Bremstest oder nicht Bremstest? Das war die große Frage rund um den Skandal zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton in Baku. "Er hat meine Bremsen getestet", war der Ferrari-Star absolut überzeugt. "Er hat aus der Kurve heraus beschleunigt und dann hat er gebremst. Dann bin ich ihm reingefahren."

Vettel regte sich mächtig über Hamiltons angebliches Brake Testing auf - und lag damit falsch. Wie eine Analyse der FIA ergab, hat sich Hamilton beim fraglichen Re-Start ausgangs Kurve 15 korrekt verhalten. Die Untersuchung noch während des Chaos-Rennens ergab, dass Hamilton dort weder bremste noch komplett vom Gas gegangen war.

Kein Bremstest an Vettel

Aus diesem Grund sparte sich die Rennleitung eine Strafe gegen den Mercedes-Piloten. Der Brite habe sich beim Re-Start nach der zweiten Safety-Car-Phase genauso verhalten wie nach der ersten Neutralisationsphase. "Ich habe seine Bremsen nicht getestet", versicherte Hamilton. "Ich habe das gleiche gemacht wie in den vorangegangenen Runden."

Als Führender durfte Hamilton ohnehin die Pace an der Spitze vorgeben, Hintermann Vettel musste sich an dessen Geschwindigkeit anpassen. Verboten ist es nur, vor einem Re-Start grundlos hart in die Bremse zu steigen. Laut Informationen von Auto Motor und Sport sei Hamilton bei allen drei Re-Starts innerhalb von 3 km/h die gleiche Geschwindigkeit zwischen Kurve 15 und 16 gefahren.

Enges Ding mit Mayländer

Hamilton: "Ich bin in die Kurve gefahren und habe mit 50 Bar gebremst", erklärte Hamilton. "Ich habe das auch nicht erhöht. Ich habe nicht aus der Kurve herausbeschleunigt, weil ich einen Abstand zum Auto vor mir brauchte." Der Brite sah das Safety Car mit Bernd Mayländer am Steuer rund 150 Meter vor sich und ging vom Gas, um den nötigen Abstand aufzubauen.

"Der führende Fahrer gibt die Pace vor", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Das Safety Car war kaum 150 Meter vor ihm. Und schon beim Re-Start davor konnte man sehen, dass er das Safety Car beinahe vor der Safety-Car-Linie überholt hat. Zu diesem Zeitpunkt stellte sich also nie die Frage, ob er beschleunigen würde. Und wenn man sich die Daten anschaut, dann war da kein Bremsen zu sehen."

Vettel hat sich verschätzt

Ausgangs von Kurve 15 knallte es dann zwischen Hamilton und Vettel. Dabei zog sich der vierfache Weltmeister einen Schaden am Frontflügel seines Ferrari zu - und tickte kurz darauf aus, als er neben Hamilton fuhr, wild mit der Hand gestikulierte und ihn schließlich rammte. Hamilton dazu: "Ich denke, er hat sich verschätzt. Den Vordermann anzuschwärzen... Ich glaube, dass sich manche Menschen ihre Fehler nicht gern eingestehen."

Nicht im Ansatz wollte Hamilton den Anschein aufkommen lassen, dass er an Vettel einen so genannten Bremstest - eine absolute Ungeste im Motorsport - durchgeführt habe. Dazu habe es überhaupt keinen Grund gegeben, versicherte er. "Ich führe das Rennen an, warum dann ein Bremstest", so Hamilton. "Vor dem Safety Car hatte ich einen guten Vorsprung, ich hatte keinen Grund für einen Bremstest. Es gibt einfach überhaupt keinen Grund für so etwas."

Zweithärteste Strafe für Vettel

Das sah die Rennleitung ähnlich und brummte Vettel eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe auf - die zweithärteste Rennstrafe nach einer Disqualifikation in der Formel 1. Und damit nicht genug: Vettel erhielt zudem 3 Strafpunkte auf sein Konto, das nun auf 9 angewachsen ist - bei 12 gibt es eine Rennsperre. Beim übernächsten Grand Prix in Silverstone verfallen allerdings 2 Strafpunkte aus dem Vorjahr.