Trotz eines dominanten Grand Slams beim Kanada GP, seinem dritten Saisonsieg, wagt Lewis Hamilton nicht in Euphorie und übertriebene Zuversicht zu verfallen. Wie schon schon die Mercedes-Führung unmittelbar nach dem Rennen in Montréal übt sich auch der WM-Zweite (12 Punkte Rückstand auf Ferraris Sebastian Vettel) weiter in Understatement, bleibt auch vor dem Grand Prix in Baku bei einem gewissen Zweckpessimismus.

Denn auch wenn Mercedes die Trendwende eingeleitet zu haben scheint: Ferrari sei noch immer ein extrem starker Gegner. Sogar mehr: "Ich denke, sie sind noch immer die Favoriten", sagt Hamilton in Baku. "Sie waren bisher konstanter, ihr Auto scheint überall zu funktionieren. Wir hatten mehr Höhen und Tiefen - schlecht war es aber nicht. Doch wenn du ein Rennen hast, in dem du Siebter wirst und dann eines, das du gewinnst als du nicht der Favorit warst, dann bist du es danach auch nicht auf einmal", schildert Hamilton die jüngste Achterbahnfahrt von Monaco nach Kanada.

Extrem wichtig sei der Sieg in Montréal natürlich dennoch gewesen. "Für das Team und für mich im Kampf um die WM", sagt Hamilton. "Ich bin da sehr stolz drauf, stolz auf das Team für all die Arbeit, die da reingeflossen ist. Es war ein großartiger Geschmack, den wir jedes Wochenende schmecken wollen, ein großartiges Ergebnis, das uns antreibt, für mehr solcher Wochenenden zu kämpfen."

Kanada GP: Hinter den Kulissen bei Mercedes: (01:25 Min.)

Hamilton: Duell mit Ferrari bringt ganz andere Vibes

Grundsätzlich ist es in der Formel-1-Saison 2017 der Kampf, der Lewis Hamilton fasziniert, ansport. Der Kampf mit Ferrari, einem anderem Team - nicht nur dem Teamkollegen bei Mercedes wie in den vergangenen Jahren. Das mache auch für die gesamte Mercedes-Truppe einen Unterschied, so Hamilton. "Was so aufregend ist, ist, dass es das erste Mal seit Jahren ist, dass ein Team gegen ein anderes Team fährt. Das bringt einen anderen Vibe, andere Energien bei allen im Team", berichtet der Brite.

"Das erlebe ich, wenn ich durch die verschiedenen Abteilungen im Department gehe. Jeder weiß, dass wenn er das kleine bisschen zusätzliche Zeit findet, das kleine bisschen zusätzlich arbeitet, dass das über Sieg oder Niederlage gegen dieFerrari entscheiden kann", schildert Hamilton. "Als wir in der Vergangenheit gegeneinander gefahren sind, Mercedes-intern, kann man sich ja vorstellen, dass die Jungs dachten, es mache nicht wirklich einen Unterschied, wenn sie noch ein kleines Bisschen härter arbeiten, denn wir hatten einen Puffer von einer halben Sekunde und wurden nicht gestört, konnten die Füße hochlegen", erinnert er sich.. "Aber jetzt sind die Jungs so unter Spannung, dass sie die Größe in ihnen selbst nutzen können."

Und genau hier ist es vorbei mit dem Zweckpessimismus des Briten. Voller positiver Energie gehe er in das Rennwochenende in Baku - und die restliche Saison, den WM-Kampf gegen Ferrari. Denn auch wenn Hamilton die Scuderia vorerst noch die Favoritenrolle zuschiebt, müsse das nicht auf Dauer so bleiben. Hamilton: "Ich denke, da ist mehr Potential in unserem Auto." Ein Auto, das Toto Wolff jüngst eine Diva taufte - was Lewis Hamilton nun mit einem scherzhaften "Badass Mother" zu toppen weiß.

Wissenswertes über den Baku GP: (00:52 Min.)

Hamilton: Wann Mercedes die Favoritenrolle übernehmen kann

Hamilton weiter: "Ich hoffe jedenfalls, dass wir die starke Performance (aus Kanada, Anm. d. Red.) über das Jahr hinweg weiter zeigen können und immer konstanter werden. Ich hoffe, dass all das bis August oder September so ist, sodass dann wir die Favoriten sind!"

Besonders die Konstanz hält Hamilton für entscheidend. "Konstanz ist der Schlüssel, um die WM zu gewinnen. Bislang hatte Sebastian die Konstanz eines WM-Sieger. Wir haben uns in Sachen Konstanz aber definitiv schon verbessert", sagt Hamilton. Entsprechend blickt der Brite trotz Ferrari-Favoritenrolle dem Aserbaidschan GP zuversichtlich entgegen. "Es ist ein Grand Prix, den ich noch nicht gewonnen habe. Vergangenes Jahr gab es großartige Anzeichen in Sachen Pace, aber ich war nicht in der Lage es umsetzten. Hoffentlich schaffe ich es dieses Wochenende", sagt Hamilton.

Am Bergungskran endete für Hamilton das Baku-Qualifying 2016, Foto: Sutton
Am Bergungskran endete für Hamilton das Baku-Qualifying 2016, Foto: Sutton

Hamilton unbesorgt wegen Baku-Debakel 2016

Allzu viele Gedanken an sein furchtbares Qualifying und Rennen in Baku 2016 verschwendet der Brite jedoch nicht mehr. "Definitiv nicht!", stellt Hamilton klar. "Aber ich habe mir auf jeden Fall angesehen, was mir hier vergangenes Jahr wiederfahren ist, welche Probleme es gab, damit es dieses Wochenende nicht dieselben gibt. Ich habe einfach nicht abgeliefert. Ich muss nur sicherstellen, dass es nicht wieder passiert. Aber es ist sowieso ein neues Jahr. Ich fühle mich besser vorbereitet als damals", sagt Hamilton.