Giancarlo, warst Du schon einmal auf dem neuen Kurs in Istanbul?

Giancarlo Fisichella: Nein, noch nicht.

Für viele ist das mit Sicherheit überraschend. Zählt eine Streckenbesichtigung nicht zu Eurer normalen Vorbereitung?

Giancarlo Fisichella: Nein, nicht wirklich. Bei einem neuen Kurs lernst du zunächst die grundlegendes Streckencharakteristiken. Dazu musst du nicht vor Ort sein. Das Team organisierte in diesem Fall sogar eine DVD, die während einiger Runden mit einem Straßenauto aufgezeichnet wurde. Auf diese Weise konnte ich mir einen guten Eindruck von dem Streckenverlauf des Istanbul Speed Parks machen. Andere Fahrer nutzen auch gerne Rennspiele auf einer Videokonsole, um eine Strecke kennen zu lernen. Mir reicht die DVD.

Wann wirst Du die Strecke denn zum ersten Mal wirklich sehen?

Giancarlo Fisichella: Am Donnerstagmorgen, wenn ich ankomme.

Und dann wirst Du sofort anfangen, sie zu lernen?

Giancarlo Fisichella: Genau. Zunächst gehen wir gemeinsam mit unseren Ingenieuren über den neuen Kurs. Wir sehen uns dabei die Streckendetails ganz genau an. Wie sehen die Kerbs aus? Können wir sie in unsere Ideallinie einbeziehen? Zudem bekommst du als Fahrer bei diesen Besichtigungen ein sehr gutes Gefühl für die Strecke und wie du sie fahren musst.

Es muss aber relativ schwer sein, eine Strecke per pedes zu lernen...

Giancarlo Fisichella: Das stimmt. Ich fahre deshalb zusätzlich auch mit einem Motorroller über den Kurs, um verschiedene Linien auszuprobieren und zu lernen. Wenn du im Auto oder auf einem Roller unterwegs bist, präsentiert sich eine Rennstrecke deutlich anders als zu Fuß.

Das heißt, wenn Ihr am Freitagmorgen erstmals mit dem Renault R25 fahrt, wird es nochmals anders sein?

Giancarlo Fisichella: Es wird auf jeden Fall sehr aufregend. Es macht immer Spaß, einen neuen Kurs zu entdecken, ihn von Grund auf neu zu erlernen. Das stellt hohe Ansprüche an uns Fahrer, denn wir müssen uns gleichzeitig auch auf das technische Programm konzentrieren.

Wirst Du während der freien Trainings mehr Runden absolvieren als normal?

Giancarlo Fisichella: Mit Sicherheit. Aber dafür haben wir bereits beim Grand Prix von Ungarn vorgesorgt. Dort sind wir im Training weniger als üblich gefahren. Uns bleiben in Istanbul daher zusätzliche Runden, die wir zum Lernen der Strecke und zur Abstimmung des Renault R25 gut nutzen können.

Wie lange dauert es in der Regel, bis Du einen neuen Kurs wirklich kennst.

Giancarlo Fisichella: Ungefähr zehn Runden. Zu diesem Zeitpunkt kennst du deine Bremspunkte und die Ideallinie und weißt, wo du über die Kerbs fahren kannst. Von da an können wir uns auf das Set-up und die Reifenwahl konzentrieren.

Wie konkurrenzfähig wird der Renault R25 sein?

Giancarlo Fisichella: Ich denke, wir werden sehr stark sein. In Ungarn waren wir nicht wirklich bei der Musik. Überhaupt scheinen uns die langsamen Kurse in dieser Saison nicht zu liegen. Der Kurs in Istanbul entspricht eher jenen Strecken, auf denen wir erfolgreich waren. Auch die zu erwartenden heißen Temperaturen sollten dem R25 entgegenkommen. Ich gehe davon aus, dass wir um die Podestplätze fahren werden.