Romain Grosjean hat es nicht leicht in Baku. Auch auf dem Stadtkurs plagt sich der Haas-Pilot mit seinem fast schon traditionellen Bremsen-Problem herum. Das spiegelte sich auch im Qualifying-Ergebnis wider: Als 17. Schied er schon in der ersten Runde aus, während Teamkollege Kevin Magnussen sich zumindest den 13. Platz sicherte.

Den einen ärgert's, andere freut es: Für die TV-Regie ist Grosjean ein gefundenes Fressen. Schließlich ist bekannt, dass er am Funk gern mal etwas lauter werden kann. So auch in Baku im Verlauf des Wochenendes. Der emotionale Funkverkehr mit dem Haas-Kommandostand wird dann nur zu gern im World Feed veröffentlicht.

Andere fluchen auch

Das mag unterhaltsam sein für die Zuschauer, aber Grosjean selbst ist nur noch genervt. Er fühlt sich unfair behandelt, meint, dass seine Funksprüche viel häufiger veröffentlicht würden als von anderen Fahrerkollegen. "Mir reicht es", sagte der Franzose nach dem Qualifying in Baku. "Ich wurde viel öfter übertragen als andere. Und ich bin sicher, dass die auch fluchen und nicht immer happy sind."

Was Grosjean auch ärgerte: Gewisse Funksprüche, die von ihm übertagen worden sind, seien für die Zuschauer doch gar nicht interessant. Wen interessiere es schon, wenn er etwa einen Verbremser am Funk durchgibt. Grosjean: "Wenn ich etwas sage, dann ist das nur fürs Team und nicht für die Öffentlichkeit. Das ist eine interne Angelegenheit, wenn das Heck oder die Front blockiert oder was auch immer."

Verbiegen lassen will sich Grosjean wegen der vermeintlichen Jagd auf seine Funksprüche nicht. Aber er hat schon versucht, sich in gewissen Fällen etwas zurückzunehmen. Die Funkspruch-Debatte um ihn gibt es schließlich schon seit längerer Zeit. "Ich kann gegen meine Natur ankämpfen", sagte er nun in Baku. "Ich habe es auch schon versucht. Aber das möchte ich gar nicht. Ich hab's versucht, muss es noch mehr versuchen, aber... ach, ich weiß es auch nicht."

Nur nicht persönlich werden

Von Haas-Teamchef Günther Steiner erhielt Grosjean ein weiteres Mal Rückendeckung. In der Öffentlichkeit wisse kaum jemand, wie umgänglich Grosjean in Wahrheit ist. Steiner war auch nicht ganz sicher, ob es wirklich so schlimm sei, dass Grosjeans Funksprüche so häufig abgebildet werden. TV-Zeit in der Formel 1 ist schließlich wertvoll: "Sie übertragen ihn die ganze Zeit. Ist das schlecht oder gut? Ich weiß es nicht - schon eine komische Sache."

Solange Grosjean am Funk nicht persönlich wird und Teammitglieder angreift - was noch nicht vorgekommen sei - hatte Steiner überhaupt kein Problem mit dessen Ausdrucksweise. "Wenn es persönlich wird, dann ist es meiner Meinung nach nicht mehr gut", sagte der Österreicher. "Wenn er über Personen fluchen würde, dann reicht es. Aber er ist frustriert wegen etwas, dass ihm passiert. Und wenn man so seinen Frust abbauen kann, warum nicht?"