High Noon unter den F1-Teambesitzern im Mittelfeld! Force-India-Häuptling Vijay Mallya hat allergisch auf jüngste Aussagen von US-Cowboy Gene Haas reagiert, die Formel 1 riskiere im Sozialismus zu enden sollte Liberty Media tatsächlich am aktuellen System, wie die F1-Einnahmen unter den Rennställen verteilt werden, Hand anlegen.

Ab der Saison 2021 wäre genau das gut möglich. Das aktuelle, mitunter die Einnahmenverteilung definierende, Concorde Agreement läuft noch bis 2020. Entsprechende Vorhaben von F1-Neubesitzer Liberty Media kursierten in den vergangenen Wochen in der Szene. Sinn und Zweck: Das Feld soll durch den homogenen Geldfluss enger zusammenrücken. Für Force India wäre das der Erfüllung eines lang gehegten Wunschs.

"Ich finde es ziemlich enttäuschend, dass ein solcher Neueinsteiger in die F1, der keinerlei Vorerfahrung darin hat, ein F1-Team zu besitzen, ein derart heftiges Statement abgibt", poltert Mallya entsprechend in Richtung des Haas-Eigentümers. "Jeder, der sich das Verteilungsmuster der Einnahmen in der F1 anschaut, wird sofort, ohne auch nur darauf hingewiesen zu werden, erkennen, wie ungleich alles ist", ergänzt der Force-India-Teambesitzer bei 'Autosport'.

Als Vijay Mallya noch regelmäßig in Pressekonferenzen saß, ging es immer um die Preisgeldverteilung, Foto: Sutton
Als Vijay Mallya noch regelmäßig in Pressekonferenzen saß, ging es immer um die Preisgeldverteilung, Foto: Sutton

Gene Haas verteidigt Leistungsgedanken

Doch was hatte Gene Haas überhaupt genau gesagt? "Ich denke, wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein, wie wir den Reichtum verteilen. Es gibt hier einige Teams, die seit 50 Jahren dabei sind und dadurch einfach ein Mitspracherecht verdient haben, wie man die Gelder verteilt", erklärte Haas am Rande des Monaco GP. Es gehe ihm überhaupt nicht darum, den kleineren Teams etwas wegzunehmen - immerhin muss Haas sein eigenes Team selbst zu jener Gruppe zählen.

Im Gegenteil. "Ich sage nicht, dass die kleineren Teams nicht mehr verdienen, aber ich sage weiterhin, dass die Top-Teams mehr verdienen. Man kann nicht einfach willkürlich umverteilen, denn wenn man Rennen gewinnt, sollte das auch belohnt werden und nicht in einer sozialistischen Struktur enden", formulierte Haas seinen Appell an einen gewissen Leistungsgedanken.

Fährt hier der wahre Grund für Haas' Meinung?, Foto: Sutton
Fährt hier der wahre Grund für Haas' Meinung?, Foto: Sutton

Mallya ahnt: Haas' Ferrari-Beziehung spielt Rolle

Wie Mallya dazu steht ist nicht überliefert. Stand jetzt seien die Unterschiede zwischen den Teams jedenfalls viel zu groß. "Die DNA der F1 muss eindeutig unabhängige Teams einschließen, nicht nur Hersteller-Teams. Und die unabhängigen Team müssen in der Lage sein, finanziell existenzfähig zu bleiben und konkurrieren zu können", fordert Mallya.

Der Inder weiter: "Deshalb war ich ganz besonders happy, als Liberty Media und Chase Carey im Grunde genau das gesagt haben, worum Force India jetzt seit einer ganzen Weile fleht: Dass die Einkommensverteilung geändert und dahingehend angepasst werden muss, dass sie auch für die kleinen Teams fair ist. Dass Haas ein derart heftiges Statement abgibt, finde ich da natürlich enttäuschend."

Tatsächlich zählt Haas neben Force India zu den wenigen Teams, die keinen Sonderdeal für besondere Tradition oder als Treueschwur mit Bernie Ecclestone ausgehandelt haben. Force India und Sauber wurden wegen dieser Deals sogar schon bei der EU-Wettbewerbskommission vorstellig. Doch ahnt Mallya bereits, warum der eigentliche Leidensgenosse Haas so scheinbar überraschend querschießt. Nur der ehrbare Leistungsgedanke? Nicht mit Mallya. "Wenn man sich das Haas-Auto ansieht ist es ziemlich offensichtlich, dass sie mehr als nur mit Ferrari verbunden sind", sagt Haas. Die Scuderia kassiert den mit großem Abstand größten Bonus von allen Rennställen.

Zum Thema Finanzen führte Mallya im Fahrerlager schon einige lebhafte Diskussionen, Foto: Sutton
Zum Thema Finanzen führte Mallya im Fahrerlager schon einige lebhafte Diskussionen, Foto: Sutton

Mallya über Liberty: Endlich erhört jemand mein Flehen

Daran grundlegend zu rütteln scheint sich der Force-India-Boss fast schon zu einer Art Lebensaufgabe gemacht zu haben. Dank Liberty Media wittert Mallya sogar Morgenluft für schnelle Änderungen vor 2021 - trotz des als wasserdicht geltenden Concorde Agreements: "Ich sehe keinen Grund, warum es nicht vor 2020 passieren sollte. Ich habe gelesen, dass Chase das sogenannte Concorde Agreement nicht mag, das aus seiner Sicht nie hätte existieren sollen. Ich denke, er hat deutlich gesagt, dass die unabhängigen Abkommen, die verschiedene Teams mit Bernie getroffen haben, nicht gut für den Sport waren und regelrecht ein ausgeglichen konkurrenzfähiges Feld verhindert haben."

Mallya weiter: "Ich war sehr ermutigt, dass die FOM - zum ersten Mal überhaupt - meine Sprache gesprochen hat. Es ist jetzt nur eine Frage, wie schnell sie es zusammenbekommen."