In einem bis dahin ereignisarmen Monaco-Rennen wurde es in Runde 57 plötzlich hektisch. Doppelt gelbe Flaggen in Sektor zwei, kurz herrschte Ratlosigkeit, bis das Weltbild in Richtung Tunnel schwenkte. Plötzlich sah man ein Auto auf der Seite an der Bande liegen! Um wen handelte es sich? Es dauerte nicht lange, bis feststand: Es ist der Sauber von Pascal Wehrlein. Ausgerechnet Wehrlein, der bereits beim Race of Champions einen ähnlichen Unfall hatte und sich schwere Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule zuzog.

Banges Warten, bis endlich der erlösende Funkspruch kam. "Alles okay, aber ich würde gerne aus dem Auto raus", sagte der 22-Jährige in Richtung seines Teams. Doch zunächst mussten die Streckenposten das Auto wieder auf alle vier Räder stellen. Wehrlein kletterte raus und war scheinbar unverletzt. Aufatmen, auch bei Sebastian Vettel, der sich per Funk nach dem Befinden seines Landsmanns erkundigte.

Wehrlein: Versuch war dumm

Nun stellte sich die Frage, wie das passieren konnte. Ohne Fremdverschulden, so viel war schnell klar, konnte das eigentlich nicht geschehen sein. Und die Auflösung folgte bald. Jenson Button war der andere Beteiligte! Er befand sich im Zweikampf mit Wehrlein um Platz 18 und wollte in der Portier-Kurve innen am Deutschen vorbei. Dieser aber lenkte ein, sein Hinterrad und das Vorderrad Buttons berührten sich und Wehrlein stieg in die Luft.

"An dieser Stelle so einen Versuch zu starten, ist ziemlich dumm", fand Wehrlein gegenüber Sky deutliche Worte für das Manöver des Briten. Schon am Ende der ersten Runde kam es zwischen den beiden zu einem heiklen Moment. Beide wechselten bereits nach dem ersten Umlauf die Reifen und planten, das Rennen in der Folge zu Ende zu fahren. Die Sauber-Crew erteilte Wehrlein aber eine unsichere Freigabe, die beinahe zu einem Crash geführt hätte. Die Rennleitung belegte Wehrlein daher mit einer Fünf-Sekunden-Strafe.

Obwohl Button also einfach nur dicht am Deutschen hätte dranbleiben müssen, startete er diesen Angriff. "Seine Reifen waren komplett hinüber. Ich weiß das, weil ich denselben Satz Reifen nach dem Start aufgezogen hatte", rechtfertigte sich Button. "Ich hatte viel mehr Traktion, als ich aus der Kurve vorher kam. Ich dachte, ich würde innen vorbeikommen. Als ich dann rübergeschaut habe, war mir klar, dass er mich nicht gesehen hatte. Ich wollte noch zurückziehen, aber es war zu spät", schilderte Button die Situation aus seiner Sicht. Er selbst brach sich dabei die Aufhängung und rollte Ende des Tunnels aus.

Er habe schlicht nicht damit gerechnet, dass Wehrlein ihn übersieht, wie Button betont. "In diesen Autos hat man Probleme, richtig zu sehen, aber in dem Moment denkt man einfach nicht, dass man nicht gesehen wird, wenn man es innen versucht", sagte der Alonso-Ersatzmann. "Man will nie, dass ein Auto so hochsteigt, weil man nie weiß, ob der Kopf vielleicht irgendwo anschlägt. Das Wichtigste ist, dass Pascal okay ist", war auch für Button die Gesundheit seines Fahrerkollegen entscheidend.

Diese aber ist noch nicht ganz klar. "Alles gut soweit, nur die üblichen Rückenprobleme, die ich sonst auch habe. Ich wurde im Medical Center gecheckt, nächste Woche steht dann nochmal ein Check speziell wegen meines Rückens an", erklärt Wehrlein.

McLaren bleibt punktelos

Auch Stoffel Vandoorne schied aus, Foto: Sutton
Auch Stoffel Vandoorne schied aus, Foto: Sutton

Buttons Comeback also endete ohne Zielankunft, nachdem die eigentliche Pace des Teams deutlich besser war als in den letzten Rennen. Stoffel Vandoorne lag über weite Strecken immerhin auf Kurs erster Punkt der Saison für den Traditionsrennstall. Doch nach der Safety-Car-Phase quetschte sich Sergio Perez in Saint Devote am Belgier vorbei, dieser bekam die Kurve nicht mehr und rauschte in die Leitplanke, auch bedingt durch die kalten Reifen und Bremsen. "Es war hart, die Reifen und die Bremsen auf Temperatur zu bekommen, und ich hatte leider keinen Platz in Kurve eins", schilderte Vandoorne.

McLaren steht damit auch weiterhin bei null Punkten in dieser Saison. Dabei war Monaco die wohl beste Chance, Zählbares mitzunehmen. Beide Autos kamen in Q3, doch aufgrund diverser Strafen startete Vandoorne nur von Platz zwölf, Button gar nur aus der Box. "Das ist nicht das Ergebnis, das wir an diesem Wochenende wollten, aber es gibt einige positive Dinge, die man aus diesem Wochenende mitnehmen kann", sagte Vandoorne. Und auch Button stellte eine Besserung fest. "Ich werde Fernando erzählen, dass es Fortschritte gibt", kündigte er an.

Kurioses hatte die Rennleitung ein paar Stunden später zu vermelden. Jenson Button bekam für seinen Unfall mit Wehrlein eine Strafe von drei Strafplätzen für das nächste Rennen, an dem er teilnimmt. Man wird sehen, ob er diese jemals absitzen muss. Zudem wurde seine Superlizenz mit zwei Strafpunkten belegt.