Foto: Sutton

Manfred wurde am 6. Oktober 1951 als ältester Sohn von Manfred und Ruth Winkelhock im schwäbischen Waiblingen geboren. Sein Vater leitete ein Abschleppunternehmen, während er KFZ-Mechaniker lernte. Im Alter von 20 Jahren hatte Manfred ein erfolgreiches Motorsportdebüt bei nationalen Bergrennen, war von 1973-76 Mitglied des BMW-Junior-Teams (zusammen mit Eddie Cheever und Marc Surer), gewann den Scirocco-Cup und galt schon bald als eines der größten deutschen Nachwuchstalente.

1977-78 bestritt er die deutsche Tourenwagen-Meisterschaft, bevor ihm die Bayerischen Motoren Werke den Aufstieg in die Formel 2-EM finanzierten. Dort zählte er gleich ab seiner ersten Saison zu den Titelanwärtern und holte mehrere achtbare Podestplätze. Aber ausgerechnet in Hockenheim 1981 ließ ihm sein Ralt-BMW kurz vor dem Ziel in Führung liegend im Stich.

Ein siebenfacher Salto beim Eifelrennen 1980 auf dem Nürburgring machte Manfred auf einem Schlag bekannt. Die Bilder vom Unfall liefen in sämtlichen Sportsendungen. Winkelhock überstand seine Flugeinlage bis auf einen kleinen Kratzer am Arm unverletzt, sein Formel-Wagen war jedoch Schrott. Im September beim GP von Italien in Monza versuchte sich Manfred auf Arrows erstmals in der Formel 1, scheiterte aber als 26. knapp an der Qualifikationshürde.

1982 bekam Winkelhock einen Formel 1-Vertrag beim Bad Dürkheimer Felgenfabrikanten Günter Schmid zusammen mit dem Chilenen Eliseo Salazar beim Team ATS-Ford. In Kyalami startete er als Zehnter in seine erste Formel 1-Saison und in Rio de Janeiro sprangen dank der Disqualifikation von Nelson Piquet und Keke Rosberg ein 5. Platz und 2 WM-Punkte heraus. Dies sollten nach 3 Nichtqualifikationen (Montreal, Brands Hatch, Monza), einigen Ausfällen (in Detroit nach einem hervorragenden 5. Startplatz) und der Aberkennung eines 6. Platzes in Imola (zu leichtes Auto) seine beiden besten Platzierungen in jenem Jahr bleiben.

Manfred Winkelhock beim Monaco GP 1984., Foto: Sutton
Manfred Winkelhock beim Monaco GP 1984., Foto: Sutton

Bereits 1983 konnte sich der Schwabe im umgestellten Ein-Wagen-Team mit neuem BMW-Turbomotor etablieren. So sicherte sich Manfred während der Trainings neun Mal einen Startplatz unter den ersten zehn Fahrern, aber durch eine endlose, frustrierende Ausfallserie aufgrund technischer Mängel reichte es während der gesamten Saison (bestes Resultat: Platz 8 in Brands Hatch) nicht zu einem einzigen Punktgewinn.

Auch 1984 änderte sich daran nichts und so wurde Winkelhock nach dem GP von Deutschland in Hockenheim von Gerhard Berger abgelöst. Seine besten Resultate waren wiederum nur achte Plätze in Montreal und Dallas. Am Ende der Saison wurde Manfred als Ersatz für Teo Fabi im Brabham-Team eingesetzt. Er fuhr in Estoril ein unauffälliges Rennen und belegte nach Startplatz 19 den 10. Platz. Teamkollege Piquet (Pole) wurde Sechster. Motorenlieferant BMW stieg bei ATS aus und Schmid sperrte seinen Rennstall resigniert zu.

Winkelhock landete zusammen mit Konstrukteur und Freund Gustav Brunner beim kleinen britischen RAM-Team. Erfolge blieben bei seinen 8 Einsätzen (3 Zielankünfte) aber weiterhin aus. Die Hart-Motoren erwiesen sich als viel zu unzuverlässig. Er ist vom "ATS-Desaster" ins nächste "Unheil" gerutscht und so konnte man sich wohl nie ein richtiges Bild über die Klasse des Manfred Winkelhock in der Formel 1 machen. In seiner Statistik stehen 47GP-Starts, 2 Punkte und ein 22. WM-Rang 1982.

Erfolge abseits der Formel 1

Winkelhock im ATS am Österreichring 1984., Foto: Sutton
Winkelhock im ATS am Österreichring 1984., Foto: Sutton

Sportliche Befriedigung fand Manfred im Langstreckenrennsport, mit den Marken BMW und Porsche erreichte er in der IMSA-Serie, in Tourenwagenrennen und in der Sportwagenweltmeisterschaft viele achtbare Ergebnisse. In der Endurance Weltmeisterschaft teilte sich Winkelhock mit Marc Surer einen Kremer Porsche. Drei Podestplatzierungen (Mugello, Monza, Silverstone) zum Saisonauftakt 1985 boten ihnen eine gute Ausgangsposition für die Meisterschaft. Das Abbruchrennen von Monza hatte man sogar gewonnen.

Beim sechsten Saisonlauf am 11. August in Mosport (Kanada) kam es dann zur Tragödie. Winkelhock holte sich von einer Kante im Belag eine Delle im rechten Vorderrad und handelte sich auf diese Weise einem schleichenden Plattfuß ein. In der nächsten Linkskurve hatte der Kremer-Porschefahrer keine Chance mehr zu korrigieren und prallte geradeaus mit etwa 200 km/h frontal in eine Mauer. Er fiel sofort ins Koma, aus dem er leider nicht mehr erwachte.

Der Familienmensch Manfred Winkelhock wurde nur 33 Jahre alt und hinterließ Frau Martina und die Kinder Markus und Marina. Der Heimatverbundene (wohnhaft im schwäbischen Berglen-Steinbach) Hobby-Moto-Cross- Fahrer war ein natürlicher, sympathischer und offener Mensch, der oft eigensinnig, aber immer kämpferisch seine Ziele verfolgte.

Winkelhock wirkte nach außen ein wenig ernster als seine Kollegen, stand oft in der Kritik und wurde von wenigen Pressevertretern richtig verstanden. Er galt als sparsamer Schwabe, war aber sehr großzügig, wenn es um seine Familie ging. Auch seine Freunde lud er gerne einmal ein, spielte mit ihnen Karten, ging Surfen oder zum Radfahren. Sein größter Traum war es, einmal die Welt zu umsegeln...

In den Fußstapfen des Vaters

Markus wünscht sich ein Freitagscockpit zu Weihnachten., Foto: Sutton
Markus wünscht sich ein Freitagscockpit zu Weihnachten., Foto: Sutton

Jetzt verfolgt sein Sohn Markus das Ziel in die Königsklasse des Motorsports zu gelangen und dort jene Erfolge einzufahren, welche seinem Vater verwährt blieben. Dabei wollte Markus gar nicht in die Fußstapfen seines alten Herren treten.

Doch wer einmal Benzin geleckt hat, den lässt der Motorsportvirus nicht mehr los: Über die Formel Renault und die Formel 3 Euro Series kämpfte er sich bis in die DTM vor. In einem wenig konkurrenzfähigen Vorjahresfahrzeug hatte Markus allerdings die Chance sein Können unter Beweis zu stellen.

In der Saison 2005 gelang ihm dies aber sehr wohl: Er fuhr drei Siege und den dritten Gesamtrang in der Renault World Series heraus und sicherte sich auf diese Weise seinen ersten F1-Test für das MF1 Racing Team.

"Es war wirklich eine fantastische Erfahrung für mich ein F1-Auto zu fahren und ich habe es sehr genossen", glänzten seine Augen nach rund drei Stunden Fahraction in der Königsklasse. Sein Ziel für das kommende Jahr ist deshalb klar umrissen: Winkelhock möchte das Hickhack um das Freitagsfahrer-Cockpit bei Midland ausnutzen und sich die Eintrittskarte in die F1-Welt sichern. Er wäre dann der fünfte permanente deutsche F1-Starter in der F1-Saison 2006.