Am letzten Wochenende sahen viele Fernando Alonso aufgrund seines 36-Punktevorsprungs bereits als den sicheren Weltmeister dieses Jahres an. In der Hitze von Ungarn lernten sie nun, dass solche Aussagen schon eine Woche später wieder überholt sein können. Was wir sonst noch an diesem Wochenende im schönen, aber viel zu heißen Budapest lernten, verraten wir Ihnen in den folgenden Zeilen...

Die Lehre vom Kochen

Unzählige Köche, Hospitality-Damen und sonstige Helfer sorgen an den Rennwochenenden für das leibliche Wohl der Fahrer, Teamangestellten, Pressevertreter und Gäste. Am Donnerstag drehte Ferrari-Sponsor Vodafone den Spieß jedoch um und ließ seine beiden Piloten Michael Schumacher und Rubens Barrichello in einer TV-Kochshow Tomaten schneiden, Knoblauch hacken und Zwiebeln sortieren. "Wenn mein Koch Urlaub hat, koche ich zu Hause selbst", gestand Familienvater Schumacher ein. Und wie gut kann ein siebenfacher F1-Weltmeister kochen? "Jedenfalls gut genug, dass es der Familie schmeckt..."

Die Lehre vom Arbeitsvertrag

Das Kochen bereitet dem Champion sichtlich Spaß..., Foto: Sutton
Das Kochen bereitet dem Champion sichtlich Spaß..., Foto: Sutton

Es ist eigentlich gar nicht so schwierig: Wenn man die Wahl zwischen zwei Arbeitgeber hat, darf man sich frei entscheiden, wer einem die besseren Chancen, das meiste Geld oder das beste Material bietet. Nachdem man diese Wahl getroffen hat, unterschreibt man einfach einen Vertrag.

Wohl gemerkt einen Vertrag, Jenson! Nachdem Jenson Button dies im Vorjahr bereits durcheinander gebracht und gleich bei zwei Teams einen Kontrakt unterzeichnet hatte, kam es in diesem Jahr zur so genannten Buttongate II Affäre: Diesmal zeigte sich JB tatsächlich lernfähig und besitzt er wirklich nur einen Vertrag, dafür möchte er aber plötzlich doch nicht zu Williams und stattdessen lieber bei B·A·R bleiben, die er vor einem Jahr noch wegen der besseren Zukunftsaussichten in Richtung Grove verlassen wollte. Und warum der Sinneswandel? Jenson sieht jetzt die besseren Titelchancen bei B·A·R. So schnelllebig ist die F1-Welt und so wenig bedeuten den Fahrern heutzutage Verträge und Zusagen...

Die Lehre vom Rauch

Wie ungesund Rauch ist, erfuhr Kimi Räikkönen in den letzten Wochen öfter als ihm lieb war. Aber nicht nur deswegen gilt ab Sonntagabend auch in der F1 ein Rauchverbot. Während Flavio Briatore und Bernie Ecclestone über das Tabakwerbeverbot nur den Kopf schütteln können, schaffte es die britische Regierung auch nach Wochen der Beratung nicht, eine Klarstellung ihrer eigenen Gesetzgebung herauszugeben, welche den britischen Teams auch bei nicht-europäischen Rennen eine Tabakwerbung verbietet. Die Politik ist also nicht nur in der Formel 1 eine langwierige Geschichte...

Die Lehre vom Namen

Bislang gab es in der Formel 1 nur eins: Bernie, Bernie und Bernie - seit Freitag kennen wir jedoch auch noch FERNI! So stand es in großen Lettern auf der Geburtstagstorte von Fernando Alonso. Ob sich dieser Name allerdings durchsetzen und in den Schlagzeilen bald Ferni gegen Kimi, Fisi, Schumi, Ralfi und Trulli kämpfen wird, bleibt zu bezweifeln...

Die Lehre von der Organisation

Ein Geburtstagsständchen ersparte das Team Ferni., Foto: RenaultF1
Ein Geburtstagsständchen ersparte das Team Ferni., Foto: RenaultF1

Im Freien Training in Hockenheim stand David Coulthard nach einem Ausfall im Motodrom und schrieb seelenruhig Autogramme. Michael Schumacher betätigte sich in Ungarn auf einer ganz anderen Ebene: Er hängte sich sofort an den Funk und versuchte den Abtransport seines gestrandeten F2005 zu organisieren. Und wenn der Weltmeister einen Wunsch äußert, dann wird dieser auch postwendend erfüllt. Wenig später hing sein roter Bolide am Haken und wurde zusammen mit dem Champion auf einem Transporter in Richtung Box chauffiert. Was lernen wir daraus? Wer am Morgen mit Runden geizt, der kommt am Nachmittag in Bedrängnis und fällt bei harten Bremsmanövern des Transporters beinahe von der Ladefläche...

Die Lehre vom Samstagmorgen

Heiß, staubig, leer. So präsentierte sich der Hungaroring im 3. Freien Training am Samstagmorgen. Schließlich wollte keiner den Staubsauger für die Konkurrenz spielen. Andererseits sollte den Teams auch einmal einer verraten: Wenn keiner rausgeht, ändert sich an dem staubigen Streckenzustand auch nichts...

Die Lehre von den Spiegeln

Jacques Villeneuve scheint dieser Tage eine große Anziehungskraft auf gelbe Autos zu haben. Nachdem er in Hockenheim ein kleines Scharmützel mit Tiago Monteiro hatte und danach von einem "Formel Ford"-Stil sprach, geriet er im Freien Training in Ungarn dem Jordan von Nicolas Kiesa zu nahe und drehte sich in die Auslaufzone. Jacques hoffte danach nur, dass die Jordan-Fahrer sich nicht auch auf der Autobahn so verhalten...

Die Lehre vom Versprecher

Sie gehörten wol zu den 80% der Seher., Foto: Sutton
Sie gehörten wol zu den 80% der Seher., Foto: Sutton

Auch kleine Versprecher beherbergen bekanntlich ein Körnchen Wahrheit. Unser motorsport-magazin.com-Kolumnist und Premiere-Kommentator Jacques Schulz sagte jedenfalls verheißungsvoll, dass man von "80% der Tribünenplätze auf die Strecke" sehen könne. Dies würde implizieren, dass man von 20% aller Tribünenplätze die Strecke überhaupt nicht sehen kann. Das traurige daran ist: Man könnte dies der F1 tatsächlich zutrauen...

Die Lehre von der Größe

Bernie Ecclestone ist der Herr des Paddock und es wäre ein Frevel herauszufinden, wie groß der kleine Brite tatsächlich ist. Entsprechend existiert hier nur eine verlässliche Aussage von Ron Dennis: "Wenn er auf seinem Geldbeutel steht, dann ist er noch einmal etwas größer." Zur 20. Ausgabe des Ungarn GP schrumpften die Verantwortlichen den F1-Impresario allerdings noch einmal - und zwar auf straffrei nachmessbare Briefmarkengröße. Wer Bernie kennt, weiß allerdings schon lange, dass er eine eigene Marke ist...

Die Lehre vom Grid

Eng geht es in der Startaufstellung eines jeden Grand Prix zu. Der Wuselfaktor ist kaum zu überbieten und es ist ein Wunder, dass die Fahrer nicht ständig Mechaniker, Gäste oder Grid Girls über den Haufen fahren. Juan Pablo Montoya machte in Ungarn jedenfalls eine unliebsame Bekanntschaft mit einem Stromgenerator, welcher urplötzlich vor ihm auftauchte und an welchem er sich die diffizile Aerodynamik seines MP4-20 beschädigte. In Rekordtempo mussten die Mechaniker nun unter Aufsicht der FIA das beschädigte Teil austauschen. Wem der Start also nicht genügend Nervenkitzel bietet, der sorgt selbst für noch ein bisschen Spannung...

Die Lehre vom einhändigen Fahren

Nicht nur die Grid Girls stehen im Weg., Foto: Sutton
Nicht nur die Grid Girls stehen im Weg., Foto: Sutton

Nach seinem sechsten Saisonsieg bewies Fernando Alonso, dass er seinen Renault auf der Ehrenrunde nicht nur einhändig, sondern sogar ohne Hände am Lenkrad fahren kann. Auf dem Weg zu seinem vierten Saisonsieg bewies Kimi Räikkönen nun, dass er auch im Rennbetrieb nicht beide Hände benötigt, um Takuma Sato beim Anbremsen der ersten Kurve seine Meinung über Überrundungen klar zum Ausdruck zu bringen.

Die Lehre von der Zuverlässigkeit

19 Rennen fordern dem Formel 1-Tross in diesem Jahr alles ab. Aber nicht nur auf der Strecke lässt die Standfestigkeit manchmal zu wünschen übrig, wovon die McLaren Mercedes Piloten in diesem Jahr ein Liedchen singen können. Auch rund um den F1-Zirkus wird hart am Materiallimit gearbeitet. So versagten in unserer Redaktion allein am heutigen Rennsonntag eine Maus und eine Tastatur ihren Dienst. Gerüchte wonach diese eine silberne Lackierung getragen haben, weisen wir jedoch weit von uns. Glücklicherweise ist bei uns der Einsatz von Ersatzgeräten ohne Strafversetzung erlaubt...