Es wird nicht still um Robert Kubica. Nach seinem Renault-Test in Valencia vor zwei Wochen gab es schier unendlich viele Spekulationen, ob dem Polen tatsächlich die Rückkehr in die Formel 1 gelingen könnte. Eines ist sicher: Die Gerüchte werden noch eine Weile anhalten. Denn: Kubica steigt Anfang Juli schon wieder ins F1-Rennauto ein. Das frühere Supertalent startet für Renault beim Goodwood Festival of Speed.

Dass Renault mit Jolyon Palmer und Sergey Sirotkin zwei Fahrer für das legendäre Automobil-Festival abstellen würde, war bekannt. Kubica hatten sich die Franzosen bis zum Schluss aufgespart, die Nachricht wurde erst an diesem Montag öffentlich gemacht. Stammfahrer Palmer macht für Renault den Goodwood-Auftakt am Freitag, Ersatzmann Sirotkin folgt am Samstag, bevor Kubica sonntags zum Einsatz kommt.

Rückkehr ins vertraute F1-Auto

Der 32-Jährige fährt in Goodwood das gleiche Auto, das er Anfang Juni in Valencia getestet hatte: den E20-Boliden aus der Saison 2012. Das britische Festival sollte keine Herausforderung für Kubica darstellen. In Spanien hatte er eineinhalb Renndistanzen bei seinem F1-Comeback zurückgelegt und anschließend eine mögliche Rückkehr in die Königsklasse nicht ausgeschlossen.

Mit Kubicas Goodwood-Start wird etwas deutlicher, was Renaults Sportdirektor Alan Permane meinte, als er sagte, dass er eine weitere Zusammenarbeit mit Kubica in Zukunft nicht ausschließen wolle. Das hatte natürlich die Gerüchteküche angeheizt über Kubica, der sich 2011 schwere Verletzungen bei einem Rallye-Unfall zugezogen hatte. Tatsächlich ist ein echtes Formel-1-Engagement doch eher unwahrscheinlich.

F1-Rückkehr mit Hindernissen

Kubica soll in Valencia zwar 115 Runden gefahren sein, doch seine Armverletzungen könnten auf zahlreichen anderen Rennstrecken zum Problem werden. Einmal davon abgesehen, dass er sechs Jahr lang in keinem Formel-1-Auto gesessen hatte und ihm das komplette Know-How über Power Units und Co. fehlt. So müssen sich Kubicas Fans vermutlich damit begnügen, dass er es bei Show-Einsätzen im Formel-1-Auto belässt.

Ein Engagement in anderen Serien wie der Sportwagen-WM ist hingegen denkbar. Eigentlich hätte Kubica schon dieses Jahr bei den 24 Stunden von Le Mans starten sollen. Aus unbekannten Gründen hatte er seinen Start für byKolles allerdings kurzfristig abgesagt.

Nach seinem Renault-Test ließ er durchblicken: "Ich werde daran arbeiten, das Ziel zu erreichen, das ich mir selbst gesetzt habe und von dem ich glaube, dass es in Reichweite liegt. Aber es ist zu früh, um zu sagen was es ist und ob es passieren wird. Ich bereite mich aber für die höchsten Ziele vor."

4 Fragen an Robert Kubica

Wie war es, wieder am Steuer eines F1-Autos zu sein?
Robert Kubica: Aus emotionaler Sicht war es ein wichtiger Tag. Ich habe mich selbst dafür auf die Probe gestellt. Ich war lange aus dem Fahrerlager raus und wollte mich in erster Linie selbst testen nach dieser schwierigen Zeit. Vor ein paar Jahren hätte sich das unmöglich angefühlt. Aber ich habe körperlich hart an mir gearbeitet. Nach dem Testtag hatte ich gemischte Gefühle. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Es zeigte aber auch, was ich seit dem Unfall verloren habe.

Hättest du jemals gedacht, dass eine Rückkehr möglich ist?
Robert Kubica: Es war klar, dass ich Gas geben und bis an meine Grenzen gehen musste. Ich wusste, dass es wieder möglich sein würde, ein Formel-1-Auto zu fahren. Ich hatte den Drang dazu. Die beste Person, die entscheiden kann, ob es möglich ist oder nicht, war ich selbst. Ich glaube seit einem Jahr fest daran. Ich wusste, dass ich mich bestmöglich vorbereiten muss und dass es Zeit benötigen würde. Ich fühlte mich wohl im Auto. Ich nahm mir aber Zeit, um wieder auf die Pace zu kommen.

Wie war es aus Sicht der körperlichen Belastung?
Robert Kubica: Physisch kam ich gut klar, darüber habe ich mich gefreut. Es gibt Erinnerungen und Emotionen, und das war eine Art Revanche für mich. Es war nur ein Test, aber vor zwei oder drei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass so etwas möglich ist. Ich möchte mich bei allen bedanken, die das möglich gemacht haben. Ich hoffe, dass es für alle ein guter Tag war und vielleicht haben sie auch etwas von meinem Ich aus dem Jahr 2010 gesehen.

Wie geht es weiter?
Robert Kubica: Ich hoffe, dass das der Start für neue Dinge gewesen ist. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird. Aber eines weiß ich: Nach mehr als einem Jahr Vorbereitung hatte ich eine gute Pace und Konstanz bei kniffligen Bedingungen, vor allem wegen der hohen Streckentemperaturen. Es war nicht einfach nach sechs Jahren, aber eine große Überraschung für mich. Ich wusste, dass ich den Job erledigen kann. Renault hat mir 2005 den ersten F1-Test verschafft und ich danke dafür, dass sie mir wieder eine Möglichkeit gegeben haben.