Speed, Scott Speed. Kein Drehbuchautor oder F1-Marketingstratege hätte sich einen besseren Namen für einen Rennfahrer einfallen lassen können. Im Gegenteil: Würde ein Rennfahrer in einem Film oder Werbespot "Speed" heißen, wäre schnell von Einfallslosigkeit die Rede.

Aber Scott Speed ist alles andere als farblos. Er ist die neue Hoffnung von Bernie Ecclestone den US-amerikanischen Markt zu erschließen. Er ist die große Hoffnung von Dietrich Mateschitz noch mehr Dosen in Nordamerika zu verkaufen. Und er ist der erste amerikanische F1-Pilot seit Michael Andrett.

Eddie Cheevers IRL-Team fuhr mit Red Bull Unterstützung., Foto: Sutton
Eddie Cheevers IRL-Team fuhr mit Red Bull Unterstützung., Foto: Sutton

Was bei seinem Namen natürlich nicht fehlen darf: Speed ist schnell. "Er ist sehr gut, als junger Fahrer muss er natürlich noch viel lernen. Aber ich glaube, dass er den Speed hat und sehr schnell ist", urteilt sein Landsmann Eddie Cheever im motorsport-magazin.com-Interview über den neuen Stammpiloten der Scuderia Toro Rosso. "Wenn er einen Weg findet, sich permanent zu verbessern, und mit dem Druck umgehen kann, dann hat er sicher eine gute Möglichkeit sich in der Formel 1 zu etablieren."

Diese Chance bot Red Bull im Rahmen seines Driver Search Programms vielen viel versprechenden, jungen Talenten. Allerdings schaffte es nur Speed bis zur Einstellung des Programms in die Königsklasse. Der Grund dafür ist simpel: In Nordamerika interessieren sich die Fans nicht für die Formel 1.

"Mario Andretti wurde Mario Andretti, weil er die Indy 500 und einige andere wichtige Rennen in den USA gewonnen hat", betont Cheever. "Den Fans in den USA ist es vollkommen egal, ob du Formel 1-Weltmeister wirst." Bernie Ecclestone und Didi Mateschitz hoffen natürlich das Gegenteil. Und Scott Speed? Der wäre froh, wenn er tatsächlich F1-Weltmeister werden würde - dann könnte er sicherlich auch damit leben, dass ihn in seinem Heimatland niemand kennt...

Die US-Boys in der Königsklasse

Die amerikanischen Formel 1-Piloten: In den Fünfziger- und Sechzigerjahren waren sie keine Seltenheit. Damals gab es den Grand Prix der USA, und dieser wurde auf dem kompletten Nudeltopf von Indianapolis abgehalten. 1960 wurde zum letzten Mal auf dem legendären Speedway ein F1-Rennen gefahren.

Michael Andretti beim Frankreich GP 1993., Foto: Sutton
Michael Andretti beim Frankreich GP 1993., Foto: Sutton

Roger Ward beispielsweise fuhr elf Jahre lang in der Formel 1, bestritt jedoch immer nur den Amerika-GP. Ein anderes Beispiel: Harry Schell fuhr von 1950 bis 1960 insgesamt 64 Grand Prix, nahm aber nur einmal, 1959, am USA-GP, in Sebring abgehalten, teil. Aber auch waschechte Indy-Profis nahmen am USA-GP teil, so wie A. J. Foyt, der dreimal punktelos blieb. Oder Legende und Rennstallbesitzer Roger Penske - zweimal fuhr er den US-GP in Watkins Glen, 1961 und 1962, zweimal ging er leer aus.

In den Siebzigern wurden die F1-Amerikaner seltener. Besonders traurig Mark Donohue, der 1975 bei einem schrecklichen Unfall auf dem Österreichring sein Leben lassen musste. Besonders ausdauernd war Eddie Cheever, der elf Saisons in der Formel 1 verbrachte. Besonders ausdauernd und besonders erfolgreich war Mario Andretti, der 14 Jahre Formel 1 fuhr und 1978 auf Lotus Weltmeister wurde.

Sein Sohn Mike Andretti war der bislang letzte Amerikaner in der Formel 1 - 1993 gab er eine wenig überzeugende Vorstellung in einem McLaren ab. In den USA war Mike Andretti recht erfolgreich. Die Formel 1 blieb seither Amerikaner-los. Kein Wunder - denn in etwa zeitgleich, von 1992 an, gab es auch keinen USA-GP mehr. Erst im Jahr 2000 kam es zum großen Comeback der Formel 1 auf dem legendären Indianapolis-Nudeltopf - der neue F1-Kurs, der sich nach einem Originalstreckenteil ins Infield schlängelt, erlebte sein Debüt. Doch der erhoffte Amerikaner ließ auf sich warten...

Sein Name ist Speed, Scott Speed

Scott Speed soll seinem Namen für STR alle Ehre machen., Foto: Sutton
Scott Speed soll seinem Namen für STR alle Ehre machen., Foto: Sutton

Jetzt ist er also da - der Mann aus Manteca, Kalifornien, der noch dazu Scott Speed heißt und sich daher bestens vermarkten lässt. Und weil Red Bull ohnehin den US-Markt erobern möchte, war es nahe liegend, den Jungen schon in der Saison 2005 in Montreal und in Indianapolis in den dritten Red Bull zu setzen.

Als Wohnsitz gibt der schnelle Speed "Fuschl am See" an. Dabei handelt es sich aber nicht um eine verrückte US-Kleinstadt, sondern um den Sitz von Red Bull in Salzburg. Am 6. Dezember brachte der Nikolaus dem namenstechnisch prädestinierten Racer Scott Speed dann das erwartete Geschenk: Die Formel 1 hat endlich wieder einen Amerikaner!