Was passiert da in Maranello? Wie sieht sie aus, die rote Zukunft nach 2006? Kommt tatsächlich Kimi Räikkönen? Schwingt sich Valentino Rossi vom Sattel in den Schalensitz? Oder verlängert Siebenfachweltmeister Michael Schumacher seinen Vertrag und versucht so, als neuerlicher Weltmeister abzutreten? Und: Bleibt die Scuderia Bridgestone treu oder flüchtet sie gar zu Erzkonkurrent Michelin? Der Medienwald ist zum Bersten voll mit allen möglichen und unmöglichen Spekulationen rund um die Scuderia Ferrari und ihre Zukunft...

Räikkönen: Alles unbestätigt

Geht es nach den finnischen Tageszeitungen, so soll Kimi Räikkönen "von McLaren weg wollen", zumindest hat man eine derartige Schlagzeile in den Boulevardmedienwald geschleudert. Inklusive dem angeblich halbnackt durch italienische Vorgärten tänzelnden Räikkönen, der wegen des daraufhin wiederum angeblich folgenden Mahnbriefs von Ron Dennis ebenso angeblich die Nase voll haben soll von den Silberpfeilen. Alles natürlich unbestätigt, wie auch der ebenfalls angebliche Vorvertrag mit Ferrari. Mittlerweile wird dieser Vorvertrag allerdings so oft dementiert, dass man es schon wieder glauben könnte. Wirklich wissen werden es nur wenige - Tatsache ist, dass Räikkönens McLaren-Vertrag Ende 2006 ausläuft.

Rossi: Alles möglich

Da sieht die Lage bei Valentino Rossi schon klarer aus, und auch sein Vertrag bei Yamaha läuft mit Ende 2006 aus. Ross Brawn hat öffentlich erklärt, dass man die Tests mit dem Zweiradstar fortsetzen und intensivieren werde. Immer mehr Stimmen sprechen davon, dass dies ein deutliches Zeichen dafür ist, dass der charismatische Mehrfachweltmeister tatsächlich in die Formel 1 wechseln könnte.

 Feiert Valentino Rossi ab 2007 in der Formel 1?, Foto: Gauloises Racing
Feiert Valentino Rossi ab 2007 in der Formel 1?, Foto: Gauloises Racing

Sein derzeitiger Arbeitgeber, Yamaha-Boss Davide Brivio, sieht das anders: "Ich bin nicht überzeugt davon, dass uns Valentino am Ende des kommenden Jahres verlassen wird." Dass Rossi jedoch 2006 einige Ferrari-Tests unternehmen wird, darüber sei er informiert worden, sagt Brivio. Und fügt hinzu: "Rossi ist intelligent genug, seine Ferrari-Tests zeitlich so anzusetzen, dass sie das MotoGP-Programm nicht stören. Solange er Motorradrennen fährt, ist sein Ziel, zu gewinnen..."

Dass ihn dieser Ehrgeiz auch auf vier Rädern antreiben würde, davon sind Experten wie Altstar John Surtees, der es geschafft hat, sowohl Motorrad- als auch Formel 1-Weltmeister zu werden, überzeugt. Er habe mit Rossi gesprochen, erzählte Surtees den Kollegen von Motor Cycle News. Ob Rossi tatsächlich den Wechsel wagen würde, das könne man noch nicht sagen, schloss Surtees aus dem Gespräch: "Ich denke, wir müssen da noch abwarten."

Pierre Dupasquier traut Rossi den F1-Erfolg zu., Foto: Sutton
Pierre Dupasquier traut Rossi den F1-Erfolg zu., Foto: Sutton

Zutrauen würde ihm einen erfolgreichen Wechsel auch Michelin-Boss Pierre Dupasquier: "Wenn es einen Motorradfahrer gibt, der in der Lage sein könnte, in der Formel 1 schnell zu sein, dann ist das Valentino Rossi." Der "Doctor" sei auch für die Techniker ein Gewinn: "Er ist in der Lage, sich an einen Code eines Reifens, der vor fünf Jahren eingesetzt wurde, zu erinnern und auch nach sehr vielen Runden am Stück erinnert er sich an jedes Detail..."

Michelin: Wohl eher nicht

Dass die Scuderia bei ihm anklopfen könnte, schließt Dupasquier aus: "Ich glaube nicht, dass sie uns um Reifen bitten werden." In Anspielung auf das unschöne "Tyregate" im Jahr 2003, sagt Dupasquier, dass "manche Grobheit nicht so schnell vergessen werden kann", doch letztlich wäre das kein Hindernis, da man "aus einem kommerziellen Standpunkt heraus betrachtet sehr gute Kontakte" zur Scuderia habe. Letztlich habe Bridgestone den Fehler begangen, nur mit einem Topteam zu arbeiten: "Was hier passiert ist zeigt, dass man nicht mit nur einem Team arbeiten sollte. Man benötigt Vergleiche. Es passiert zudem oft im Rennsport, dass gut bezahlte Techniker, die mit ihrem Fahrzeug nicht klarkommen, den Reifen die Schuld geben. Die Fahrer erklären zu oft ihre Langsamkeit mit einem Mangel an Grip..."

Schumacher: Entscheidung vertagt auf 2006

Diesen Mangel an Grip beklagt zurzeit auch Weltmeister Michael Schumacher. Und so ist es kein Wunder, dass sich Schumacher erst im kommenden Jahr in Sachen Vertragsverlängerung entscheiden wird. Denn derzeit gibt es einfach zu viele offene Fragen: Kann Bridgestone wieder aufholen? Kann Ferrari einen konkurrenzfähigen F2006 auf die Räder stellen? Und schließlich: Kommt man in Maranello mit dem V8-Konzept klar? Und weil sich das alles erst im Jahr 2006 zeigen wird, wird in den nächsten Wochen und Monaten noch oft in die rote Kristallkugel geblickt und kräftig spekuliert werden...