Pole, Sieg, schnellste Runde und das gesamte Rennen lang geführt: Lewis Hamilton räumte beim Kanada Grand Prix auf ganzer Linie ab. Und als wäre der vierte Grand Slam seiner Formel-1-Karriere nicht genug, setzte der Mercedes-Star später auch noch einen Seitenhieb in Richtung seines früheren Teamkollegen Nico Rosberg. Es muss ein guter Tag gewesen sein für Lewis Hamilton...

Der Brite nahm die Frage, ob sich ein Doppelsieg mit Valtteri Bottas anders anfühle als früher mit Rosberg, zum Anlass, etwas nachzukarten. "Diese Erfahrung ist mit Valtteri auf jeden Fall anders", holte Hamilton aus. "Wir haben eine andere Chemie. Die Arbeitsatmosphäre ist dieses Jahr auf einem komplett anderen Level. Auf einem professionellen Level, das über jedem steht, das ich bislang erlebt habe."

Kein Vergleich mit Bottas

Heißt im Klartext: Mit Rosberg habe Hamilton nicht so professionell zusammenarbeiten können. Wie seine Interpretation von 'professionell' aussieht, ließ er allerdings offen. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass es zwischen Hamilton und Rosberg immer wieder krachte. Kein Wunder bei diesem intensiven Duell, das Rosberg nach dem WM-Triumph zum Rücktritt veranlasste.

Mit Bottas sieht es derzeit etwas anders aus. Zwar hat der finnische Neuzugang in Russland bewiesen, dass er durchaus siegfähig ist. Dass er für Hamilton eine echte Gefahr im Kampf um die Weltmeisterschaft werden kann, glauben aber nur die wenigsten. Nach den ersten sieben Rennen des Jahres führt Hamilton im teaminternen Silberpfeil-Duell mit 36 Punkten Vorsprung auf Bottas.

Hamilton und Bottas pflegen bislang ein gutes Verhältnis zueinander, Foto: Sutton
Hamilton und Bottas pflegen bislang ein gutes Verhältnis zueinander, Foto: Sutton

Faire Plattform für den Kampf

In der Tat scheinen Hamilton und Bottas bislang ein gutes Verhältnis miteinander zu pflegen. Noch ist kein böses Wort gefallen. Ob das anders wäre, wenn ein echter Kampf zwischen den Mercedes-Piloten herrschen würde? Mit dem Punktepolster und dem dritten Saisonsieg im Rücken hatte Hamilton kein Problem damit, dass Bottas als Zweiter in Kanada ebenfalls stark punktete. So konnte er den ersten Doppelsieg der Silberpfeile in dieser Saison beruhigt feiern.

Dass es zwischen den Teamkollegen so entspannt ablaufe, liege auch an Bottas' Persönlichkeit, wie Hamilton erklärte: "Das kommt von Valtteris Reife und wie das Team mit uns arbeitet. Sie geben uns eine faire Plattform für den Kampf." Das klingt zumindest ein wenig danach, als ob es mit Rosberg anders abgelaufen sei. Dabei hatte Mercedes stets versichert, beiden Fahrern das gleiche Material zu geben und sie vor allem frei gegeneinander fahren zu lassen.

Hamilton gelang in Kanada der vierte Grand Slam seiner F1-Karriere, Foto: Sutton
Hamilton gelang in Kanada der vierte Grand Slam seiner F1-Karriere, Foto: Sutton

Hamilton will Bottas unterstützen

Angesichts der gepriesenen Gleichbehandlung glaubte Hamilton, dass Kollege Bottas dieses Jahr noch weitere Rennen gewinnen werde. Und er selbst sich dann gern in den Dienst des Teams stellen würde. Hamilton: "Ich bin sicher, dass Valtteri sagen wird, dass ihm das Qualifying nicht gefallen hat, nachdem er in Monaco so schnell war. Aber es ist ziemlich schwierig mit dem Auto, das wir im Moment haben. Ich weiß, dass er noch viele Rennen gewinnen wird und dass ich ihn in diesem Fall unterstützen kann, um die Punkte fürs Team zu holen."

Unter der Ära Hamilton/Rosberg gelangen Mercedes fast unglaubliche 36 Doppelsiege. Es dürfte schwierig werden, dieses Resultat zu toppen, nachdem mit Ferrari nun wieder ein echter Gegner parat steht. Aber die gemeinsame Zeit mit dem amtierenden Weltmeister scheint Hamilton ohnehin nicht allzu sehr zu fehlen. Seit dessen Rücktritt Ende der vergangenen Saison hatten die beiden Langzeit-Rivalen kaum Kontakt miteinander - obwohl sie beide im überschaubaren Monaco lieben.

In Monaco musste Rosberg auf Hamilton verzichten, Foto: Sutton
In Monaco musste Rosberg auf Hamilton verzichten, Foto: Sutton

Treffen in London statt in Monaco

Stattdessen trafen sich Hamilton und Rosberg dieses Jahr zufällig in London. "Ich habe ihn nur das eine Mal wiedergesehen, als ich durch die Straßen von London gerannt bin", erzählte Hamilton nach dem Russland Grand Prix. "Ich lief auf irgendeiner Straße auf einem dicht gedrängten Gehweg, und jemand hinter mir begann ebenfalls zu rennen. Ich sah mich um und es war Nico, der mich offenbar gesehen hatte, aus seinem Auto gesprungen war und mir hinterherlief. Wir stoppten also und unterhielten uns."

Zuletzt beim Großen Preis von Monaco hätte es zum nächsten Wiedersehen kommen können. Rosberg hatte die Ehre, im Fürstentum die Sieger-Interviews auf dem Podest zu führen. Nur Hamilton fehlte nach seinem desaströsen Wochenende... Stattdessen trifft Rosberg bald auf seinen Nachfolger Bottas. Beide starten Anfang Juli beim britischen Goodwood Festival auf Speed und teilen sich dort einen 2014er F1-Mercedes.