Es war ein schwieriger Start in die Formel 1 für Lance Stroll: Unfälle bei Testfahrten, schwache Leistungen im Vergleich mit Oldie-Teamkollege Felipe Massa. Beim siebten Saisonrennen - ausgerechnet Strolls Heimrennen in Kanada - ist der Knoten endlich geplatzt. Stroll, der sogar in Montreal geboren wurde, holte sich mit Rang neun die ersten Zähler seiner Formel-1-Karriere.

Dabei begann das Rennwochenende für den 18-Jährigen gar nicht so gut. Im Qualifying schaffte er den Sprung in den zweiten Abschnitt nicht, musste sich mit Startplatz 17 zufrieden geben, während es Teamkollege Felipe Massa sogar auf Rang sieben schaffte.

Nach einem schwierigen Start gab es beim Heimrennen sogar Stage-Diving für Stroll, Foto: Sutton
Nach einem schwierigen Start gab es beim Heimrennen sogar Stage-Diving für Stroll, Foto: Sutton

Doch im Rennen lief es für Stroll: Der Lokalmatador hielt sich zunächst aus allem raus. In der Startrunde profitierte er vom Unfall zwischen Carlos Sainz, Felipe Massa und Romain Grosjean, gewann so zwei Positionen. Nach der kurzen Safety-Car-Phase ging Stroll auf der Strecke an Jolyon Palmer vorbei. Durch Boxenstopps und den Ausfall von Max Verstappen wurde Stroll zwischenzeitlich auf Position neun vorgespult, sein eigener Stopp warf ihn allerdings wieder auf die letzte Position zurück.

Stroll-Show beginnt erst nach Boxenstopp

Und dann begann die kleine Lance-Stroll-Show: Auf frischen Reifen pflügte der Williams-Pilot durchs Feld. Stroll nutzte die starke Pace seines Autos und machte auf der Strecke nach und nach wieder Positionen gut. Mit den beiden McLaren hatte der Williams leichtes Spiel: In Runde 43 ging er an Stoffel Vandoorne vorbei, zwei Runden später sogar an Fernando Alonso. Durch den Boxenstopp von Kevin Magnussen kam Stroll auf Rang zehn.

Weil wenig später Daniil Kvyat seinen Toro Rosso wegen eines Defekts abstellen musste, rückte der Rookie sogar noch einen Platz auf. Stroll beendete seinen Heim GP auf Rang neun und ist nun der erste Kanadier, der nicht auf den Namen Villeneuve hört, der Weltmeisterschaftspunkte in der Formel 1 sammelt.

Entsprechend groß war die Erleichterung beim gesamten Team, das inzwischen für die Verpflichtung Strolls vermehrt in die Kritik gekommen war. "Die Art und Weise, wie er heute gefahren ist und das Ergebnis, das er geholt hat, fühlen sich vor allem nach seinem schwierigen Start wie ein Sieg an", schwärmte Technik Direktor Paddy Lowe. Lowe wollte nach Rennende schon zum Podium gehen, um Stroll zuzujubeln - ehe er bemerkte, dass es sich nur wie ein Sieg anfühlte. Die Macht der Gewohnheit aus seinen Jahren bei Mercedes spielte wohl auch eine Rolle.

Papa Lawrence Stroll ist Lance' größter Fan, Foto: Sutton
Papa Lawrence Stroll ist Lance' größter Fan, Foto: Sutton

"Er hat fantastische Rennintelligenz und großartige Überholmanöver gezeigt - er hat diese Punkte heute wirklich verdient", so Lowe weiter. "Man sagt, nach dem ersten Sieg ist es einfacher - ich glaube so ist es nun auch nach den ersten Punkten für ihn."

Stroll selbst ließ sich nach dem Ergebnis gebührend feiern, Williams organisierte sogar ein Teamfoto. "Ich freue mich einfach für mich selbst, für das Team, für jeden", jubelte der Punkte-Neuling. "Die Balance des Autos war gut, ich war in einem Flow. Ich wusste, dass wir eine gute Höchstgeschwindigkeit im Auto haben. Ich habe meine Überholmanöver zur richtigen Zeit gemacht, manchmal hätte ich schon eine Runde zuvor vorbeigehen können, aber es war zu riskant und so habe ich lieber eine Runde gewartet und bin geduldig geblieben."