Das letzte Mai-Wochenende 2017 hatten sich Motorsport-Fans ganz dick im (Renn-)Kalender angestrichen. Binnen zwei Tagen sollte es die volle Dröhnung Racing geben: Formel 1 in Monaco, Indy 500 mit Fernando Alonso und obendrein Dauerbeschallung 24 Stunden Nürburgring. Jetzt steht fest: Enttäuscht wurden die Fans nicht: Die drei Top-Events lieferten jede Menge Spektakel. Dramen und (tragische) Helden inklusive - und dann gesellte sich mit einem mal wieder völlig irren NASCAR-Happening auch noch ein viertes Highlight dazu. Motorsport-Magazin.com mit einem Überblick über die dickste Motorsport-Party des Jahres.

Fernando Alonso: Tragischer Held von Indy

Mit Abstand am meisten leckten sich die Fans am Wochenende die Finger nach dem Indy 500. Wie würde sich Fernando Alonso bei seiner Premiere im Vollgas-Oval schlagen? Die Antwort: verdammt gut! Den Start vermasselte der Spanier zwar, doch fightete sich Alonso, ganz spanischer Stier, rasant zurück, übernahm nach 36 Runden sogar die Führung in Indianapolis. Vor allem durch diverse Gelb-Phasen und Re-Starts schenkte Alonso den Spitzenplatz zwar wieder her, doch setzte er sich in Runde 130 von 200 schließlich erneut für einige Runden nach vorne. Im Schlusssprint dann der Schock: Rauchschwaden aus dem Heck! Alonso hatte den Honda-Fluch mit über den Atlantik genommen. Bitteres Aus in Umlauf 179 bei noch allen Aussichten, sogar auf den Sieg.

Takuma Sato: Strahlemann von Indy

Alonso tragischer Held, Sato Sieger - Die Highlights vom Indy 500 2017: (03:34 Min.)

Wo Schatten, da auch Licht: Lange musste Andretti in Indy nicht in Schockstarre über das Alonso-Aus verharren. Nicht lange nach dem Motorschaden des Spaniers war der Jubel schon wieder groß: Teamkollege Takuma Sato hatte das Indy 500 gewonnen! Für den Japaner war es der ersehnte erste Sieg bei der legendären Oval-Schlacht im bereits achten Versuch, noch dazu der erste Coup eines Asiaten beim Klassiker. Chapeau! Lassen Sie sich die traditionelle Sieger-Milch schmecken, Herr Sato!

Dixons dicker Schutzengel

DEN Crash des Super-Sonntags gab es nicht am Nürburgring, nicht im Leitplanken-Dschungel Monaco und auch nicht bei NASCAR. Mit gewaltigem Abstand vorne liegt der Unfall von Scott Dixon in Indy. Gleich der erste Crash der 500 Meilen ist der heftigste, hatte es richtig in sich. In Runde 53 kam Jay Howard von der Linie ab, knallte in die Begrenzung. Von dort schleuderte es seinen Boliden zurück auf die Ideallinie, Scott Dixon hatte keine Chance mehr, konnte nicht ausweichen, donnerte in das querschießende Fahrzeug. Das hebelte Dixon völlig aus, sein Auto überschlug sich hoch in der Luft und krachte brachial auf die innere Streckenbegrenzung. Feuerball, Heck komplett zerfetzt - aber Dixon völlig unversehrt. Schwein gehabt!

Wehrleins nächster Nackenschlag

Ebenfalls einen Schutzengel - namens Tec-Pro-Barriere - an Bord hatte Pascal Wehrlein. In Runde 57 des Monaco GP versuchte sich Jenson Button mit einem überambitionierten Manöver innen in Portier am Sauber-Piloten vorbeizuquetschen. Es kam zur Kollision, der rechte Hinterreifen des Sauber rollte über den linken Vorderreifen des McLaren - das hebelte Wehrleins Auto komplett aus. Um 90-Grad gekippt rauschte der Sauber auf den Felgen in Richtung Barriere.

Ein Glück keine harte Leitplanke, Wehrlein schlug mit dem Kopf voran ein. Ausgerechnet Wehrlein, der wegen einer Rückenverletzung in Folge seines Crashs beim Race of Champions in Miami zu Beginn des Jahres außer Gefecht gesetzt war. Wehrlein konnte aussteigen und das Medical Center zügig verlassen. Ob diesmal wirklich alles glimpflich ausgegangen ist, steht jedoch noch nicht final fest. "Nächste Woche steht dann nochmal ein Check speziell wegen meines Rückens an", sagt Wehrlein.

Doppelsieg! Ferrari besiegt 16 Jahre alten Monaco-Fluch

Vettel beendete in Monaco eine 16 Jahre lange Durststrecke für Ferrari, Foto: Sutton
Vettel beendete in Monaco eine 16 Jahre lange Durststrecke für Ferrari, Foto: Sutton

Bis zum Wehrlein-Crash verlief der Monaco GP weitestgehend langweilig. Im ersten Stint sahen die Zuschauer eine regelrechte Prozession. Immerhin die Overcuts von Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo brachten zwischenzeitlich etwas Würze. Doch brauchte es in Monaco am Ende gar kein Racing-Feuerwerk wie in Indy, um Geschichte zu schreiben. Dafür reichten die Emotionen. Nach 16 Jahre hatte mit Sebastian Vettel am Ende erstmals wieder ein Ferrari in Monte Carlo gewonnen. Mit Kimi Räikkönen auf Platz zwei wurde sogar ein Doppelsieg daraus - der erste für Ferrari seit 2010, also auch der erste für Iceman & Lausbub bei der Scuderia. Ergriffen rangen alle um Worte. Räikkönen aber nur, weil er ziemlich bedient war. Stallorder bei Ferrari?

24h Nürburgring: Audi im Schnelldurchlauf: Himmel, Hölle, Himmel

Was für Szenen mal wieder in der Eifel! Auch in der 2017er Ausgabe bot das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ein hoch dramatisches Finale. Für den Audi #29 wäre es beinahe zur Tragödie geworden. Unangefochten führte der Land-Audi um Christopher Mies, Connor De Phillippi, Markus Winkelhock und Kelvin Van Der Linde die Langstreckenhatz bei brütender Hitze seit der vierten Rennstunde an. Was für eine Demonstration - selbst in der Nacht kein Anflug von Schwäche. Dann die letzten 90 Rennminuten - und auf einmal das Desaster: Keine Power mehr am Audi!

Ein Extrastopp ist nötig - aus eineinhalb Minuten Vorsprung werden genauso viele Rückstand. Der tragische Held des 24h-Ausgabe 2017 ist gefunden. Denkste! Plötzlich zeigt die Eifel, was sie kann: Wolkenbruch 30 Minuten vor der Zielflagge, die Land-Truppe reagiert sofort, holt Regenreifen. Der führende WRT-Audi und der zweitplatzierte ROWE-BMW verpokern sich mit Slicks, Land holt sich die Spitze zurück. Der Sieg. Wahnsinn!

NASCAR: Dillon triumphiert bei Wetter-Chaos in Ewig-Rennen

Nach einem Unwetter sorgte Austin Dillon im Sprit-Poker für eine Sensation, Foto: NASCAR
Nach einem Unwetter sorgte Austin Dillon im Sprit-Poker für eine Sensation, Foto: NASCAR

500 Meilen von Indianapolis? Darüber kann die NASCAR nur lachen! Mit den 600 Meilen von Charlotte stand Sonntagnacht das längste Saisonrennen der Saison auf dem Plan. Und das hatte es in sich: Nach 143 Runden musste das zweite Night Race der Saison wegen einer Sturm-Warnung unterbrochen werden. Erst nach zwei Stunden ging es endlich weiter. Was folgte war ein epischer Spritpoker bei insgesamt sechs Stunden Renndauer. Wer bei sowas gewinnt? Natürlich einer, mit dem niemand gerechnet hat! Austin Dillon, Enkel von Teambesitzer Richard Childress, schnappte sich seinen ersten Karrieresieg. Dale Earnhardt wirds im Himmel freuen. Dillon fährt seine legendäre #3.