Renault mausert sich zumindest was die Pace auf eine Runde anbelangt immer mehr zur vierten Kraft hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull. Auch am Freitag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya zeigte Nico Hülkenberg wieder, was im R.S.17 steckt. Zu den lediglich anderthalb Zehnteln Rückstand auf den schnellsten Red Bull von Max Verstappen gesellte sich ein komfortabler Vorsprung auf die Verfolger von Williams und Co. Hülkenbergs Gefühl überzeugte ihn am ersten Trainingstag aber noch nicht vom großen Aufschwung.

"Auf dem Papier sieht es gut aus, aber das Gefühl im Auto ist leider nicht so gut, wie das, was auf dem Papier steht", so Hülkenbergs Fazit nach dem achten Platz im 2. Freien Training. Wie an den bisherigen Rennwochenenden in dieser Saison war er mit dem Verhalten seines Dienstfahrzeuges auch in Spanien bisher nicht vollends zufrieden: "Mit der Balance war ich nicht wirklich glücklich, auch wenn die Zeiten etwas anderes sagen."

Die Zeiten sprachen in der Tat eine sehr positive Sprache für die Werksmannschaft der Franzosen. Mit nur knappen neun Zehnteln war Hülkenbergs Abstand auf die Bestzeit von Lewis Hamilton verhältnismäßig überschaubar. Felipe Massa im schnellsten Williams lag stramme drei Zehntel hinter dem Hulk. Der jedoch ließ im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com durchblicken, dass es gleich mehrere Baustellen gibt: "Ich war heute weder auf einer Runde als auch auf dem Long Run besonders glücklich."

Hülkenberg und Renault waren am Freitag in Spanien an Red Bull dran, Foto: Sutton
Hülkenberg und Renault waren am Freitag in Spanien an Red Bull dran, Foto: Sutton

Renault: Alte Schwachpunkte trotz Updates

Gerade die Pace auf den Long Runs erwies sich in den bisherigen Rennwochenenden der Saison 2017 als Achillesferse des Renaults. Im Qualifying zeigte Hülkenberg mit zwei siebten Plätzen schon mehrfach, dass auf eine schnelle Runde mit dem R.S.17 zu rechnen ist. Im Rennen fiel man jedoch immer wieder hinter Williams und Force India zurück. Für den 29-Jährigen waren die Balance-Probleme trotz Updates daher ein altbekanntes Bild: "Es sind generell immer noch die gleichen Schwachpunkte. Es geht um die perfekte Balance, die wir das ganze Jahr über immer wieder finden müssen."

Dass sich die Schwächen seines Boliden stärker bemerkbar machten, könnte allerdings auch einen anderen Grund haben. Wie seine Konkurrenten bekam auch Hülkenberg am Freitag in Barcelona den starken Wind zu spüren: "Am Nachmittag war es sehr windig, wodurch die Aerodynamik sehr schwierig vorherzusehen und sehr unbeständig war. Es war dadurch ziemlich schwierig zu fahren", erklärt der Elftplatzierte der Gesamtwertung.

Aber auch die Streckencharakteristik könnte eine Rolle spielen. In Russland machte sich vor allem das Leistungsdefizit der Power Units von Renault bemerkbar. In Spanien, wo es besonders auf ein ausgewogenes Chassis ankommt, könnten sich dementsprechend andere Defizite auftun. "Manche Kurse legen die Schwächen eher offen, andere verstecken sie etwas. Hier werden sie vielleicht hervorgehoben", so Hülkenberg.

Wissenswertes über den Spanien GP in Barcelona (01:06 Min.)

Die Rennpace muss stimmen

Nachdem Renault seine guten Startpositionen in den Rennen bisher nicht gegenüber der direkten Konkurrenz behaupten konnte, könnte sich in Barcelona eine Chance bieten, dies zu ändern. Hülkenberg jedenfalls glaubt, dass der wenig Zweikampf-freundliche Charakter des Kurses ihm dabei in die Karten spielen könnte, ein gutes Qualifying endlich auch in ein entsprechendes Rennergebnis umzumünzen: "Ich denke, es ist möglich. Überholen wird hier sehr schwierig."

Ein weiteres starkes Qualifying-Resultat käme beim fünften Saisonrenne daher umso gelegener. "Ins Q3 zu kommen ist gut, denn eine gute Startposition ist hier sehr wertvoll", so Hülkenberg, der aber trotzdem nicht auf ein kompromissloses Qualifying-Setup setzen möchte: "Soweit würde ich nicht gehen, denn das Rennen geht immerhin über 66 Runden. Das sind viele Runden, in denen du auch eine anständige Balance haben musst, um eine konstante Pace zu haben."

Selbst wenn es mit dem Einzug ins dritte Segment des Zeittrainings nicht klappen sollte, ist für Hülkenberg aber noch nichts verloren. "Selbst von Platz elf kannst du noch ein gutes Rennen haben", ist er sich sicher. Dafür muss dann allerdings bei einem anderen Schlüsselmoment alles perfekt laufen: "Du brauchst dafür natürlich eine gute erste Runde."