Kann man 26 Punkte in sechs Läufen aufholen? Darf man sich auf ein spannendes Finale dieser Saison 2005 freuen? Wenn es nach Kimi Räikkönen geht: Ja! In einem Interview mit der Bild am Sonntag sagte der Finne: "Natürlich glaube ich noch an den Titel. Ich habe ein starkes Auto, und ich habe den besten Motor, den ich je gefahren bin. Leider hat mich die Technik dreimal im Stich gelassen. Das ist ärgerlich." Und: "Ich habe einiges Pech gehabt mit meinen Ausfällen, vielleicht habe ich ja jetzt mal Glück und er ein bisschen Pech, dann kann ich ihn noch packen." "Er" - das ist Fernando Alonso im Renault, der große WM-Leader, der im Gegensatz zu Räikkönen erst zwei Nullrunden (ohne USA) hinnehmen musste.

Weil "die Enttäuschung groß sein würde", wenn sich Kimi Räikkönen hinsetzen und die WM-Tabelle studieren, sich ausrechnen würde, wo er ohne der Ausfälle liegen würde, tut er dies auch nicht: "Ich schau auf das nächste Rennen." Er würde auch nicht "in den Wald laufen und schreien" oder mit seiner Freundin über Ausfälle und Enttäuschungen sprechen. Er sage sich: "Man kann es nicht ändern." Und: "So spare ich Energie."

Zudem seien Ausfälle in jedem Team möglich. Ob er im Renault jetzt WM-Spitzenreiter wäre, fragt man Räikkönen. Seine Antwort zeugt von einer gewissen sportlichen Größe: "Das kann man schwer sagen, weil jedes Auto anders konstruiert und zu fahren ist. Tatsache ist aber, dass es sehr zuverlässig zu sein scheint. Wenn Renault Weltmeister werden sollte, dann hätten sie den Titel verdient. Es ist ein gutes Team."

Ein gutes Team war die längste Zeit Ferrari, die Scuderia ist auch in Krisenzeiten zumindest vorn dabei. Der Vertrag des "Icemans" läuft bis Ende 2006. Derzeit würde also ein Teamwechsel nichts bringen, sagt Räikkönen. Auf die Frage, ob er "noch lange im Silberpfeil" sitzen würde, gibt sich Räikkönen zurückhaltend: "Wir werden sehen. Man muss überlegen, wie es weitergeht."

Die Ziele des Kimi Räikkönen sind unkompliziert: "Ich will Rennen fahren und Weltmeister werden. Fertig." Das macht ihn auch für die Scuderia attraktiv. Aber selbst Ross Brawn gibt zu, dass "es für Kimi keinen Sinn macht, über 2007 nachzudenken. Denn niemand weiß, wer im Jahr 2007 gut sein wird". Und darauf wird es schließlich ankommen. Und auch darauf, ob Michael Schumacher auch im Jahr 2007 im Ferrari sitzen wird und ob McLaren-Mercedes in den kommenden Jahren in der Lage sein wird, Kimi Räikkönen ein schnelles und auch zuverlässiges Auto hinzustellen. Ein Auto also, mit dem er Weltmeister werden kann.