Der Grand Prix von Aserbaidschan 2017 dürfte für Fernando Alonso schon nach dem Qualifying der vorläufige Tiefpunkt in der diesjährigen Saison sein. McLarens Star-Pilot wurde mit der Strafversetzung für das achte Saisonrennen ohnehin schon jegliche Chance auf einen guten Startplatz verbaut, doch in Sachen Performance kassierten er und sein Team im Zeittraining gleich den nächsten Tiefschlag: Zum ersten Mal in diesem Jahr verpasste Alonso den Einzug ins Q2. Laut Fahrer und Team hatte man für das Qualifying aber ohnehin nur geringe Ambitionen.

Nachdem bei Alonso an diesem Wochenende bereits acht Power Unit-Elemente gewechselt werden mussten, war schon lange vor dem Start der Qualifikation klar, dass er am Rennsonntag ganz hinten in der Startaufstellung Platz nehmen darf. Angesichts dieser Vorzeichen fiel der Ehrgeiz beim zweimaligen Weltmeister geringer aus als sonst, um am Samstag in Baku ein Feuerwerk abzubrennen. "Heute war es ein anderes Qualifying. Es ging primär darum, die Balance des Autos mit wenig Sprit zu checken. Das Ergebnis war nicht wichtig", so seine Erklärung für den 16. Platz und das erstmalige Ausscheiden in Q1 in diesem Jahr. Lediglich 17 Tausendstel fehlten ihm für den Einzug in die zweite Runde.

Aufgrund der Strafversetzung um 40 Positionen bedeutet das für Alonso am Sonntag den vorletzten Startplatz. Hinter ihm wird sich nur noch Jolyon Palmer im Renault einreihen, da dieser das Qualifying auf dem Baku City Circuit auslassen musste. Teamintern hatte Alonso mit 0,696 Sekunden Vorsprung auf Stoffel Vandoorne zwar zum siebten Mal in diesem Jahr die Nase vor dem Stallgefährten, doch dieser darf sich dank einer Grid Penalty um 35 Plätze noch vor dem Spanier aufstellen. Bei Vandoorne wurden vier Bauteile der Power Unit sowie das Getriebe gewechselt.

Der Belgier ging somit ebenfalls nur mit gedämpften Erwartungen in den Kampf um die Startpositionen: "Ich war hier dazu bestimmt, ganz hinten zu starten. Das Qualifying hat deshalb nicht viel zu bedeuten." Dass es hinsichtlich der Performance jedoch nicht mit dem Einzug ins Q2 klappte, war nicht etwa mangelndem Einsatz der Piloten geschuldet. "Es ist hier so, dass wir auf dem letzten Teil der Runde sehr auf Windschatten angewiesen sind, um eine Chance auf das Q2 zu haben. Leider hatten wir den nicht", fügt Vandoorne an.

Die Enttäuschung über das doppelte Aus im Q1 konnte aber auch McLarens Racing Director Eric Boullier nicht verbergen. "Das Ergebnis dieses Nachmittags ist besonders enttäuschend. Wir wussten zwar, dass wir wegen der Strafversetzungen für beide Fahrer hinten stehen würden, aber es ist nie befriedigend, so schlecht abzuschneiden", so der Franzose. Auch Honda-Motorenchef Yusuke Hasegawa hatte sich trotz des Leistungsnachteils der Honda-Aggregate mehr ausgerechnet: "Wir hatten trotzdem gedacht, dass wir das Potential für Q2 hatten. Deshalb ist es sehr enttäuschend, dass beide Autos nach dem ersten Durchgang schon raus waren."

Wissenswertes über den Baku GP: (00:52 Min.)

Vandoorne sieht kampfunfähiges McLaren-Team

Ein Blick in die Topspeed-Werte des Qualifyings lässt keinen Zweifel am Leistungsdefizit, denn mit 330,3 km/h für Vandoorne und 327,9 km/h für Alonso bildete das McLaren Honda-Duo wieder einmal das Schlusslicht in dieser Wertung. Auf den von Daniel Ricciardo im Red Bull aufgestellten Höchstwert von 356,3 km/h fehlten erneut Welten. "Wir wussten, dass es hier für uns schwer werden würde, weil man viel Power braucht", erklärt Alonso, der sich für das gesamte Wochenende keine allzu großen Hoffnungen macht: "Wir waren hier in keiner Session in den Top-10, daher brauchen wir auch nicht davon träumen."

Auch Vandoorne zeigt sich angesichts der aussichtlosen Lage eher desillusioniert. "Wir sind nicht in der Position, um zu kämpfen", so der 25-Jährige. Das Team hatte aufgrund des Hagels an Strafversetzungen bereits vor dem Qualifying angekündigt, das Baku-Wochenende für Testzwecke zu nutzen. "Wir haben Dinge am Setup und an der Aerodynamik ausprobiert. Wir versuchen, unser Paket besser zu verstehen", so Vandoorne weiter. Was das Rennen angeht hat der Rookie nur eine Hoffnung: "Es gibt schon Möglichkeiten für uns. Das ganze Wochenende über waren viele Fahrer permanent neben der Strecke. Hoffentlich können wir davon profitieren."

Ähnlich limitiert ist auch der Optimismus von Fernando Alonso, wenn es darum geht, beim Großen Preis von Aserbaidschan ein zählbares Resultat einzufahren. "Das Rennen ist lang und fordernd. Im Training haben wir einige interessante Sachen gesehen. Wenn es davon im Rennen nur die Hälfte gibt, wird es verdammt viele Safety-Car-Phasen geben", so der 35-Jährige. Andernfalls beschränkt sich auch sein Programm auf die vom Team angedachten Tests: "Bei Rennen wie diesem, wo wir nicht konkurrenzfähig sind, will ich nur ins Ziel kommen und Daten für das Team sammeln, um die Entwicklung voranzutreiben."