Der Große Preis von Belgien war der Abschied der Formel 1 vom europäischen Festland. Nun geht es nach Brasilien, Japan und China. Bevor wir aber in Übersee viele neue Dinge lernen werden, erfuhren wir in den belgischen Ardennen einiges über die Reifen, den Regen und die Teamstrategie.

Die Lehre vom Wettergott

Nach Spa-Francorchamps sollte man erfahrungsgemäß viele der so genannten Wetterfrösche mitbringen. Wer diese Weisheit beachtet hat, der wusste was da am Freitagnachmittag kommen sollte und drehte - wie etwa Toyota - bereits im 1. Freien Training einige Runden. Alle anderen die bei feuchten Bedingungen nicht fahren und lieber auf den Nachmittag warten wollten, wurden hingegen vom Ardennenwetter hart dafür bestraft.

So schön kann Regen sein., Foto: Sutton
So schön kann Regen sein., Foto: Sutton

Die Formel Spar hatte in Spa aber noch eine andere Auswirkung: Während in der 1. Session niemand fuhr, weil die Strecke zu feucht war, traute sich in Session 2 niemand auf die Strecke, weil sie mehr als nur nass war. Die Natur steht also noch immer über den Rundengeiz-Gesetzen der Königsklasse des Motorsports.

Die Lehre vom Aquaplaning

Wer sich trotzdem in die Fluten der Ardennen-Achterbahn oder besser gesagt Wasserbahn schmiss, der wurde für seinen guten Willen direkt bestraft. Das beste Beispiel hierfür war der Italiener Tonio Liuzzi, der am Freitagnachmittag als Erster auf die regennasse Fahrbahn ging und sofort unaufhaltsam in die Leitplanke abbog.

Die Lehre vom Beten & Tanzen

Für den vielen Regen verantwortlich waren die Tifosi. Jedenfalls wenn es nach Michael Schumacher und dessen Wunsch nach Regen ging. "Vielleicht haben sie heute etwas zu starke Regentänze aufgeführt", scherzte der gerne als 'Regengott' bezeichnete Ferrari-Star, der noch am Donnerstag "für Regen gebetet" hatte. Tags darauf regnete es aber auch für seinen Geschmack "zu stark".

Sie alle beteten für den Regen - und schützten sich davor., Foto: Sutton
Sie alle beteten für den Regen - und schützten sich davor., Foto: Sutton

Während die Regentänze und Gebete der Ferrari-Fans für den Freitag also zu stark ausfielen, waren sie am Samstag eindeutig zu schwach. Am Sonntag musste Schumacher dann eingestehen, dass auch mehr Regen nicht geholfen hätte: "Wir waren einfach nicht gut genug." Der ganze Regenwahn war also für die Katz.

Die Lehre vom Humor

Seit Red Bull in der Königsklasse mitmischt, ist die Formel 1 nicht mehr nur der klinisch reine und vollkommen langweilige PR-Paddock. Aber auch Renault lässt hin und wieder etwas Humor in seinen Pressemitteilungen aufblitzen. Beispielsweise am verregneten Freitag, als man in seinem Presseschreiben 10 Dinge angab, die man macht, wenn es in Spa regnet.

Die Wichtigsten waren: Regenjacken suchen, Regenschirme zählen, über das Wetter diskutieren und daran denken, was man jetzt sonst noch so alles machen könnte. "Ich wäre wahrscheinlich daheim auf dem Sofa, würde mich entspannen und mit den Kids spielen", schwelgte Giancarlo Fisichella in interessanten Zeiten. Fernando Alonso hätte hingegen lieber mit seinen Freunden Sport getrieben: "Wahrscheinlich Tennis oder Fußball - allerdings in einer Halle!"

Die Lehre von den Gerüchten

Die Gerüchteküche brodelte auch im Nassen., Foto: Sutton
Die Gerüchteküche brodelte auch im Nassen., Foto: Sutton

Die F1-Gerüchteküche ist voller Spekulationen. Einige der am heißesten gehandelten Gerüchte der letzten Wochen waren Reifenwechsel von Toyota und Williams, ein Aufkauf des Minardi Teams sowie ein Rückzug von Michelin. Erstaunlicherweise wurden gleich drei dieser vier Gerüchte am Samstag in Belgien bestätigt und ein weiteres zumindest vom Gerücht zur waschechten Drohung befördert. Die alte Weisheit scheint wohl doch zuzutreffen: In jedem Gerücht steckt mindestens ein Körnchen Wahrheit.

Die Lehre von den Reifen

Alles drehte sich an diesem Wochenende um die Reifen. Kein Wunder also, dass auch das Rennen vom Reifenthema beherrscht wurde. Hier galt allerdings die alte Weisheit: Der Mittelweg ist der beste Weg. Während Minardi mit seinem Boxengassenstart und 'heavy wets' einen strategischen Reinfall erlebte, waren auch die Entscheidungen der Schumacher-Brüder, Antonio Pizzonia und Robert Doornbos im Rennverlauf auf Trockenreifen zu wechseln keine clevere Wahl.

Die Lehre vom Regen

So viel wurde in Spa vom Regen gesprochen. So viel wurde auf Regen gehofft. So viel wurde für den Regen getanzt. Und dann blieb er nicht nur im Rennen aus, sondern gab es unter nassen Bedingungen auch noch einen ereignisarmen Auftakt. Das kühle Nass von oben ist also auch in der modernen Formel 1 nicht das Allheilmittel für durchgehend spektakuläre Rennen.

Die Lehre von Monaco

Ralf zog aus Monaco seine Lehren: Auch er gibt bis zur Linie alles., Foto: Sutton
Ralf zog aus Monaco seine Lehren: Auch er gibt bis zur Linie alles., Foto: Sutton

In Monaco beschwerte sich Ralf Schumacher noch darüber, dass sein Bruder manchmal sein Gehirn ausschalten würde. Der Grund: Michael versuchte Ralf in der letzten Runde auf den letzten Metern vor Start- und Ziel zu überholen. Für Ralf war diese Aktion allerdings "viel zu gefährlich". Sein Bruder meinte nur lapidar, dass sie hier Racing und keine Kaffeefahrt betreiben würden. Und ein Rennen geht bekanntlich bis zur Ziellinie und nicht nur bis in die letzte Runde.

Nachdem sich diese Verärgerung beim jüngeren Schumacher-Bruder einige Monate danach gelegt hat, scheint der Toyota-Fahrer seine eigene Lehre daraus gezogen zu haben: Auf den Schlussmetern attackierte er in Spa den vor ihm liegenden Jacques Villeneuve. Sehr viel mehr Platz als in Monaco gibt es zwischen den Leitplanken ausgangs der Bus-Stop Schikane allerdings nicht. Ob diesmal Ralf etwas ausgeschaltet hat?

Die Lehre vom Teamplay

'Let Kimi pass for the championship.' Diesen Funkspruch konnte sich Ron Dennis sparen. Nachdem Juan Pablo Montoya mehrere Runden langsamere Rundenzeiten als sein Teamkollege gedreht hatte, passierte der Finne seinen Teampartner bei dessen Tankstopp. Die Gefahr von unerlaubter Stallorder bestand also offiziell nicht.

Ein sehr viel besseres Beispiel für clevere Teamstrategie exerzierten die Silbernen aber bereits zu Beginn des Rennens: Während der führende Montoya zum Tanken in die Box einbog, bremste der zweitplatzierte Räikkönen das Feld hinter sich ein und verhinderte somit einen allzu großen Zeitverlust bei seinem Boxenstopp. Hier hätte es sehr wohl einen Funkspruch geben können: 'Don't let them pass for the pitstop.'