Für Renault ist der Trainingsauftakt zum Aserbaidschan GP in Baku alles andere als nach Maß verlaufen. Lediglich Platz 15 sprang für die übliche Speerspitze der Franzosen, Nico Hülkenberg, am Freitag heraus. Kein prickelndes Erlebnis für den deutschen Werksfahrer. "Es war ein schwieriger Tag", fasst Hülkenberg zusammen. "Es ist recht schwierig, hier mit dem Rennauto zu fahren. Am Limit gibt es nur sehr wenig Spielraum."

Doch damit nicht genug. Zur Überraschung vieler Beobachter hielt Hülkenberg im Baku-Training seinen sonst völlig chancenlosen Teamkollegen Jolyon Palmer nur extrem knapp hinter sich. Lediglich 0,058 Sekunden trennte das Renault-Duo auf dem Baku City Circuit. Doch Hülkenberg hat eine ganz einfache Erklärung. "Ich wäre schneller gewesen, wenn ich nur einen Versuch auf eine schnelle Runde mit dem superweichen Reifen bekommen hätte", sagt der Renault-Pilot.

"Das FP2 war nicht realistisch. Ich hatte einen guten Run auf dem Soft, aber nicht auf dem Supersoft. Da waren andauernd gelbe Flaggen, eine rote Flagge, deshalb hatte ich keinen richtigen Supersoft-Run. Wo ich jetzt stehe ist nicht das reale Bild", stellt Hülkenberg klar. Allzu große Hoffnungen auf ein deutlich besseres Abschneiden am Samstag - in Relation zur Konkurrenz, nicht zu Palmer - macht sich der Emmericher jedoch nicht. "Es sieht defintiv nach einer großen Herausforderung aus, morgen in die Top-10 zu fahren. Das wird schwierig", fürchtet Hülkenberg.

Renault tue sich schwer, die richtige Mischung aus Downforce für die engen Streckenabschnitte und Topspeed für die lange Gerade zu finden. "Es gibt ein paar Teams, die da effizienter sind", sagt Hülkenberg. "Auch die Power Unit spielt hier eine größere Rolle als in Monaco oder Barcelona. Das ist das Eine. Und es ist eine Strecke mit vielen engen, langsamen Kurven, mit denen wir schon in Monaco zu kämpfen hatten", erklärt Hülkenberg.

Hülkenberg wundert sich über Fehler-Flut in Baku

Dem Fahrer Nico Hülkenberg war in Baku jedenfalls nichts vorzuwerfen. Als einer von nur vier Piloten im ganzen Feld verantwortete der Renault-Mann keine einzige gelbe Flagge. Alle anderen rauschten teilweise im Akkord in die Notausgänge. "Ich habe keine Erklärung dafür, warum es heute so viele Verbremser gab", wundert sich Hülkenberg über die Kollegen. "Ich habe es geschafft, dass mir das nicht passiert. Aber ich war schon ein paar Mal kurz davor, den Bremspunkt zu verpassen. Es ist hier schwierig, ihn zu treffen", ergänzt Hülkenberg. "Es ist einfach eine ziemlich brutale Strecke."

Sollte es auch im Qualifying so weitergehen wäre Hülkenberg überrascht. "Sie müssen ja eine Runde zusammenbekommen", sagt er. Doch genau das dürfte wegen der kurzen Quali-Sessions nur noch schwerer werden, Stichwort Verkehr. "Das hier ist wie Monaco eine Strecke, wo du nicht im Verkehr stecken willst. Verkehr ist Gift, da verlierst du viel Aero-Performance", weiß Hülkenberg.

Wissenswertes über den Baku GP (00:52 Min.)

Noch dazu können Crashes den Trouble in Baku potentieren. Wie schnell man in den engen Streckenabschnitten in der Mauer landet, erlebte Renault bereits im Training. "Der Baku City Circuit kann beißen", teilte der Rennstall per Presseaussendung unter seiner üblichen Rubrik "Was wir heute gelernt haben" mit. Weil Hülkenberg, wie berichtet, fehlerlos blieb war es also Jolyon Palmer, der den R.S.17 in die Wand gesetzt hatte.

Sorgenkind Palmer crasht

"Es war sehr rutschig und ich hatte zu kämpfen, mit den Reifen Grip aufzubauen. Das hatte hat sich im FP2 besser angefühlt, aber es hat mich in Kurve acht erwischt, was meinen Tag früh beendete. Zum Glück ist das Auto nicht zu sehr beschädigt", kommentiert der Brite seinen Einschlag in Kurve acht. Immerhin: Viel verloren gegangen sei Renault durch den Patzer Palmer nicht, versichert Chief Technical Officer Bob Bell: "Jolyon musste früh duschen gehen, aber wir konnten mit Nico im Auto noch einen Longrun fahren, sodass es genügend Daten gibt, um Entscheidungen für die Rennstrategie zu treffen."

Dennoch: Für den ohnehin wegen seiner schwachen Leistungen heftig in der Kritik stehenden Palmer kommt der Crash zur denkbar schlechtesten Zeit. "Er hat kein Ultimatum, aber er muss abliefern - so wie jedes Mitglied des Teams", fordert Renaults Managing Director Cyril Abiteboul.