Ein Gefühl aus 2016 schwebte über dem ersten Trainingstag in Barcelona. Mercedes scheint die richtigen Kniffe gefunden zu haben und verwies Ferrari in beiden Trainings recht deutlich auf die Plätze. Zwar konnte an die Dominanz der letzten Jahre noch nicht angeknüpft werden, doch die Souveränität sprach für die Silberpfeile. Drei Zehntel fehlten Sebastian Vettel auf die Tagesbestzeit von Lewis Hamilton. Teamintern musste sich Valtteri Bottas zwar in beiden Sessions geschlagen geben, der Rückstand aber bewegte sich jeweils unter einer Zehntel.

Updates funktionieren wie gewünscht

Die intensive Arbeit, die Mercedes in den letzten Wochen betrieb, scheint sich also gelohnt zu haben. Zwar ist der Freitag immer mit etwas Vorsicht zu betrachten, doch nicht nur auf eine schnelle Runde lag Mercedes vorne, sondern auch auf den Long Runs. Hat das silberne Imperium die aufmüpfige rote Rebellion also fürs Erste in Schach gehalten?

"Unser Ziel war es, herauszufinden, ob die neuen Updates alle gut funktionieren und das scheint der Fall zu sein", erklärte Bottas. Der Finne relativiert die gezeigten Leistungen jedoch noch ein wenig. "Noch ist es aber viel zu früh, um genau zu sagen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen. Bislang scheint jedoch alles gut zu funktionieren." Mercedes verblüffte die Beobachter bereits am Donnerstag, als die Ausmaße des Updates sichtbar wurden. Besonders die Frontpartie ist komplett überarbeitet.

Zudem erhielten sowohl Bottas, als auch Hamilton für den Europa-Auftakt jeweils eine komplett neue Power Unit. Diese soll vor allem im Bereich Zuverlässigkeit Vorteile bieten. Apropos zuverlässig: Mister Zuverlässig war in den letzten Jahren stets Lewis Hamilton, in Sochi zuletzt aber haderte er das gesamte Wochenende mit unerklärlichen Problemen. Die richtige Pace fand er nie.

Lewis Hamilton war äußerst glücklich über seinen Boliden, Foto: Sutton
Lewis Hamilton war äußerst glücklich über seinen Boliden, Foto: Sutton

Der Freitag in Katalonien war daher vielmehr nach dem Geschmack des Briten. "Das Team hat bei den Upgrades fantastische Arbeit abgeliefert und das Auto funktioniert genau wie erwartet. Das war für mich ein viel besserer Auftakt in das Wochenende als zuletzt in Sotschi. Darüber bin ich richtig happy", strahlte er nach seinen zwei Bestzeiten. Ganz so einfach war es für ihn aber nicht, denn wie viele andere Fahrer hatte er es am Nachmittag mit einer deutlich rutschigeren Strecke zu tun.

"In der zweiten Session veränderte sich die Strecke ziemlich stark. Sie war für alle viel rutschiger und auch langsamer, vor allem angesichts der Windböen", schilderte der dreimalige Weltmeister die Probleme. "Es war eine riesige Herausforderung, aber machte nichtsdestotrotz Spaß", hielt er fest.

Zufriedenheit herrschte auch bei Technik-Direktor James Allison vor. "Das war ein ziemlich guter Tag für das Team. Wir haben an diesem Wochenende einige neue Teile am Auto, die wir ausprobieren wollten. Wir mussten sicherstellen, dass alles gut funktioniert und das scheint der Fall zu sein", so Allison. Vor knapp zwei Monaten, als die Formel 1 in Barcelona ihre Wintertestfahrten absolvierte, sah sich Mercedes bereits mit einer starken italienischen Konkurrenz konfrontiert. Dieser Eindruck verfestigte sich in den ersten Rennen des Jahres.

Vor allem die Front am Mercedes ist komplett neu, Foto: Sutton
Vor allem die Front am Mercedes ist komplett neu, Foto: Sutton

Optimismus für das restliche Wochenende

Besonders die Leistung am Rennsonntag entsprach nicht den eigenen Erwartungen. Daher hält sich das Weltmeister-Team der letzten drei Jahre mit überschwänglichen Ankündigungen auch noch zurück, ohne den Optimismus aber grundsätzlich zu verbergen. "Es ist immer schön, das Wochenende auf positive Art und Weise zu beginnen. Aber die wichtigen Tage sind der Samstag und der Sonntag. Wir werden wie immer hart daran arbeiten, um mehr Performance zu finden", sagte Bottas.

Bestätigung erhält er von James Allison. "Auf dieser Strecke kann der Reifenabbau hoch sein. Entsprechend geht es uns darum, sicherzustellen, dass unser Auto sowohl auf längeren als auch auf kürzeren Runs gut ist. Wir glauben, dass wir in dieser Hinsicht besser aufgestellt sind als bei den Wintertestfahrten", so Allison, der ergänzt: "Wir haben definitiv einige Fortschritte erzielt und wir werden vorne mitmischen, wenn wir die gute Arbeit an diesem Wochenende so fortsetzen."