Kuriosum um Kimi Räikkönen beim Aserbaidschan GP 2017 in Baku. Während sich die ganze Welt in der Rennunterbrechung wegen des Eklats um Sebastian Vettel und Lewis Hamilton heiß diskutiert, bekommt fast niemand mit, welche Dramen sich bei dem anderen Ferrari-Ass in der Boxengasse abspielen. Kimi Räikkönen kam bereits vor der roten Flagge in die Box, musste den durch Trümmerteile massiv beschädigten Ferrari abstellen. Durch die Pause bot sich der Scuderia jedoch die Chance, Kimis Boliden wieder fit zu machen.

Wegen der heftigen Schäden ein stressiges Vorhaben. Wildes Gewusel, in der Räikkönen-Garage brach völliges Chaos aus. Als es dann wieder losgehen sollte herrschte schließlich heillose Panik bei den Roten, die TV-Zuschauer bekamen davon allerdings so gut wie nichts mit. Doch Nutzer der F1-App wurden auf die kuriosen Ereignisse in der Ferrari-Garage schnell aufmerksam - dort ist mehr Boxenfunk zu hören als in den TV-Übertragungen. Und diesmal gab es einen echten Leckerbissen, einen mal wieder völlig außerirdischen, total irren Funkspruch von Kimi Räikkönen.

"Lenkrad! Sag' jemandem ... Lenkrad! Yeah. Gib' .. Lenkrad! Ey. Ey! Lenkrad! Jemand soll ihm sagen, dass er es mir geben soll! COME ON! Bewegung!", brüllte der durch sein ohnehin schon furchtbares Rennpech angefressene Finne im Kommandoton ins Mikrofon. Doch was war da los? Hatte Räikkönen etwa sein Lenkrad verlegt? Auf den ersten, flüchtigen Blick lieferten die TV-Bilder keine Antwort. Genauso bislang die Presseabteilung von Ferrari auf eine Anfrage von Motorsport-Magazin.com. Sieht man im TV allerdings genauer hin, lässt sich die Kernschmelze des Iceman ohnehin relativ schnell und offensichtlich aufklären.

So kam es zum Räikkönen-Ausraster in Baku

Nein, natürlich hat Kimi Räikkönen sein Lenkrad nicht verzammelt. In der allgemeinen Hektik, den Ferrari von Räikkönen wieder auf die Strecke zu schicken, hatte schlicht niemand daran gedacht, dem Finnen sein Lenkrad zu reichen. Kurz bevor die Mechaniker den SF17H aus der Garage schoben, lag das Lenkrad noch direkt vor Kimi auf dem Chassis, ehe ein Ingenieur das wertvolle Steuerinstrument an sich nahm.

Während der Ferrari samt Räikkönen daraufhin neben der Fast Lane bis zum Boxenausgang geschoben wurde lief der Ingenieur permanent mit dem Lenkrad noch in Händen direkt auf Höhe von Räikkönen neben dem Auto mit. Genau in dieser Phase wird der Funkspruch Räikkönens am Kommandostand eingegangen sein. Dafür sprechen jedenfalls die Bilder, die einen wild in Richtung des Ingenieurs fuchtelnden Räikkönen zeigen.

Das übrigens mit blanken Händen - die Handschuhe fehlten auch noch. Die pfefferte ein weiterer, herbeigeilter Ingenieur Räikkönen schließlich von der Seite ins Cockpit, ehe sich Räikkönens Lenkradträger schließlich erbarmte und dem Finnen sein wichtigstes 'Büroutensil' reichte.

Kimi und das Lenkrad - da war doch was

Für Kimi Räikkönen war dieser Vorfall übrigens längst nicht die erste kuriose Bekanntschaft mit dem Lenkrad. Schon zu Kart-Zeiten war Räikkönen einst auch ohne Lenkrad einfach ein paar Meter weitergefahren, signalisierte das Problem, indem er seinem Mechaniker bei voller Fahrt mit dem Lenkrad winkte.

Imola 2001: Räikkönen verliert Lenkrad bei voller Fahrt: (00:07 Min.)

Das nächste Erlebnis dann in Kimis erstem F1-Jahr für Sauber. Bei Imola GP 2001 in San Marino löste sich in Runde 18 ebenfalls während voller Fahrt das Lenkrad. In der Bergaufpassage nach Tosa bog der Sauber plötzlich nach Links in die Leitplanke ab. "Ich fuhr den Hügel rauf, aber plötzlich war das Lenkrad los", berichtete der damals 21-Jährige. "Dann erinnere ich mich daran, dass ich das Lenkrad in der Hand hielt und der Wagen scharf gegen die Mauer lenkte."

Peter Sauber zeigte sich völlig fassungslos. "Der Kimi ist so cool, wie haben die Telemetriedaten geprüft und da sieht man, dass er ohne Lenkrad einfach voll weiter gefahren ist", schilderte der Sauber-Teamchef. Das Lenkrad hatte sich bei rund 210 km/h gelöst, Räikkönen beschleunigte jedoch noch weiter auf fast 300 km/h, schlug allerdings nur mit harmlosen 70 km/h ein.

Den nächsten spannenden Trip mit Steuerinstrumenten gab es dann allerdings erst 2014, als sich Kimi Räikkönen im Zuge eines PR-Termins für Ferrari mit einem Flugzeug-Simulator vertraut machte:

Kimi Räikkönen, Ihr Kapitän, Foto: Ferrari
Kimi Räikkönen, Ihr Kapitän, Foto: Ferrari
Fliegender Finne und so, Foto: Ferrari
Fliegender Finne und so, Foto: Ferrari
Bwoah, was ein Gerät, Foto: Ferrari
Bwoah, was ein Gerät, Foto: Ferrari