Ein Fünftel der Saison ist vorüber, die Zwischenbilanz kann sich für Sebastian Vettel absolut sehen lassen. Zwei Siege aus vier Rennen, WM-Führung mit 13 Punkten Vorsprung und das wohl wichtigste: alles aus eigener Kraft. So richtig geht die Saison aber jetzt erst los. In Barcelona gibt es die ersten großen Updates der neuen Saison. Mercedes hat bereits die eigene Mega-Lösung gezeigt, die erahnen lässt, wie ernst man in Brackley die neue Konkurrenz aus Maranello nimmt.

Ferrari kommt etwas konservativer daher, doch Vettel hat absolutes Vertrauen in die Design-Abteilung. "Ich denke, wenn man auf die bisherigen Resultate blickt, gibt es keinen Zweifel, dass wir die richtigen Leute an Bord haben, um ein siegfähiges Auto zu bauen. Das haben wir in zwei von vier Rennen bewiesen", stellt er klar. Und schickt hinterher: "Ich weiß, dass es immer noch dieselben Leute sind und sie werden uns die Updates bringen, die wir benötigen, um zu kämpfen."

Ferrari vs. Mercedes lautet das Mega-Duell 2017, Foto: Sutton
Ferrari vs. Mercedes lautet das Mega-Duell 2017, Foto: Sutton

Vettel dämpft überzogene Erwartungen

Bitter für Ferrari war der verpasste Sieg in Russland deshalb, weil man das erste Mal in dieser Saison von der Pole Position starten durfte. Auf dem langen Weg zur ersten Kurve inklusive Windschatten für die Verfolger war der theoretisch beste Startplatz in der Praxis aber fast sogar ein Nachteil. "Nur" die Plätze zwei und drei. Doch was heißt hier nur? "Trotzdem war es für uns ein sehr gutes Rennen mit beiden Autos auf dem Podium. Das wäre schon Meckern auf hohem Niveau", verlässt Vettel den Pfad der überhöhten Ansprüche.

In Barcelona wartet nun die Strecke, die in der Formel 1 als Referenz betrachtet wird. Faustregel: Wer auf dieser Strecke schnell ist, hat überall ein starkes Auto. Lange Geraden, schnelle Kurven, langsame Passagen - der Circuit de Barcelona-Catalunya bietet die perfekte Mischung. Nach dem perfekten Setup muss man dennoch nicht lange suchen, schließlich konnte man den eigenen Erfahrungsschatz bei den Testfahrten an gleicher Stelle anreichern. Diese dominierte Ferrari übrigens beinahe nach Belieben.

"Die Bedingungen im Mai sind etwas anders als im Februar oder März. Trotzdem hat man ein sehr gutes Verständnis, was das Auto hier braucht. So geht es allen. Wer sich am Ende durchsetzen kann, hat ein sehr starkes Paket. Wir hoffen, dass wir da anknüpfen können, wo wir aufgehört haben", so ein zurückhaltender Vierfach-Champion Vettel.

Eine wichtige Rolle kommt erneut dem Qualifying zu, denn der Kurs nahe Barcelona gilt - wie auch Australien und Russland - als eher überholfeindlich. Ein Trick im Ärmel der Scuderia könnte womöglich aber die Strategie werden, sollte Mercedes seine Souveränität im Qualifying zurückgewinnen. Sowohl in Melbourne, als auch in Bahrain sicherte sich Ferrari dank perfekter Boxenstrategie den Sieg.

Ferraris Vorschau auf den Spanien GP in Barcelona: (01:28 Min.)

Doppelte Silber-Rivalen: Fluch oder Segen?

Spätestens seit dem Russland GP muss sich Vettel nun aber mit zwei silbernen Siegfahrern auseinandersetzen. Nicht mehr nur Lewis Hamilton ist eine echte Gefahr, sondern auch Valtteri Bottas. Könnte das im WM-Kampf aber gar ein Vorteil sein, wenn sich die beiden Mercedes-Piloten gegenseitig die Punkte klauen?

"Es gibt Wochenenden, an denen es zwischen den Teamkollegen enger ist. Manchmal ist man vorne, manchmal dahinter, das ist normal. Man hat das gleiche Auto, manchmal fühlt man sich im Auto wohler oder hat einen besseren Rhythmus. Wenn man nah beieinander ist, ist es normalerweise gut", drückt er sich um eine klare Antwort.

Bis zu einer möglichen Zuspitzung der WM vergehen jedoch noch einige Monate. Kurzfristig lautet das Ziel für Ferrari, die starke Form der ersten Rennen zu halten und im Entwicklungsrennen mithalten zu können. "Es ist ein Rennen, für das wir ein paar neue Spielzeuge bekommen, aber es gibt auch andere Rennen bei denen wir neue Spielzeuge bekommen. Wir sind ziemlich verwöhnte Kinder", scherzte Vettel mit Blick auf die stetigen Weiterentwicklungen auch schon für Spanien.