Liebe motorsport-magazin.com Leserinnen und Leser,

Am 24. September habe ich mein erstes Rennen in der Rolex Sports Car Serie bestritten und es ist ganz gut gelaufen, denn mit dem achten Platz haben mein Copilot Brian Tuttle und ich das beste Teamresultat erzielt. Natürlich wäre ich gerne weiter vorne gelandet, zumal das Siegerteam ebenfalls mit einem Riley Scott Pontiac gefahren ist, aber sie haben mehr Erfahrung und unser Team braucht hierzu noch etwas Zeit. Dazu ist Tuttle schon 46 Jahre alt und fährt erst seit vier Monaten Rennen, was jedoch nichts heißen will, denn er hat einen guten Job gemacht.

Insgesamt hat mir das Engagement sehr gut gefallen, zumal auch einige bekannte Fahrer dort unterwegs sind, wie Scott Pruett, Jan Magnussen, Max Papis oder Memo Gidley. Und außerdem machen die Fahrzeuge mit ihren 500 PS Spaß. Es waren in Watkins Glen 22 Prototypen am Start und darüber hinaus gab es noch Porsche Cupwagen, BMW´s und GTO Cars. Dazu ist die Serie sehr gut organisiert und tritt meist mit der IRL, Champ Car oder Nascar Serie auf.

In Watkins Glen ist ja früher die Formel 1 gefahren und es handelt sich um eine sehr schöne Strecke, aber ich denke, dass sie für die Formel 1 heutzutage zu gefährlich ist. Es gibt nicht viele Auslaufzonen und bei unserem Rennen gab es einen Crash, in den fünf Autos verwickelt waren. Die Leitplanken sind schon sehr nah und in der großen Schikane staut es sich im Falle eines Unfalls sehr schnell.

Ich habe mir im Vorfeld die Rennstrecke im Internet angeschaut. Ich kenne Watkins Glen zwar auch vom Computerspiel "Nascar" und von einem anderen Tourenwagenspiel, aber zum einen fahren die Nascars auf dem kleinen Kurs und zum anderen bin ich nicht derjenige, der Rennstrecken am Computer lernt. Lieber gehe ich die Strecke zu Fuß ab und schaue mir alles genau an.

Es kann durchaus sein, dass ich noch mehr Rennen in den USA fahren werde. 2006 mit Sicherheit, wobei unser Hauptaugenmerk weiterhin auf den Champ Cars liegt, aber in diesem Jahr habe ich ohnehin noch ein schönes Programm mit drei FIA GT Rennen auf der Gillet Vertigo.

Was die Formel 1 betrifft, so hat Fernando Alonso seine Chance in Brasilien genutzt und ist Weltmeister geworden. Zum Rennen gibt es nicht so viel zu sagen. Alonso hat keinen Fehler gemacht und sein Auto war zu 100 Prozent auf der Höhe. Sein einziger Fehler in der Saison war in Kanada, aber ansonsten war er sehr abgeklärt. Kimi Räikkönen musste dagegen immer mehr als 100 Prozent geben, auch wenn er wusste, dass das Auto nicht halten würde. Kimi war in der zweiten Saisonhälfte der schnellere Fahrer, aber anfangs hat nun mal Alonso die Rennen gewonnen und viele Punkte geholt. Er konnte sich also den Luxus erlauben "nur" auf das Podest zu fahren. Ich bin mir sicher, dass es andersrum genau so gewesen wäre: Alonso hätte auch mehr als 100 Prozent gegeben und Kimi hätte auch versucht Punkte zu holen, ohne ein überhöhtes Risiko einzugehen.

In der Konstrukteurs-WM glaube ich, dass McLaren das Rennen machen wird. Sie haben das schnellste Auto, allerdings darf es nicht kaputt gehen. Ich denke, dass Kimi und Juan Pablo die zwei letzten Rennen gewinnen können, aber andererseits kann Renault – mit dem Fahrertitel in der Tasche – befreit auffahren und Risiken eingehen. Wenn es nicht klappt, ist es kein Drama. Aber sie können auch voll angreifen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir zwei spannende Rennen sehen werden.

In Shanghai werde ich übrigens auch vor Ort sein. Wir bestreiten eine Woche später das FIA GT Rennen in Zuhai und deshalb gehe ich vorher mal "Hallo" sagen und mich von Minardi verabschieden. Letztes Jahr fuhr ich als erster Fahrer in Shanghai auf die Strecke und für Minardi wird es das letzte Rennen sein. Deshalb möchte ich dabei sein.

Zuletzt wurde wieder viel über das Qualifying gesprochen. Es gibt ja die Idee von Bernie Ecclestone 2006 ein Ausscheidungs-Qualifying zu bestreiten, d.h. nach 15 Minuten scheiden die 5 langsamsten Fahrer aus, nach weiteren 15 Minuten wieder 5 Fahrer und schließlich fahren die Top-10 in einer 20-minütigen Session gegeneinander um die Pole Position.

Meine Meinung: Das ist doch viel zu kompliziert! Der Großteil der Zuschauer am Fernsehen guckt sich nicht regelmäßig die F1 an. Wenn es also am Wochenende mal regnet oder man Zeit hat, schaut man rein und findet dann ein zerstückeltes Qualifying mit Pausen vor, wo sich keiner zu Recht findet. Der Fan versteht dann nicht, wieso ein Fahrer nicht mehr am Qualifying teilnehmen darf. Da kann einem schnell die Lust daran vergehen. Das ist doch vergleichbar wie zu Beginn des Jahres, als es ein Qualifying am Samstag und eines am Sonntag gab und die Zeiten addiert wurden.

Im Grunde genommen ist das Einrunden-Qualifying wie wir es jetzt haben am einfachsten: Ein Red Bull fährt auf die Strecke und legt eine Zeit vor. Dann kommt beispielsweise ein BMW und fährt schneller, also ist er vor dem Red Bull. Das ist übersichtlich, aber nicht so spannend.

Wenn es um die Spannung geht, dann sollten wir zum alten Qualifying zurückkehren. Das System hat sich vor 50 Jahren schon bewährt: Es wird eine Stunde gefahren und der Schnellste steht auf Pole. Dabei könnte man es so machen, dass das Qualifying nur 20 oder 30 Minuten andauert. Somit würde verhindert werden, dass sich die Fahrer mit dem Herausfahren Zeit lassen.

Wie schon gesagt: Nicht jeder verfolgt die Formel 1 intensiv. Solch ein kompliziertes Qualifying, wie Ecclestone es vorschlägt, oder diese Dinge wie eine Rückversetzung wegen Motorwechsels sind einfach zu viel für die Fans. Die Prozesse müssen klarer und einfacher werden. Daher auch mein Appell: denkt an die Fans!

Mit den Vorbereitungen für mein Formel-3-Team kommen wir auch sehr gut vorwärts. Wir sprechen derzeit mit Mercedes wann wir die Motoren bekommen, sowie mit anderen Herstellern für die entsprechenden Teile. Insgesamt wird unser Team ungefähr 12 Mann stark sein, d.h. zwei Mechaniker pro Auto, ein Ingenieur pro Auto, zwei die aufbauen, ein Organisator und die Fahrer. Dabei befinden wir uns auf der Suche nach einem zweiten Fahrer. Es muss natürlich kein Belgier sein – das kann genau so gut ein Deutscher, Niederländer oder Franzose sein.

Mir ist auch klar, dass ich nicht bei jedem Rennen dabei sein kann, wenn ich nächstes Jahr Rennen fahre. Das weiß mein Team auch und deshalb strukturieren wir es so, dass ich nicht jedes Mal dabei sein muss. Und außerdem ist es für mich ein Investment in die Zukunft, denn wer weiß – vielleicht fahre ich noch drei, vielleicht noch zehn Jahre. Aber ich habe jedenfalls etwas für die Zeit nach dem aktiven Rennsport.