Die Formel 1 lieferte bei ihrem zweiten Auftritt in den Straßen Bakus eine bis unters Dach mit Action geladene Vorstellung ab. Während Daniel Ricciardo seinen fünften Grand-Prix-Sieg erringen konnte, sicherte sich der Drittplatzierte Lance Stroll seinen ganz eigenen Platz in den Geschichtsbüchern. Dazu gab es auf den Nebenschauplätzen einige positive wie auch negative Überraschungen. So viel sei gesagt: Williams legte nicht den schnellsten Boxenstopp hin. Motorsport-Magazin.com hat die wichtigsten Statistiken zum Grand Prix von Aserbaidschan.

Die Topspeeds: Baku bleibt Mercedes-Land, Honda klinkt sich ein

Wie schon 2016 wurde schnell ersichtlich, dass die Mercedes-Kundenteams Force India und Williams auf dem Baku City Circuit wieder in absoluter Bestform waren. Der Hauptgrund dafür: Das etwa 2,2 Kilometer lange Vollgas-Stück zwischen Kurve 16 und Kurve 1, auf dem sie die Stärken der Power Unit aus Brackley voll ausnutzen konnten - genau wie Lewis Hamilton und Valtteri Bottas in den Werksboliden. Mit Bottas (354,4 km/h), Ocon (354,0 km/h) und Hamilton (353,6 km/h) landeten drei Boliden mit Stern auf der Motorhaube auf den ersten drei Plätzen. Ebenfalls vorne dabei war sich Überraschungs-Podestbesucher Lance Stroll, der seinen Williams auf 348,8 km/h peitschte.

Die faustdicke Überraschung in der Radarfalle lieferte allerdings McLaren Honda. Im Pulk großzügig mit Windschatten ausgestattet, erreichte Fernando Alonso auf seiner Fahrt zu den ersten WM-Punkten in dieser Saison für McLaren nahezu unfassbare 350,1 km/h. Damit landete der Spanier in dieser Statistik auf dem fünften Rang. Teamkollege Stoffel Vandoorne reihte sich mit 340,2 km/h an der 16. Stelle ein. Damit lieferten die Beiden die Bestätigung für Daniel Ricciardos Theorie: "Wenn du einen Windschatten hast, ist der stärker als ein Leistungsdefizit."

Die zweitstärkste Kraft in Sachen Power Units war wie gewohnt Ferrari. Sebastian Vettel schlug mit 349,2 km/h sogar mit der alten Spezifikation des Aggregats seinen Stallgefährten Kimi Räikkönen, der es nur auf 347,9 km/h brachte. Neben den Werksboliden schaffte es mit Romain Grosjean im Haas nur noch eine weitere Power Unit aus Maranello unter die Top-10. Renault war in der vorderen Tabellenhälfte lediglich mit Carlos Sainz (350,9 km/h) und Max Verstappen (347,1 km/h) vertreten. Rennsieger Daniel Ricciardo landete mit 344,0 km/h an der 13. Stelle.

Die Top-10 der Topspeeds beim Grand Prix von Aserbaidschan 2017

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Valtteri BottasMercedesMercedes354,4 km/h
2Esteban OconForce IndiaMercedes354,0 km/h
3Lewis HamiltonMercedesMercedes353,6 km/h
4Carlos SainzToro RossoRenault350,9 km/h
5Fernando AlonsoMcLarenHonda350,1 km/h
6Sebastian VettelFerrariFerrari349,2 km/h
7Lance StrollWilliamsMercedes348,8 km/h
8Kimi RäikkönenFerrariFerrari347,9 km/h
9Romain GrosjeanHaasFerrari347,3 km/h
10Max VerstappenRed BullRenault347,1 km/h

DHL Fastest Pitstop Award: Ferrari macht's, Williams hat ausnahmsweise mal Zeit

Angesichts zahlreichen Safety-Car-Phasen wurden in Baku viele Boxenstopps unter Gelb erledigt, was wohl ein Grund dafür sein dürfte, dass die Zeiten in Aserbaidschan verhältnismäßig langsam waren. Den Bestwert legte Ferrari mit 2,62 Sekunden beim Reifenwechsel an Vettels SF70-H hin. Knapp dahinter Reihte sich die Red Bull-Crew mit 2,64 Sekunden ein, gefolgt von Force India mit 2,68 Sekunden. Die Boxenstopp-Könige von Williams konnten an ihren Erfolg aus Kanada nicht anknüpfen.

Beim Stopp von Felipe Massa blieb die sonst so flinke Crew mit 3,31 Sekunden weit hinter ihren Verhältnissen. Im Top-10-Ranking bedeutete das für den britischen Traditionsrennstall aus Grove lediglich Rang acht. Langsamer waren nur Renault mit 3,60 Sekunden bei Nico Hülkenberg und Sauber mit 3,66 Sekunden bei Pascal Wehrlein. Ebenfalls nicht unter die 3-Sekunden-Marke schaffte es Toro Rosso: Bei Carlos Sainz brauchten die Mechaniker 3,08 Sekunden.

Die schnellsten Boxenstopps der Teams in Aserbaidschan

PlatzTeamFahrerZeit (in Sekunden)
1FerrariSebastian Vettel2,62
2Red BullDaniel Ricciardo2,64
3Force IndiaEsteban Ocon2,68
4HaasKevin Magnussen2,73
5MercedesValtteri Bottas2,75
6McLarenStoffel Vandoorne2,77
7Toro RossoCarlos Sainz3,08
8WilliamsFelipe Massa3,31
9RenaultNico Hülkenberg3,60
10SauberPascal Wehrlein3,66

DHL Fastest Lap Award: Kein Weg vorbei an den WM-Leadern

Nachdem Ferrari am Samstag noch klar hinter Mercedes lag, konnte Sebastian Vettel im Rennen doch noch den Kampf gegen Lewis Hamilton aufnehmen. Bei der Verfolgungsjagd in der zweiten Rennhälfte brannten die beiden Titelkandidaten eine Qualifying-Runde nach der anderen in den Asphalt. Das sorgte in der Statistik der schnellsten Rennrunden für die Plätze eins und zwei. Der Ferrari-Pilot sicherte sich mit 1:43.441 Minuten seine erste schnellste Runde in diesem Jahr, während dem britischen Rivalen lediglich 28 Tausendstelsekunden fehlten.

Auf Platz fünf bestätigte Lance Stroll mit 1:45.108 Minuten seine bestechende Form auf dem Baku City Circuit. Gleich dahinter überraschte auch in dieser Wertung Fernando Alonso mit der sechstschnellsten Zeit. Kimi Räikkönen, traditionell die Geheimwaffe für schnellste Rennrunden, reihte sich auf Rang sieben ein. Die beiden langsamsten Runden gingen, wohl auch Bedingt durch den chaotischen Rennverlauf, an das Renault-Duo. Nico Hülkenberg umrundete den Straßenkurs in 1:48.536 Minuten, Teamkollege Jolyon Palme war 3,137 Sekunden langsamer.

Die Top-10 der schnellsten Rundenzeiten in Aserbaidschan

PlatzFahrerTeamRundenzeit
1Sebastian VettelFerrari1:43.441
2Lewis HamiltonMercedes1:43.469
3Valtteri BottasMercedes1:43.925
4Daniel RicciardoRed Bull1:44.882
5Lance StrollWilliams1:45.108
6Fernando AlonsoMcLaren1:45.168
7Kimi RäikkönenFerrari1:45.542
8Sergio PerezForce India1:45.588
9Esteban OconForce India1:45.634
10Carlos SainzToro Rosso1:45.866

Die 3 Top-Facts zum Rennen

1. - Stroll kommt 12 Tage zu spät: Lance Strolls dritter Platz beim Großen Preis von Aserbaidschan 2017 war zweifelsohne eine Sensation. Der jüngste Pilot im aktuellen Starterfeld überzeugte auf dem Baku City Circuit vom ersten Training an und setzte auch beim Chaos am Renntag nicht einen Fuß falsch. Das erste Formel-1-Podest sowie der Eintrag in die Geschichtsbücher als jüngster Rookie auf dem Treppchen waren der verdiente Lohnt für die tadellose Vorstellung. Den Titel des jüngsten Podestbesuchers aller Zeiten konnte er allerdings nicht einstreichen. Max Verstappen war bei seinem Sieg in Barcelona 2016 noch ganze zwölf Tage jünger. Eine verblüffende Erkenntnis dieser Statistik: Mit Verstappen, Vettel und Kvyat stammen drei der vier jüngsten Edelmetall-Sammler aus Red Bulls Förderprogramm.

Top-10: Die jüngsten Podestbesucher der Formel-1-Geschichte

PlatzFahrerTeamRennenAlter
1Max VerstappenRed BullSpanien 201618 Jahre, 7 Monate und 15 Tage
2Lance StrollWilliamsAserbaidschan 201718 Jahre, 7 Monate und 27 Tage
3Sebastian VettelToro RossoItalien 200821 Jahre, 2 Monate und 11 Tage
4Daniil KvyatRed BullUngarn 201521 Jahre und 3 Monate
5Kevin MagnussenMcLarenAustralien 201421 Jahre, 5 Monate und 11 Tage
6Fernando AlonsoRenaultMalaysia 200321 Jahre, 7 Monate und 3 Tage
7Robert KubicaBMW WilliamsItalien 200621 Jahre, 9 Monate und 3 Tage
8Ralf SchumacherJordanArgentinien 199721 Jahre, 9 Monate und 21 Tage
9Elio de AngelisLotusBrasilien 198021 Jahre, 10 Monate und 1 Tag
10Bruce McLarenCooperGroßbritannien 195921 Jahre, 10 Monate und 18 Tage

2. - Jugendwahn Teil 2: Mit Daniel Ricciardo, Valtteri Bottas und Lance Stroll sah die Formel 1 in Baku überhaupt eines der jüngsten Podien ihrer Geschichte. Die drei Piloten brachten es zusammen auf ein Durchschnittsalter von 24 Jahren, 9 Monaten und 26 Tagen. In der ewigen Statistik bedeutet dies das achtjüngste Treppchen. Auf den Rekord fehlte dabei allerdings noch fast ein ganzes Jahr: Bei Sebastian Vettels Premieren-Sieg in Monza 2008 bildete er zusammen mit Heikki Kovalainen und Robert Kubica mit einem Schnitt von 23 Jahren, 11 Monaten und 16 Tagen das bis dato jüngste Sieger-Trio. Das älteste Podest datiert zurück auf die Premierensaison der Königsklasse. Im Jahr 1950 stiegen Nino Farina, Luigi Fagioli und Louis Rosier beim Großen Preis der Schweiz zusammen auf das Podest. Das durchschnittliche Alter der drei Sieger: Zarte 46 Jahre, 8 Monate und 20 Tage.

Top 10: Die jüngsten Podien der Formel-1-Geschichte

PlatzRennenSiegerPlatz 2Platz 3Durchschnittsalter
1Italien 2008Sebastian VettelHeikki KovalainenRobert Kubica23 Jahre, 11 Monate und 16 Tage
2Deutschland 2008Lewis HamiltonNelson Piquet Jr.Felipe Massa24 Jahre, 7 Monate und 1 Tag
3Ungarn 2003Fernando AlonsoKimi RäikkönenJuan Pablo Montoya24 Jahre, 7 Monate und 12 Tage
4Monaco 2008Lewis HamiltonRobert KubicaFelipe Massa24 Jahre, 7 Monate und 23 Tage
5Singapur 2008Fernando AlonsoNico RosbergLewis Hamilton24 Jahre, 8 Monate und 19 Tage
6Spanien 2007Felipe MassaLewis HamiltonFernando Alonso24 Jahre, 8 Monate und 24 Tage
7Monaco 2007Fernando AlonsoLewis HamiltonFelipe Massa24 Jahre, 9 Moante und 8 Tage
8Aserbaidschan 2017Daniel RicciardoValtteri BottasLance Stroll24 Jahre, 9 Monate und 26 Tage
9USA 2007Lewis HamiltonFernando AlonsoFelipe Massa24 Jahre, 9 Monate und 29 Tage
10Europa 2008Felipe MassaLewis HamiltonRobert Kubica24 Jahre, 10 Monate und 23 Tage

3. - Ricciardo mit Anlauf: Und mit was für einem. Vom zehnten Startplatz aus ins Rennen gegangen, lag der spätere Sieger zwischenzeitlich weit abgeschlagen an der 17. Position. An einen Triumph wagte der Australier zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken. "Darauf hätte ich nie gewettet", so Ricciardo. Der Rennverlauf verlieh dem Red Bull mit der Startnummer 3 jedoch Flügel, sodass er sich in Runde 34 an der Spitze wiederfand, die er bis zum Fallen der Zielflagge nicht mehr abgeben sollte. Von so weit hinten in der Startaufstellung gewann seit Fernando Alonso 2012 in Valencia kein Pilot mehr ein Rennen. Der Spanier startete im Ferrari damals von Platz elf. Rekordverdächtig war aber keiner dieser beiden Erfolge, denn in der Geschichte der Formel 1 zauberten einige Fahrer schon von viel weiter hinten Siege herbei.

Top 10: Siege aus den Untiefen des Feldes

PlatzFahrerRennenStartposition
1John WatsonUSA 198322
2Bill VukovichIndy 500 195419
3Rubens BarrichelloDeutschland 200018
4John WatsonDetroit 198217
5Kimi RäikkönenJapan 200517
6Jackie StewartSüdafrika 197316
7Michael SchumacherBelgien 199516
8Fernando AlonsoSingapur 200815
9Bob SweikertIndy 500 195514
10Alan JonesÖsterreich 197714
11Olivier PanisMonaco 199614
12Johnny HerbertEuropa 199914
13Jenson ButtonUngarn 200614