Kurve acht des Baku City Circuit ist schon im zweiten Jahr des Bestehens der Rennstrecke eine der charakteristischsten Stellen im Formel-1-Kalender: Eine Linkskurve, vorbei an der historischen Stadtmauer Itschäri Schähär, die in eine kleine bergauf-Passage mündet. Eigentlich würden die Boliden hier über Kopfsteinpflaster fahren, allerdings wird der historische Untergrund Jahr für Jahr sorgfältig geschützt und mit einer Asphaltschicht überzogen.

Doch die Begebenheiten der Altstadt lassen dem Baku City Circuit an dieser Stelle nicht viel Platz: Die Stadtmauer ragt so weit in die Strecke, dass sich hier die schmalste Stelle des Formel-1-Jahres befindet. Am Freitag flogen dort Sergio Perez und Jolyon Palmer ab. Während Perez' Unfall heftig war und überall Trümmerteile auf der Strecke lagen, verlief Palmers Einschlag glimpflich. Trotzdem musste die Session unterbrochen werden, weil man an der Unfallstelle kaum vorbeifahren konnte.

Der Kerb schließt nicht ganz bündig mit der neuen Streckenbegrenzung, Foto: FIA
Der Kerb schließt nicht ganz bündig mit der neuen Streckenbegrenzung, Foto: FIA

In der Nacht von Freitag auf Samstag wurden deshalb Änderungen vorgenommen. Der Kerb an der Innenseite wurde verkürzt, so dass die Ecke nicht mehr ganz so spitz ist. Der Kerb an sich schließt nicht ganz bündig mit der rot/weißen Lackierung ab, die weiße Linie gilt nun allerdings als Streckenbegrenzung.

Fahrer einig: Strecke jetzt besser

"Man musste zuvor über den Kerb springen, um Kurve acht zu kriegen", erklärt Carlos Sainz. "Dadurch bist du geflogen und warst Passagier, sobald das Auto den Kerb getroffen hat. Heute hatten wir die Autos etwas mehr unter Kontrolle und die Kurve ist noch immer sehr, sehr knifflig - aber sie ist fairer."

"Die Kurve war für die diesjährigen Autos einfach zu eng", rechtfertigt Sainz den kleinen Umbau. Die Boliden sind über den Winter von 1,80 auf 2,00 Meter Breite gewachsen. "Letztes Jahr ging es noch gut, aber dieses Jahr mussten wir über den Kerb springen. Jetzt können wir entweder halb drüber springen oder nicht - wir können es uns aussuchen."

Die Kollegen sehen es ähnlich. "Die Änderung ist positiv", meint Nico Hülkenberg. "Die Stelle wurde ein bisschen entschärft, denn der Kerb war ein Sprungbrett. Wenn man ihn erwischt hat, hat er einen in die Wand katapultiert." Auch Max Verstappen meint: "So wie es jetzt ist, ist es ein bisschen besser. Es macht jetzt auch mehr Spaß, wie du den Kerb nehmen kannst."

Jolyon Palmer nutzte den alten Kerb offenbar zu exzessiv, Foto: Sutton
Jolyon Palmer nutzte den alten Kerb offenbar zu exzessiv, Foto: Sutton

Pascal Wehrlein zählt zu den wenigen, die sich im Fahrerbriefing am Freitagabend nicht für eine Änderung ausgesprochen haben. "Für mich war es auch zuvor okay. Ich wollte keine Änderung, es war okay. Es war ein hoher, aber schöner Kerb. Schön ist er noch immer." Kurios: Im vergangenen Jahr wurde Wehrlein von der Rennleitung im Rennen ermahnt, weil er Kurve acht mehrmals zu stark geschnitten haben soll.

Zusätzlich zur Verkürzung des Kerbs wurde auch noch eine weitere Tecpro-Barriere am Ausgang angebracht. In Summe brachten die Änderungen im Hauptrennen der Formel 2, das vor dem Formel-1-Qualifying ausgetragen wurde, nichts. Nach einem Unfall von Sean Gelael in Kurve acht hatte Sergey Sirotkin keine Chance, dem herumfliegenden Auto von Gelael auszuweichen und fuhr in den Unfall rein. Die nachfolgenden Autos konnten die Unfallstelle nicht passieren, weshalb das Rennen abgebrochen werden musste.