Wenn man einen Blick auf die Zeitenlisten der vier Freien Trainings wirft, dann müsste man normalerweise annehmen, dass die Frage nach der Pole Position eine rein McLaren interne Angelegenheit sein wird. Schließlich waren die Silbernen bis auf Ricardo Zontas Bestzeit im 2. Freien Training immer ganz vorne und haben sie die schnellsten Zeiten des Wochenendes erzielt. Doch neben der Strategie spielen auch noch einige andere wichtige Faktoren in die Pole-Entscheidung hinein...

McLaren Einer davon ist die Startreihenfolge. Denn während Juan Pablo Montoya mit seinem vorletzten Start-Slot beste Chancen auf die Pole hat, muss sein Teamkollege Kimi Räikkönen aufgrund seines Ausfalls vom letzten Wochenende als Erster in die Qualifikation. Was dies auf der staubigen Strecke in Ungarn bedeutet ist klar: Ein noch größerer Zeitverlust als auf anderen Strecken. Dennoch dürfte Kimi mit seinem überlegenen MP4-20 dazu in der Lage sein in die Phalanx der Top-Startplätze einzubrechen. Ob er aber seinen Teampartner schlagen kann, bleibt zu bezweifeln. Jedenfalls so lange dieser eine fehlerfreie Runde hinbekommt und nicht wie in Hockenheim im Reifenstapel landet...

Renault Nach den Freien Trainings sieht es für die erklärten Mitfavoriten auf ihrer Lieblingsstrecke, die dem R25 eigentlich so gut hätte liegen sollen, nicht besonders rosig aus. Weder Fernando Alonso noch Giancarlo Fisichella konnten bislang in den Kampf um die Topzeiten eingreifen. Was am Freitag noch normal ist, erstaunte heute im letzten Freien Training sehr. Sollten die Gelb-Blauen also nicht mit ultraschweren Autos unterwegs sein, was angesichts einer vermuteten Zweistoppstrategie für alle Topleute eher unwahrscheinlich ist, dann müssen sie bis zum Qualifying noch einiges an Arbeit erledigen, wenn sie nicht eine böse Überraschung erleben möchten. Denn die Konkurrenz scheint - zumindest auf Basis der Freien Trainings - aufgeholt zu haben...

Toyota So war Toyota nicht nur im 2. Freien Training konkurrenzfähig, sondern auch am Samstagmorgen, an dem der Super-Qualifyer Jarno Trulli aufgrund eines technischen Problems gar keine schnelle Runde fahren konnte. Sollte also Jarno nicht durch einen Motorwechsel bestraft werden, muss auch er im Kampf um eine superschnelle Pole-Runde bedacht werden. Ebenfalls einen guten Eindruck hinterließ Ralf Schumacher, der gerade in den letzten Rennen eine ansteigende Formkurve zu verzeichnen hatte und seinem Teamkollegen Paroli bieten konnte. Im Qualifying sollte aber dennoch Jarno die größere Gefahr für die Spitzenleute sein.

Ferrari Ebenfalls wieder eine Gefahr sind die Roten aus Maranello. Jedenfalls lassen dies die Ergebnisse der Freien Trainings vermuten. So gut lagen die Ferrari seit Michael Schumachers zweitem Platz von Imola nicht mehr. Zwar erscheint eine Pole für die Italiener eher unwahrscheinlich, jedenfalls so lange sie nicht extrem leicht antreten, aber ein Platz in den vordersten Startreihen ist vor allem für Michael Schumacher mehr als nur im Bereich des Möglichen.

B·A·R Heute Morgen nicht ganz so schnell, aber immer noch in Reichweite der dichten Verfolgergruppe mit Renault, Ferrari und Toyota, ist British American Racing. Wie an den letzten Wochenenden wusste bei den Weißen aber hauptsächlich Jenson Button zu überzeugen, der sicherlich nichts gegen seinen dritten Spitzenstartplatz in Folge einzuwenden hätte. Für Spannung ist vor dem Qualifying zum Großen Preis von Ungarn also gesorgt. Und das nicht nur, weil die Qualifikation in Budapest eine der 'wichtigsten des Jahres' ist. Schließlich gibt es auf dem Hungaroring im Rennen kaum Überholmöglichkeiten.