Entspannung in den schwelenden Konflikt zwischen McLaren und Honda brachte der Kanada GP nicht, im Gegenteil. Wieder einmal schied Fernando Alonso vorzeitig aus, auf Platz zehn liegend gab erneut der Motor kurz vor Schluss seinen Geist auf. Frust statt erster Punkt also für Alonso und das Team, auch wenn es für ihn nicht das Ende der Welt war. "Das hätte mein Leben nicht verändert. Ein Punkt... ich bin seit 16 Jahren hier. Aber für die Jungs wollte ich ein gutes Ergebnis einfahren", stellte er klar.

Hoffnung jäh zerstört

Doch es gab keinen Lohn für die Mechaniker, keine Befreiung für Fahrer und Team-Offizielle. Eric Boullier war deutlich gefrustet nach dem Rennen, so knapp den ersten Punkt verpasst zu haben. "Zum ersten Mal in diesem Jahr hatten wir so etwas wie Hoffnung, als wir auf Platz zehn lagen und der Weg zum Ziel nicht mehr weit war", sagte der Franzose.

"Wir hatten zumindest auf einen kleinen Lohn gehofft: einen wohlverdienten WM-Punkt für Fernando, der den gesamten Nachmittag über super gefahren ist, so wie er jedes Rennen in den vergangenen zweieinhalb Jahren super gefahren ist", spart er nicht mit Lob an seinem Starpiloten, der nun in fünf von sechs Rennen die Zielflagge nicht sah. "Nach so vielen Mühen und so viel Herzschmerz hätte sich auch dieser eine Punkt wie ein Sieg angefühlt. Und dann gab es erneut solch einen schmerzhaften Schaden", erklärte Boullier die Gefühlslage.

Statt Punkten gab es nur Frust bei McLaren und Alonso, Foto: Sutton
Statt Punkten gab es nur Frust bei McLaren und Alonso, Foto: Sutton

Honda mit Problemen auf dem Prüfstand

Es scheint derzeit beinahe unmöglich, dass McLaren und Honda noch einmal eine Basis finden, die Erfolge hervorrufen kann. Zumal Honda noch immer rätselt, warum die Zuverlässigkeit so schlecht respektive nicht vorhanden ist. Ein neuer Ansatzpunkt: der Prüfstand. "Wir können auf unserem Prüfstand keine guten Bedingungen schaffen", erklärte Yusuke Hasegawa gegenüber "Autosport". Wie der Japaner erklärt, sei die Zuverlässigkeit auf dem Prüfstand sehr wohl da, doch die Korrelation mit der Strecke sei unzureichend.

"Wir müssen dieselben Streckenbedingungen auch auf dem Prüfstand schaffen. Die Bedingungen sind anders, daher müssen wir nun verstehen, was den Unterschied ausmacht bei der Zuverlässigkeit", erläuterte Hasegawa, was als nächstes auf dem Programm steht. "Wir müssen die Genauigkeit verbessern."

Im Zuge dieser Erläuterungen würde vermutlich ein Update nur wenig Hoffnung geben, sollte dies ebenfalls unter den ungenauen Bedingungen getestet worden sein. Entsprechend war es vielleicht gar kein Nachteil, dass das für Kanada geplante Update nicht rechtzeitig fertig wurde.

Trennung immer wahrscheinlicher

Eric Boullier zweifelte bereits offen an der Tauglichkeit von Honda. "Es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden, die unsere Enttäuschung, unsere Frustration und, ja, auch unsere Traurigkeit ausdrücken. Ich kann nur das sagen: Es ist einfach absolut nicht gut genug", stellte er selbst in der eigentlich zurückhaltend formulierten, offiziellen Presseaussendung des Teams nach Rennende klar.

Es scheint zu Ende zu gehen, nachdem bereits Geschäftsführer Zak Brown einen Abschied von Honda nicht mehr ausschloss. "Wir haben einen Plan B, einen Plan C, wir haben mehrere Pläne", sagte er gegenüber der "BBC". Zu einem Umdenken könnte wohl nur noch ein baldiges Update der Japaner führen, das am besten jegliche Zuverlässigkeitsprobleme beseitigt und in Sachen Leistungsfähigkeit die Lücke zur Spitze deutlich verringert. Wie und wann das kommen soll, ist jedoch unklar.