Mit dem Europa-Auftakt in Barcelona hatte Red Bull gehofft, nicht nur sinnbildlich wieder in den Windschatten der beiden Top-Teams Ferrari und Mercedes zu kommen. Nach dem Qualifying bleibt zu konstatieren: der Abstand ist tatsächlich geschmolzen, von Tuchfühlung kann man aber (noch) nicht sprechen. Max Verstappen auf Platz fünf fehlte noch etwas mehr als eine halbe Sekunde zur Pole. Nochmal fast genau so viel musste Daniel Ricciardo hinnehmen. Auch teamintern waren die Fronten also klar abgesteckt.

"Es war nicht der beste Tag. Der erste und zweite Sektor waren okay, aber im letzten Sektor hatten wir Probleme", bilanzierte Ricciardo seine Runde. Ein Blick auf die Zeitentabelle bestätigt diesen Eindruck im Vergleich zu seinem Teamkollegen. Vier Zehntel betrug der Unterschied. Verstappen wiederum hatte daher auch nicht viel zu beanstanden. "Das war ein sehr gutes Qualifying. Alles lief ziemlich glatt und ich denke, die Runde traf genau ins Schwarze", zeigte sich der 19-Jährige zufrieden.

Der letzte Sektor inklusive Schikane kam Daniel Ricciardo nicht entgegen, Foto: Sutton
Der letzte Sektor inklusive Schikane kam Daniel Ricciardo nicht entgegen, Foto: Sutton

Lob für die Updates

Insgesamt seien die Updates eine spürbare Weiterentwicklung, wenngleich sie nicht so umfangreich sind, wie gedacht. "Ich denke, überall ist eine Verbesserung bemerkbar. Das Auto hat eine bessere Balance, vor allem in der Mitte der Kurve und am Ausgang. Da hatten wir zuletzt Probleme", erklärt Verstappen die Unterschiede. "Jetzt ist es stabiler. Für mich war die Balance okay, jetzt müssen wir schauen, dass wir mehr Abtrieb generieren."

Während der Optimismus beim jungen Niederländer also unüberhörbar ist, konnte auch Ricciardo dem Ganzen - wenn auch gedämpfter - etwas Positives abgewinnen. "Updates geben nie Garantien. Man entwickelt sie zwar im Windkanal, aber bis man sie auf der Strecke hat, weiß man es nie. Selbst ein kleiner Fortschritt ist wichtig", hält er fest. "Wir hätten ja auch langsamer sein können im Vergleich zu Mercedes, schließlich haben sie ja auch Updates gebracht. Da hätte die Lücke auch größer werden können. Dass wir aber näher dran sind, ist wichtig und hält das Team motivierter", sagte der Australier.

Max Verstappen vernahm eine deutlich bessere Balance, Foto: Red Bull
Max Verstappen vernahm eine deutlich bessere Balance, Foto: Red Bull

Der letzte Schritt ist der schwerste

Den eigenen Ansprüchen, um die WM zu kämpfen, kommt Red Bull so aber keinen Schritt näher. Eine Sekunde hat man im Vergleich zu Sochi aufgeholt, was sicher aber auch an der komplett anderen Streckencharakteristik liegt. Eine halbe Sekunde ist aber dennoch noch ein Wort. "Es ist nicht so einfach, ein langsames Auto schnell zu machen. 1,5 Sekunden waren sehr viel. Nun sind wir bei 0,6 Sekunden, und die wettzumachen, wird nochmal ganz schwer", weiß Verstappen.

Dieser Abstand aber entsprach den Erwartungen von Daniel Ricciardo. Er wäre nur gerne selbst in der Position gewesen, erster Verfolger der Top-Teams zu sein. Groß Gedanken ob der klaren Niederlage gegen den amtierenden Barcelona-Sieger machte sich der Honigdachs aber nicht.

"Letztes Jahr hat er alle überrascht, aber heute weiß jeder, dass Max ein schneller Fahrer ist. Natürlich will ich mehr aus mir herausholen, aber es überrascht mich nicht, wie er die Qualifikationen fährt. Er ist schnell", zollt Ricciardo Verstappen Respekt. "Ich erwarte mehr von mir selbst, aber ich weiß, dass ich ihn nicht in jeder Session schlagen kann."

Während Red Bull im Qualifying ohnehin nicht zu den Favoriten zählt, schätzt man die eigenen Chancen im Rennen durchaus größer ein. Ob es aber bereits reicht, um die Ferraris und Mercedes anzugreifen, steht in den Sternen. Ich glaube, das hauptsächliche Duell wird sich zwischen Max und mir abspielen", so Ricciardo. Strategisch hat der Australier an den letzten Spanien GP keine guten Erinnerungen, er kann sich aber vorstellen, wieder etwas auszuprobieren. "Vielleicht teilen wir die Strategien auf, um Druck auf die zwei Top-Teams auszuüben. Es sollte ein interessantes Rennen werden", glaubt er.