Red Bull ist bislang die Enttäuschung der Saison: Mit großen Ambitionen gestartet, musste der Rennstall schon vor dem Europa-Auftakt die Weltmeisterschaft abschreiben. Weder Motor, noch Chassis wurden ihren Vorschusslorbeeren gerecht. Während das beim Motor nichts Neues war, überraschte die Schwäche beim Chassis.

Erst das größere Update in Barcelona schien Red Bull wieder etwas näher an Mercedes und Ferrari gebracht zu haben. Allerdings war Daniel Ricciardo im Rennen erneut chancenlos. Max Verstappen, der bessere der beiden Red-Bull-Piloten diesem Wochenende, schied nach einer Kollision in Kurve eins aus.

Barcelona brachte also keinen relevanten Vergleich. In Monaco lief es erwartungsgemäß deutlich besser. Daniel Ricciardo schaffte es aus eigener Kraft auf Rang drei, konnte beide Mercedes hinter sich lassen und musste sich nur von Ferrari geschlagen geben. Doch war das nur die übliche Monaco-Stärke von Red Bull?

Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko winkte schon im Fürstentum ab: "Wir haben wieder neue Teile dabei - und die scheinen zu funktionieren." Doch Kanada ist eine komplett andere Strecke: Der Circuit Gilles Villeneuve verlangt vor allem nach Motorleistung - und da mangelt es Red Bull weiterhin.

Kein Motor-Update von Renault

Eigentlich hatte Renault das große Update schon für den Spanien GP versprochen, anschließend wurde der neue Motor samt 2017er MGU-K auf Kanada verschoben. Inzwischen wurde aus Kanada ein unbestimmter Zeitpunkt vor der Sommerpause.

Der T-Wing bleibt wahrscheinlich am Auto, Foto: Sutton
Der T-Wing bleibt wahrscheinlich am Auto, Foto: Sutton

Doch während bei Renault die Updates auf sich warten lassen, legt Red Bull in Kanada erneut nach. Es ist das dritte Update in Folge. Dabei sind die meisten Änderungen für den Zuschauer nicht zu erkennen. Anders beim T-Wing: Red Bull installierte in Monaco erstmals einen solchen Flügel. Nach aktuellem Stand war der T-Flügel nicht nur für das Downforce-Eldorado Monte Carlo gedacht. Zumindest im Training wird Red Bull auch in Montreal damit ausrücken.

Auch die neuen Teile, die Red Bull zum Kanada GP nach Montreal gebracht hat, folgen der Philosophie der letzten Updates: Viele kleine Detailverbesserungen, keine einzelnen großen Neuerungen. "Ich glaube, dass wir noch bis zur Sommerpause in diesem Tempo nachlegen", hofft Daniel Ricciardo.

Dass die Updates jetzt im Eiltempo nachkommen, zu Beginn der Saison allerdings gebrauch haben, hat einen einfachen Grund: Red Bull versteht inzwischen die Korrelation zwischen Labor und Strecke, die Entwicklungsrichtung stimmt. "Das Feedback von mir und Max in den letzten Rennen war einheitlicher", erklärt Ricciardo. "Jetzt ist das, was wir sagen, auch in den Daten zu sehen. Zu Beginn der Saison haben wir etwas gesagt, aber es hat sich in den Daten nicht so gezeigt. Jetzt sind wir viel treffsicherer in der Richtung, die wir einschlagen müssen." Vor allem im Heck fehlte es den Fahrern an Abtrieb, der Kurveneingang war kritisch.

Red Bull in Montreal: Gut, aber nicht Monaco-gut

Die Updates haben Früchte getragen, die schlimmsten Probleme sind aussortiert. Kanada wird zeigen, wie gut der RB13 wirklich ist. Trotz Power-Nachteil war Red Bull in der Hybrid-Ära - mit Ausnahme von 2015 - in Montreal traditionell stark. Im Vorjahr fehlten Ricciardo gerade einmal 3,5 Zehntel auf die Pole. Im Rennen war der Abstand größer, Ricciardo musste wegen eines Bremsplattens zudem einen zusätzlichen Stopp einlegen.

"Ich denke, wir werden zwar nicht so gut sein wie in Monaco, aber durch die neuen Teile sind wir jetzt an einem Punkt wie letztes Jahr", glaubt der Australier. "Wir verbessern uns langsam und unsere Entwicklung wird mit den Strecken schritthalten. Ich glaube, wir werden dort bleiben, wir sollten nicht zu schlecht sein. Wir sollten hier zumindest dritte Kraft sein und ich erwarte nicht, dass wir iher im Qualifying eine Sekunde weg sind."

Zwar sieht das Streckenlayout auf dem Papier nicht besonders Red-Bull-freundlich aus, doch es gibt durchaus Faktoren, die dem RB13 schmecken dürften, wie Ricciardo meint: "Natürlich verlieren wir ein bisschen auf den Geraden, aber ich meine, dass wir auf der Bremse ziemlich stark sind, da können wir etwas zurückgewinnen. Und auf den Kerbs! Wir können mit unserem Auto gut über die Kerbs fahren, das könnte unsere Stärke sein. Abtrieb im Heck hilft dir normalerweise über die Kerbs. Da waren wir schon in Monaco gut, hoffentlich können wir das hierher mitnehmen."