Anfangs präsentierte sich Renault in den Trainings zum Grand Prix von Spanien 2017 noch als vierte Kraft hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull. Doch im Zeittraining gingen Nico Hülkenberg und Jolyon Palmer sang und klanglos unter. Am Freitag hatten die Piloten den Wind nur im Cockpit zu spüren bekommen, am Samstag machte er sich auch im Zeitentableau bemerkbar. Statt dem in den vergangenen Rennen schon zur Gewohnheit gewordenen Einzug ins Q3 gab es eine Klatsche von Williams & Co.

"Wo wir starten ist wirklich sehr enttäuschend", resümierte Hülkenberg, nachdem es nach drei Top-10-Startplätzen in Folge im Barcelona-Qualifying für ihn nur zum 13. Rang gereicht hatte - seinem schwächsten Resultat in der bisherigen Saison. Im 3. Freien Training schien er am Vormittag mit Platz sieben wie schon zuvor noch deutlich auf ein weiteres Q3 zuzusteuern: "Wir waren nicht so erfolgreich, wie wir erhofft und in gewisser Weise auch erwartet hatten", fügte er enttäuscht an. Während die Konkurrenz pünktlich zum Qualifying eine halbe Sekunde und mehr fand, ging bei Renault nichts.

"Wir sind langsamer geworden", so Hülkenberg weiter. Zwar war er im Zeittraining nicht wirklich langsamer unterwegs, doch in Relation zur Konkurrenz trifft er mit dieser Aussage den Nagel zweifelsohne auf den Kopf - denn er steigerte sich gegenüber dem Training lediglich um drei Zehntel. Tatsächlich langsamer als im Training war dafür sein Teamkollege Jolyon Palmer. Der Brite büßte auf seinem Weg zu Startplatz 17 eine halbe Sekunde gegenüber seiner schnellsten Zeit am Wochenende ein.

Hülkenbergs Teamkollege Jolyon Palmer war im Qualifying langsamer als im Training, Foto: Sutton
Hülkenbergs Teamkollege Jolyon Palmer war im Qualifying langsamer als im Training, Foto: Sutton

Wind bekommt dem R.S.17 nicht gut

Am Freitag lief es in Sachen Rundenzeiten für Hülkenberg noch wie am Schnürchen, doch der 29-Jährige äußerte bereits seine Unzufriedenheit über das Handling sowie Bedenken wegen der hohen Windempfindlichkeit des Boliden. Seine Vorahnung schien sich im Zeittraining bestätigt zu haben: "Wir haben am Auto seit dem Morgen nicht viel verändert, da es ganz gut lag. Der größte Unterschied zum 3. Freien Training waren die Außenbedingungen."

Neben höheren Temperaturen machte sich bei ihm der Wind noch stärker bemerkbar als am Vortag. "Der Wind ist im Moment ein schwieriges Thema bei uns. Wann immer er zunimmt, leidet unser Auto. Vielleicht mehr als die anderen", so Hülkenberg weiter. Die aus dem Ruder geratene Balance spürte er zwar, doch mit seiner eigenen Leistung war er dennoch zufrieden: "Ich bin sehr glücklich mit meinen Runden, besonders die letzte im Q2 war richtig gut. Aber mehr war heute nicht zu holen."

Unter dem Strich fehlten ihm auf der entscheidenden Runde im zweiten Qualifying-Segment anderthalb Zehntel auf den Einzug ins Q3, worüber Renaults Sport-Direktor Alan Permane alles andere als glücklich war. "Es ist frustrierend, denn ein paar Zehntel hätten uns in die angestammte Position gebracht", so der Franzose.

Wissenswertes über den Spanien GP in Barcelona: (01:06 Min.)

Renault benötigt neuerlichen Strategie-Kniff

Immerhin konnte Hülkenberg ausschließen, dass sich das Team bei den für das Rennen in Spanien gebrachten Weiterentwicklungen am Boliden vergriffen hat. "Die Updates funktionieren. Dass der Wind unserem Auto zu schaffen macht, haben wir schon zuvor gesehen", erklärte er. Für das Rennen muss sich Renault nun etwas überlegen, um in die Punkte vorzudringen.

In Sochi fuhr Hülkenberg zuletzt einen Mammut-Stint und kam erst nach 40 Runden zum Boxenstopp, wodurch am Ende der achte Platz heraussprang. In Barcelona bedarf es erneut einer cleveren Strategie, um das dritte Mal in dieser Saison in die Punkteränge vorzustoßen. "Die Reifen bauen wir mehr ab als auf anderen Kursen, also gibt es Möglichkeiten für unterschiedliche Strategien", zeigte sich Permane zuversichtlich.

Hülkenberg selbst hatte schon vor dem Qualifying angekündigt, dass auch von einem Startplatz außerhalb der Top-10 Punkte möglich sind, sofern er mit einer starken Startrunde den Grundstein dafür legen kann. Dementsprechend lässt er sich auch von dem Qualifying-Rückschlag nicht entmutigen: "Wir werden hart pushen und versuchen, morgen ein gutes Rennen zu fahren."