Sauber hatte beim Spanien GP fast keine neuen Teile am Auto, während die Konkurrenz große Updates gebracht hat - trotzdem war Barcelona für Sauber die stärkste Saisonleistung. Scheint, als würde Sauber keine neuen Teile brauchen...
Monisha Kaltenborn: Ich glaube schon. Man sollte jetzt nicht zu viel in das Rennen hineininterpretieren, aber es hat sicherlich vielen Kritikern gezeigt, dass das Auto vielleicht gar nicht so schlecht ist. Es hat Potential und das wird mit der Zeit auch alles weiter rauskommen. Wir haben aufgrund dessen, wo wir nach den ersten Rennen standen, gesehen: Das kann es nicht sein, wir haben uns mehr erwartet. Vor allem von der Aerodynamik und das weiß unsere Abteilung - ich hoffe, dass sie es so liefert. Das ist der erste Schritt und der größere sollte in Monaco kommen.

Wissen Sie, warum die Rennpace in Barcelona so gut war? Natürlich hat die Strategie geholfen, aber auch die Pace war stark.
Monisha Kaltenborn: Ich glaube nicht, dass die Strategie nur ein bisschen geholfen hat. Es war der Schlüssel des Erfolges. Das Auto ist wie gesagt nicht so schlecht und wir haben etwas auf der Aerodynamik-Seite gemacht - und da kommt auch noch mehr. Wir haben auch auf der mechanischen Seite ein paar Änderungen vorgenommen und wichtig ist, dass wir alles immer richtig zusammenbekommen. Es gehört auch das Quäntchen Glück dazu, das ist so. Aber dieses Mal hat alles gepasst.

Boxen-Strafe unausweichlich

Die Strafe für die Boxeneinfahrt hat Pascal dabei noch einen Platz gekostet. Wie haben Sie die Szene gesehen?
Monisha Kaltenborn: Den Bruchteil einer Sekunde ist die Aufforderung an den Fahrer zu spät rausgegangen. Das ist zwar unglücklich, aber es schmälert den Erfolg in keiner Weise. Es war ja Teil der Strategie und man wollte es auch dementsprechend abstimmen, wo man im Vergleich zur Konkurrenz steht. Im Nachhinein kann man kaum sagen, dass man etwas schneller hätte machen können, denn die Dinge passieren einfach so schnell. Es war fast gleichzeitig, dass die VSC-Meldung kam und er reinkommen sollte.

Am Samstag in Q2, im Rennen vier Punkte und sich auf der Strecke sogar gegen Carlos Sainz verteidigt. Das war ein Sahnewochenende von Pascal Wehrlein, oder?
Monisha Kaltenborn: Es war eine ausgezeichnete Leistung. Dass er Druck aushalten kann, wissen wir und da ist er auch sehr stark. Das Ergebnis ist auch sehr wichtig für ihn, denn er wurde in letzter Zeit sehr unfair kritisiert. Und die Kritik ging für mich in eine Dimension, die nicht nachvollziehbar war. Insofern hat er es ja gerade diesen unprofessionellen Kritikern gezeigt, die sich jetzt etwas Neues einfallen lassen müssen.

In der Konstrukteurswertung steht es nun vier zu null für Sauber gegen McLaren. War Barcelona da schon ein wichtiger Schritt?
Monisha Kaltenborn: Überhaupt nicht. Ein Team wie McLaren Honda darf man nicht unterschätzen. Was die an Erfahrung und Möglichkeiten haben, sei es finanzieller oder auch personeller Natur, sollten und werden wir nicht unterschätzen. Das war jetzt gerade mal ein Rennen und jetzt schauen wir mal, was beim nächsten Rennen ist. Denn dort haben sie genauso Chancen wie wir.

Eine kleine Randnotiz des Rennens war das Überholmanöver von Marcus Ericsson an Stoffel Vandoorne. Hat Ihnen das im Hinblick auf nächstes Jahr etwas Angst gemacht, wie leicht Marcus am Honda auf der Geraden vorbeifahren konnte?
Monisha Kaltenborn: Nein, denn kein Mensch weiß, was da in ein paar Monaten ist. Wir hatten mit unserem derzeitigen Motorenlieferanten 2014 auch ein sehr schwieriges Jahr und es wurde danach ein großer Schritt gemacht. Das war das erste Jahr des neuen Motors und ich bin da immer noch sehr entspannt.