Die Formel 1 Saison 2005 ist die längste aller Zeiten. Allerdings nicht was den Zeitraum angeht, über welchen sie sich erstreckt, sondern im Hinblick auf die Gesamtanzahl von 19 gnadenlosen Rennwochenenden. Das Jahr ist jedoch noch nicht vorbei: Es stehen noch zwei Rennen im so heiß geliebten "back-to-back"-Verfahren auf dem Programm.

Wie nah wir dem Ende und der wohl verdienten - kurzen - Winterpause für Fahrer, Teammitglieder und auch Fans aber mittlerweile sind, verdeutlicht der Status der vergangenen Testwoche. Bis auf Ferrari, die bekanntlich testen können wann, wo und so oft sie möchten, absolvierten in der letzten Woche alle Teams ihre letzten Testkilometer vor den beiden Asien-GP und der anschließenden Testpause bis Ende November.

Besonders groß waren die Erkenntnisse aus Le Castellet und Jerez allerdings nicht. Während die Roten ihre Runden wie üblich im Alleingang drehten, setzten die Silberpfeile in Südspanien ihre Machtdemonstration fort: So lange ein silbernes Auto auf der Strecke war, fuhr es auch die schnellste Rundenzeit des Tages.

Erst als die Dennis-Truppe ihre Testarbeit für die Saison 2005 vorzeitig abgeschlossen hatte, durften auch die Franzosen von Renault einmal eine Tagesbestzeit für sich verbuchen. Für den Kampf um die Konstrukteurskrone ist dies eine klare Aussage: Auch mit den neuen Aerodynamikteilen und der Motorenausbaustufe sind die Gelb-Blauen nur die Außenseiter.

In der Testwoche der Debütanten, neben dem jungen Deutschen Sebastian Vettel debütierten auch Tony Kanaan und Lucas di Grassi, gab es dennoch eine interessante Neuigkeit zu vermelden: Toyota-Tester Ricardo Zonta empfand seine Fahrten mit dem neuen V8-Motor als "ein bisschen langweilig".

Führte Niki Lauda früher an, dass selbst ein Affe die modernen F1-Boliden fahren könnte, bemühte sich der Brasilianer um einen neuen Vergleichs: "Es lässt sich verdammt einfach fahren, ist überhaupt nicht anstrengend und deshalb keine Herausforderung. Ein kleines Mädchen könnte das Auto fahren."

Nick Heidfelds Tochter Juni dürfte dafür noch etwas zu jung sein, aber Gina-Maria Schumacher müsste demnach im besten Alter für Ricardos kinderleicht zu fahrende V8-Boliden sein. Vielleicht löst Ferrari die Nachfolge seines Serienweltmeisters ab 2007 familienintern...

Aber auch ohne diese brandheiße Insiderinformation kochte die Gerüchteküche in den letzten Tagen wieder auf Hochtouren. Neben Dauerbrennern wie einem möglichen F1-Einstieg von Valentino Rossi, machten auch Gerüchte über den ersten F1-Polen als Freitagstester bei Minardi, einen Wechsel von Mike Gascoyne zu BMW sowie die Fahrerbesetzung bei den bayerischen Eidgenossen die Runde.

Antworten gab es allerdings nur bedingt: Bei Minardi ist alles vorstellbar, Mike Gascoyne fragte sich wer auf solche Ideen kommt und BMW möchte seine Fahrerpaarung erst pünktlich zu Testbeginn festlegen. Notfalls auch durch einen Shoot-Out.

Einem solchen könnte sich auch Antonio Pizzonia erneut gegenüber sehen. Nämlich dann, wenn er die Williams-Oberen in den letzten beiden Saisonrennen nicht von seinen Fähigkeiten überzeugen kann. Mit dem IRL-Star Dan Wheldon und dem frisch gebackenen GP2-Champion Nico Rosberg hätte er mindestens zwei harte Nüsse zu knacken. Und der Jungle Boy weiß nur zu gut aus diesem Januar, wie es ist gegen einen zunächst unterschätzten Deutschen den Kürzeren ziehen...

Bernie Ecclestone kennt dieses Gefühl nicht: Er zieht niemals den Kürzeren. Er ist höchstens der Kürzeste, sprich Kleingewachsenste, im Raum. In Sachen der unendlichen Qual(ifying)-Geschichte möchte der weißhaarige F1-Supremo jetzt aber durchgreifen: "Ich will nicht mehr diskutieren!", soll er einen Alleingang angekündigt haben.

Schon in dieser Woche soll Mr. E sein Wunsch-Qualifying dem FIA-Weltrat zur Abstimmung vorlegen. Sollte dieser es mit 18 von 26 Stimmen annehmen, werden wir im nächsten Jahr ein Knock-Out Qualifying erleben. Das wäre dann das von vielen herbeigesehnte Ende des Einzel-Einrunden-Race-Fuel-Qualifyings.

Nun bleibt zu hoffen, dass Bernie Nr. 1 schafft, was Taifun Nr. 22 im letzten Jahr nicht gelungen ist: Das alte Qualifying-Format ein und für alle Mal aus der F1-Welt zu blasen.