Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Monaco in Monte Carlo gewonnen und damit einen Big Point im WM-Rennen gegen Lewis Hamilton gelandet. Nachdem Polesetter und Teamkollege Kimi Räikkönen das Rennen lange angeführt hatte, zog der Deutsche über die Strategie vorbei am Iceman.

Nachdem der Finne zuerst die Box angesteuert hatte, ließ Ferrari Vettel einige Runden länger auf der Strecke. Dieser Overcut sollte sich auszahlen: Vettel gaste an der Spitze an während Räikkönen durch zwei Überrundungen Zeit verlor - genug, um Vettel am Boxenausgang die entscheidende Nasenspitze Vorsprung zu bescheren.

"Wir hatten beide Probleme mit den Hinterreifen. Dann ging aber ein Fenster auf, weil Valtteri an die Box ging und Kimi reagierte. Ich hatte dann etwas Abstand und war nach zwei Runden überrascht, dass ich als Erster herausgekommen bin", kommentiert Vettel die Strategie.

Für Ferrari ist es der erste Sieg in Monaco seit Michael Schumacher 2001, zudem ist es der erste Doppelsieg für Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen als Ferrari-Teamkollegen überhaupt. Für Mercedes indessen ist es das erst vierte Rennen seit 2013, in dem keiner ihrer Piloten auf dem Podium steht.

Sebastian Vettel bescherte Ferrari den ersten Monaco-Sieg seit 16 Jahren, Foto: Sutton
Sebastian Vettel bescherte Ferrari den ersten Monaco-Sieg seit 16 Jahren, Foto: Sutton

Mercedes vs. Red Bull: Battle der Strategen

Hinter den unantastbaren Ferrari an der Spitze lieferten sich Red Bull und Mercedes ein Strategie-Duell, bei dem die Österreicher diesmal die cleverere Lösung fanden. Lewis Hamilton betrieb nach seinem Qualifying-Horror zumindest Schadensbegrenzung: P7.

Einen grauenhaften Monaco GP erlebten derweil Nico Hülkenberg und Pascal Wehrlein. Der Renault-Pilot schied bereits früh im Rennen mit einem Defekt aus, der Sauber-Fahrer erlebte einen üblen Crash mit Jenson Button, blieb augenscheinlich allerdings von schlimmen Verletzungen verschont. "Mal sehen wie es dem Rücken geht, ich werde nächste Woche wohl einen Scan machen müssen", sagt Wehrlein nach Besuch im Medical Center bei RTL. "Ich spüre auf jeden Fall etwas ..."

Das Podium: Hinter Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen komplettierte Daniel Ricciardo die Feierlichkeiten auf Monaco-Podium. "Eine super Leistung, Mercedes zu schlagen. Ich hatte Vertauen ins Auto - den ganzen Tag schon. Der dritte Platz ist gutes Ergebnis", sagt Red Bulls Christian Horner bei RTL.

Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo - die Top-3 in Monaco, Foto: Sutton
Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo - die Top-3 in Monaco, Foto: Sutton

Die Punkteränge: Damit rettete sich der Australier knapp vor Mercedes-Mann Valtteri Bottas und Teamkollege Max Verstappen ins Ziel. Carlos Sainz wurde Sechster vor Lewis Hamilton. Romain Grosjean, Felipe Massa und Kevin Magnussen komplettierten die Top-10.

Das sagen Vettel, Räikkönen & Ricciardo zum Rennen

Sebastian Vettel: "Unglaublich. Es war ein sehr intensives Rennen. Eigentlich hatte ich am Start schon die Hoffnung vorbei zu kommen. Aber Kimi hatte einen guten Start - da musst du vorsichtig sein. Im ersten Stint gab es dann eine schwierige Phase, es hat kurz ein wenig gerutscht und Valtteri ist ganz schön nahe gekommen. Aber mit dem zweiten Reifensatz lief es dann sofort richtig gut. Da habe ich dann gedacht, dass ich das Rennen gewinnen kann."

Kimi Räikkönen: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll .. Es ist noch immer Platz zwei, aber es ist nicht so toll. Manchmal passiert sowas. Eigentlich hätte mehr drin sein müssen. Kein schönes Gefühl. Aber für das Team ein gutes Ergebnis."

Daniel Ricciardo: "Nach gestern hatte ich das Gefühl, wir hätten noch viel mehr zu zeigen. Heute konnte ich es bestätigen. Heute habe ich meine Chance bekommen als Bottas und Max an die Box sind. Das konnte ich nutzen. Nach dem Safety Car hat es aber keine Spaß mehr gemacht, ich weiß nicht, ob ich da etwas am Auto kaputt gemacht habe."

Der WM-Stand: Sebastian Vettel (129 Punkte) baute seine WM-Führung durch den Sieg und das schwache Hamilton Ergebnis um 19 auf 25 Punkte aus. Dritter bleibt Valtteri Bottas mit 75 vor Kimi Räikkönen (67). Bei den Konstrukteuren stieß Ferrari Mercedes von der Spitze. 17 Zähler Vorsprung für die Scuderia.

Das Wetter: Wie erwartet etwas wärmer als im Qualifying. Rund 26 Grad Celsius Außentemperatur und mehr als 50 auf dem Asphalt bei strahlend blauem Himmel.

Die Alonso-Einlage: Große Unterhaltung erstmal direkt vor dem Start: Fernando Alonso funkte aus Indianapolis direkt ins Cockpit von Jenson Button! "Pass' mir auf mein Auto auf!" Buttons coole Antwort: "Ich pinkel' dir in den Sitz!"

Der Start: Dann aber Lights out in Monaco! Top-Start von beiden Ferrari. Kimi Räikkönen behauptete die Pole vor Sebastian Vettel. Keine Positionsverschiebungen direkt dahinter, nur die Red Bull touchierten sich leicht. Lewis Hamilton gewann zumindest eine Position. Sofort setzten sich die Ferrari von Valtteri Bottas ab.

Kimi Räikkönen behauptete am Start die Spitze, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen behauptete am Start die Spitze, Foto: Sutton

Der Rennverlauf: Nach dem Start entwickelte sich zunächst die übliche Monaco-Prozession. Überholt wurde nicht, quer durchs Feld große Abstände. Vor allem Ferrari gaste an der Spitze an, zog Bottas und den Red Bull etwas davon. Hamilton kletterte nach 16 Runden durch den Ausfall von Nico Hülkenberg in die Top-10. Durch die ersten Überrundungen kam die Spitze nach etwa 30 Runden wieder etwas enger zusammen, in eine Angriffsposition gelangte allerdings niemand.

In Runde 32 wurde es dann an der Spitze spannend: Red Bull wagte mit Max Verstappen den Undercut gegen Valtteri Bottas. Mercedes reagierte sofort, Bottas musste hart pushen, wurde ebenfalls an die Box zitiert. Mit Erfolg: Der Silberpfeil behauptete zumindest diese Position. Eine Runde später dann der Spitzenreiter an der Box: Kimi Räikkönen holte sich frische Pneus - anders als Bottas und Verstappen blieb er allerdings vor Carlos Sainz auf P3, hing allerdings erneut direkt hinter den schon zuvor überrundeten Button und Wehrlein, verlor so erneut womöglich entscheidende Zeit. Denn derweil gasten Ricciardo und Vettel gewaltig an, kamen nicht, wie üblich, direkt nach ihren Teamkollegen zum Service.

Durch die Ferrari-Strategie musste sich Kimi Räikkönen Sebastian Vettel geschlagen geben, Foto: Sutton
Durch die Ferrari-Strategie musste sich Kimi Räikkönen Sebastian Vettel geschlagen geben, Foto: Sutton

In Umlauf 38 dann der Stopp von Ricciardo, der sich tatsächlich durch den Overcut an Valtteri Bottas vorbeischob. Red Bull hatte Mercedes erfolgreich ein Schnippchen geschlagen. Noch eine Lap danach dann das Fernduell um den Sieg: Vettel an die Box! Und tatsächlich: Auch hier hatte der Overcut funktioniert. Vettel reihte sich knapp vor Kimi Räikkönen wieder ein, Ferrari hatte den WM-Leader elegant an Vettel vorbeigelotst. Die Entscheidung!

Für Lewis Hamilton indessen machte sich ein noch späterer Stopp bezahlt. Bis auf P7 spülte das den Briten in die Punkte. Schadensbegrenzung.

Bis ins Ziel änderte sich nichts mehr an der Reihenfolge. Zwar holte Ricciardo kurzzeitig stark auf Räikkönen auf während Verstappen dahinter Bottas unter Druck setzte, doch reichte es niemals für einen Angriff. Auch nicht beim Re-Start mit frischen Ultrasofts, die sich Max Verstappen in einer Safety-Car-Phase kurz vor Rennende geholt hatte (s. Die Zwischenfälle). Allerdings entwickelte sich ein zumindest enger Dreikampf zwischen Ricciardo, Bottas und Verstappen.

Die Strategien: Überraschung: Beim Start setzte einzig das Sauber-Duo auf die supersoften Reifen. Alle anderen - auch Lewis Hamilton - nahmen den Monaco GP mit den Ultrasofts in Angriff. Schon nach einer Runde kam Pascal Wehrlein aber als erster Fahrer zum Reifenwechsel und entledigte sich des Supersofts. Auch Boxengassen-Starter (Parc-fermé-Verstoß) Button kam - holte sich Supersoft. Alle anderen Piloten holten sich relativ gesittet zur Mitte des Rennens ihren zweiten Pflichtsatz ab - mehr als einen Stopp gab es wie erwartet nicht.

Die Zwischenfälle: Unsafe Release bei den ersten Boxenstopps von Button und Wehrlein. Sauber hatte den Deutschen extrem knapp vor dem Briten wieder in die Fast Lane geschickt. Dafür kassierte er eine 5-Sekunden-Zeitstrafe auf sein Rennergebnis. Button brachte das herzlich wenig - er hing hinter dem Sauber fest.

Nach 18 Runden musste auch Sergio Perez unplanmäßig die Box ansteuern. Der Mexikaner hatte den Frontflügel seines Force India leicht beschädigt. In Runde 29 dann beinahe ein Malheur von Max Verstappen. Der Niederländer fing einen Fahrfehler in der zweiten Schwimmbad-Schikane jedoch gekonnt ab.

Für Sorgenfalten sorgte gegen Rennende ein hochstehender Gullideckel bzw. aufbrechender Asphalt in Sainte Devote, zu einem möglicherweise rennentscheidenden Safety Car kam es dadruch jedoch nicht. Aber durch einen spektakulären Unfall von Pascal Wehrlein mit Jenson Button in Portier in Runde 60. Plötzlich fingen die Kamerabilder den Sauber um 90 Grad auf die Seite gekippt - Kopf voran - an der Leitplanke ein. "Ich bin okay, aber ich kann nicht aussteigen", gab Wehrlein nach kurzer Zeit des Schocks für alle Zuschauer per Funk Entwarnung.

Kurz vor Rennende dann noch eine Kollision zwischen Sergio Perez und Danill Kvyat in Rassecasse, bei der der Mexikaner dem Russen ins Auto gekracht war.

Die Ausfälle: Für den ersten Ausfall sorgte Renault. Ein laut Franzosen-Funk großes Getriebeproblem am Hülkenberg-Boliden nötigte den Deutschen dazu, die Kiste schon in Runde 16 in Portier abzustellen. Neben Pascal Wehrlein (s. die Zwischenfälle) musste auch Unfallgegner Jenson Button den McLaren bei seinem Kurzzeit-Comeback wenige Meter später abstellen. Noch während der SC-Phase sorgte Marcus Ericsson für den nächsten Ausfall, indem er in Sainte Devote in die Leitplanke fuhr. Beim Re-Start tat Stoffel Vandoorne es dem Schweden gleich, schied ebenfalls aus. Genauso Daniil Kvyat nach der oben genannten Kollison mit Perez. Am Casino rollte der Russe schließlich aus.

Die Analyse: Gegen Ferrari war in Monaco, wie von nahezu allen erwartet, kein Kraut gewachsen. Noch dazu hat es die Scuderia geschafft, WM-Leader Vettel elegant, also ohne extrem auffällige Teamorder, zu einem wichtigen Sieg zu lotsen. Denn: Lewis Hamilton betrieb mit P7 zwar Schadensbegrenzung, verlor so aber 19 statt nur 12 Punkte auf den Deutschen.

Die Top-Facts des Rennens

  • Sebastian Vettel gewinnt in Monaco
  • Erster Monaco-Sieg Ferraris seit 2001
  • Kimi Räikkönen macht Ferrari-Doppelsieg perfekt
  • Ferrari schleust WM-Leader elegant vorbei am Finnen
  • Red Bull trickst Mercedes an der Box aus
  • Schadensbegrenzung: Lewis Hamilton rettet sich auf P7
  • Hülkenberg mit Defekt raus
  • Wehrlein erst bestraft, dann mit fiesem Button-Crash
  • Ericsson und Vandoorne crashen in Sainte Devote