13. Mai 2017, irgendwo in der Nähe von Barcelona. Die Formel 1 wurde Zeuge der wohl größten Wiederauferstehung der jüngeren Vergangenheit. Fernando Alonso legte vor seinem Heimpublikum ein fantastisches Qualifying hin und schaffte nicht nur den erstmaligen Einzug in Q3 in diesem Jahr, sondern stellte seinen McLaren-Honda gleich auf Startplatz sieben. Wie war dieses Wunder nur möglich?

Zur Erinnerung: Erst einen Tag zuvor platzte wieder einmal ein Honda-Motor, weil sich innerhalb des Aggregates plötzlich ein Loch auftat - nach 400 Metern! Training vorbei, Alonso ging Tennis spielen. Es war nur ein Defekt von vielen in diesem Jahr. Nun aber der große Lichtblick. Alonso, der schnellste Fahrer des Mittelfeldes. "Ich sagte es ja gestern schon, dass manchmal die Wochenenden schlecht beginnen, sich aber dann noch zum Guten wenden", so ein überaus stolzer Alonso.

Tatsächlich hatte er tags zuvor das ominöse Kürzel "Q3" bereits in den Mund genommen. Eine berechtigte Annahme oder eher Träumerei? "Bevor wir hierhergekommen sind, war Q3 ein Traum, aber keine realistische Option", sagte er. Doch bereits im zweiten Training am Freitag, als er immerhin ein paar Runden fahren konnte, hatte er ein gutes Gefühl.

Bereits am Freitag hatte Fernando Alonso ein gutes Gefühl, Foto: Sutton
Bereits am Freitag hatte Fernando Alonso ein gutes Gefühl, Foto: Sutton

Gutes Gefühl bereits am Freitag

"Wir haben gestern gesehen, dass das Auto Potenzial hat. Die Updates haben gut funktioniert, also war ich für heute mehr oder weniger optimistisch. Vielleicht nicht so optimistisch, dass es für Platz sieben reichen könnte. Aber das war einfach ein sehr guter Tag", schilderte der 35-Jährige.

Besonders stark präsentierte sich Alonso im Mittelsektor. Dort nahm er den Konkurrenten von Force India und Williams mit Abstand die meiste Zeit ab. Ein Indiz für die fahrerische Klasse des Spaniers, aber auch für die Stärke des Boliden in schnellen Kurven. Im engen Schlussabschnitt lagen sie jeweils fast gleichauf. Die große Schwäche des McLaren aber liegt im ersten Sektor. Dort kommt das Power-Defizit deutlich zum Tragen.

Oder war es doch vielmehr eine Glanzleistung von Alonso, die ihn in Startreihe vier brachte? Denn sein Teamkollege Stoffel Vandoorne hatte einmal mehr deutlich das Nachsehen und schied bereits im ersten Abschnitt der Qualifikation aus. Alonso aber beteuert, keine besondere Zutat gefunden zu haben. "Ich habe nichts anders gemacht als in den anderen Qualifyings. Das Auto hat mir jederzeit die Möglichkeit gegeben, zu pushen. Die Bedingungen waren schwer mit dem Wind, aber ich habe nie das Vertrauen verloren", lobte er.

Felipe Massa hatte nach dem Qualifying noch eine ganz andere Erklärung für Alonsos plötzliche Stärke, wie der Spanier berichtet. "Kurz nachdem ich angehalten hatte kam Felipe zu mir und meinte, der Indy-Test hätte mir geholfen. Da habe ich kurz überlegt, was es sein könnte. Vielleicht bin ich dadurch ja auf der Geraden schneller gefahren", scherzte er mit Blick auf sein erstes Oval-Erlebnis vergangene Woche.

Hält der Motor am Sonntag?, Foto: Sutton
Hält der Motor am Sonntag?, Foto: Sutton

Schwarze Sonntags-Serie durchbrechen

Im Moment der kurzfristigen Befreiung dachte Alonso auch an seine Mechaniker, die in den letzten Wochen Schwerstarbeit an seinem Boliden verrichten mussten. "Ich bin sehr glücklich für das Team. Sie haben einen tollen Job gemacht, denn sie wechseln quasi täglich die Power Units. Und ihnen mit den Resultaten etwas zurückgeben zu können, ist wichtig. Hoffentlich können wir uns morgen mit Punkten belohnen", blickt er voraus.

Denn Zählbares gab es für Alonso in diesem Jahr noch nicht. Im Gegenteil, denn er hat anno 2017 noch gar kein Rennen beendet. Entsprechend will er das Wochenende noch nicht zu früh feiern. "In der Vergangenheit hätten wir oftmals Punkte holen können und mussten das Auto dann aber abstellen. Hoffentlich ist das morgen nicht der Fall."